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Tagebuch Silvanus
2005-10-02 14:50
Vaterkomplex?
Es gibt wenige Menschen, die ich zugleich so mag und mit denen ich doch so schwierig auskomme wie mein Vater.
Die letzten Tage dachte ich, er versteht, warum ich so selten da bin und erkennt vielleicht, dass ich mich trotzdem bemühe, ihm mehr von mir zu erzählen, auch wenn er oft so wirkt, als würde es ihn überhaupt nicht interessieren. Ich weiß auch, dass er Schwierigkeiten hat, sich emotional auszudrücken, und dass es da gar nicht wenige Gemeinsamkeiten zwischen uns gibt, auch wenn er das oft vergisst.
Aber heute hat er wieder wegen einer absoluten Nichtigkeit so einen Schwachsinn auf mich losgelassen, dass es einfach unglaublich ist, wie unsensibel man sein kann. Er hätte wenigstens EIN MAL nichts sagen können, denn wenn man nur will, kann man sich stattdessen über wirklich ALLES aufregen.
Stattdessen:
Ein ignoranter Anfall von sinnloser Möchtegern-Autorität.

Für Argumente völliig unzugänglich. Er diskutiert nicht- er regt sich vielmehr über meine angeblich ach so glattzüngige Art auf, wenn er nicht mehr weiter weiß. Redet mir sogar ein, dass ich gemeiner Hund ihm ja nur das Wort im Mund umdrehe. Als ob ich automatisch lügen würde, nur weil ich vielleicht manchmal ein bisschen zu wortgewandt für seinen Geschmack bin. Ganz anders er.
Er ist ehrlich (wenn er denn mal was von sich preisgibt), aber er denkt über seine Worte oft nicht nach. Scheinbar merkt er nicht, was er mit seiner Art manchmal kaputt macht (ich bin ja nicht der Hauptleidtragende, schließlich bin ich nur alle sechs Monate hier)- wieviel er doch erreichen könnte, wenn er nur ab und zu ein wenig umgänglicher und offener wäre. Denn eigentlich ist er ein toller Mensch, einer mit Idealen und Interessen, der aktiv ist und manchmal sogar absurd komisch.
Aber was meine Schwester und mich so besonders macht, hat er wohl seit unserer Pubertät ausgeblendet- ich kann das fühlen: Es gibt genug, worüber ich mit ihm nicht reden kann, mit meiner Mutter aber schon. Warum? Hat er kein wirkliches Interesse an uns? Oder meint er, uns nichts vermitteln zu können und muss sich quasi als Ausgleich dann wenigstens so kontrollfanatisch aufführen?

Jetzt ist er weg, hat mich an einem Nachmittag, an dem ich eigentlich gerne was mit ihm unternommen hätte, einfach hiergelassen.
Und ich bin sauer, aber auch traurig.

Ich mag es nicht, entwurzelt zu sein.

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