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Tagebuch Silvanus
2005-08-29 23:48
Romania IV (15. 8. - 19. 8.)
Montag mittags kamen wir beim Ikonenmaler C. in Poiana an. Es waren eine Menge Gäste da, Verwandtschaft seiner Frau, trotzdem wurden wir sehr zuvorkommend aufgenommen. Der Rest des Tages verlief gemütlich, wir tranken Tee und Kaffee in C.s Atelier und gingen anschließend Brombeeren sammeln auf dem Hügel hinterm Haus. W. und ich haben uns dabei lange mit I. unterhalten, eine hübsche Medizinstudentin aus Cluj (wie sie jetzt genau mit C. verwandt ist, weiß ich aber immer noch nicht, ich glaube mal sie ist eine angeheiratete Nichte oder so... na egal).
Am nächsten Morgen standen wir recht früh auf, da wir einen weiten Weg hatten. Seltsamerweise sind die Straßen in der Moldau trotz der schlechteren Wirtschaftslage um einiges besser als in Siebenbürgen, sodass A. mal richtig heizen konnte...
C. zeigte uns zunächst die Restaurierungsarbeiten (Bild) in der Kirche von Botosani, wo er selbst z. T.. arbeitet. Es war sehr beeindruckend, diese Malereien von 1496 zu sehen, meine erste größere Begegnung mit "ernstzunehmender" orthodoxer Malerei. Die ganze Kirche war ihnen mit einem Gerüst ausgekleidet, das in unzähligen Etagen bis in die Spitze des Vierungsturms führte. Es war wie eine düstere kleine Stadt, die Restauratoren wirkten fast wie Zwerge in einer Goldmine bei ihrer konzentrierten Arbeit. Der Garten umher wirkte mit seinen schönen Obstbäumen beinahe verboten paradiesisch im Gegensatz zur morbiden Aura des Kircheninnern. Aber auch die Kirche ist außen mit bunten Kacheln verziert, was trotz der 500 Jahre fast modern wirkt.


Als nächstes fuhren wir nach Sucevita, ein beeindruckend umwehrtes Kloster (Bild), dessen Kirche außen bemalt ist. Auch wirklich seltene Darstellung sind dabei, so lächelte mir vom Südwestvorbau herunter die Hure Babylon auf dem roten Tier entgegen. Ansonsten waren wir hier nicht allein wie in Botosani, sondern von recht vielen Touristen umgeben- dennoch ein wenig VIP, als C. uns unter den neidischen Blicken eines Häufchens Wallfahrer in den Altarraum schleuste, der wegen Restaurierungsarbeiten gesperrt war... ;)


Kloster Moldovita präsentierte sich recht ähnlich, allzu lange hielt es uns dort nicht, nachdem C. ein, ich zitiere, "Arschloch" aus seiner Lehrzeit nach sieben Jahren wiedergetroffen hatte.
Wir machten einen Abstecher nach Stulpicani, zu einer neu gestifteten Kirche (Bild), in der C. zwei Jahre als Maler gearbeitet hatte. Der Priester wollte uns gar nicht wieder gehen lassen, lud uns noch auf ein Gläschen Beerenschnaps ein, woraus dann ein wahrhaftes Festessen wurde, bei dem er uns offenbar gehörig abzufüllen dachte. Selbst A. konnte sich kaum rausreden, obwohl sie doch fahren musste (die Promillegrenze in Rumänien sind strikte 0,0). Zum Abschied wurden wir noch beschenkt, so dass es mir fast die Schamesröte ins Gesicht trieb. Und das ist bei mir nicht leicht... Es hatten sich auch einige alte Leute auis dem Dorf eingefunden, um uns zu sehen. Scheinbar war man hier auf uns "als Deutsche" sehr gut zu sprechen, das ging so weit , dass uns eine ältere Frau Anstalten machte, uns mit ihrer siebzehnjährigen Tochter zu verkuppeln, ganz angetan davon, dass wir Archäologen waren. Ich vertröstet sie auf nächstes Jahr, da sei ihre Tochter schließlich auch volljährig...


Am Mittwoch brachen wir erst gegen drei von Poiana auf. Der Abschied zog sich lange hin, auch mir fiel es nicht leicht, auch wenn C. mich innerhalb von zwei Wochen sicherlich zum Kettenraucher gemacht hätte. Ich hoffe, dass ich irgendwann einmal die Gelegenheit habe, mich bei ihm und seiner Familie für alles wirklich erkenntlich zu zeigen. Ernsthaft.

Wir machten uns auf den Rückweg, quer durch Nordsiebenbürgen. Spät abends passierten wir Bistritz, wo es schlimme Überschwemmungen gab. Die Straße lag teilweise noch etwa 10 cm über dem Wasser.
Wir zelteten kurz vor Klausenburg, wo wir noch den nächsten Vormittag verbrachten, ich im Archäologischen Museum, die anderen auf einer (erfolglosen) Shoppingtour. Hier konnte ich auch endlich meine Postkarten abschicken, die ich schon vor einer Woche geschrieben hatte.

Danach auf in Richtung Grenze. Dort erwartete uns ein Riesenstau. Während wir das Auto gelegentlich einen Meter vorwärts schoben und diverse Ramschverkäufer abwimmelten, hörten wir bei schönstem Abendrot M.s Kassette mit georgischer Musik. Mich machte es schlagartig entsetzlich traurig, wieder von hier fortgehen zu müssen.
Nach etwa einer Stunde hatte die rumänische Grenzwacht ein Einsehen und winkte uns an der Kontrolle vorbei, die Ungarn brauchten nochmal etwa genau so lange. Seltsame Stimmung, so im Niemandsland...
Eigentlich wollten wir durchfahren. Mir wäre es egal gewesen, obwohl ich eigentlich nicht im Auto schlafen kann, aber irgendwo in Österreich siegte die Stimme der Vernunft und wir schliefen ein paar Stunden auf einem Rastplatz. Ein unbeschreibliches Vergnügen übrigens, sich unter den Augen spießiger Familienurlauber aus dem Schlafsack zu räkeln.
Zu M.s Leidwesen war die bayrische Polizei diesmal nicht so heiß auf uns- er hatte sich extra in Fummel geworfen und diverse kleine "Überraschungen" im Gepäck versteckt. Schade.
Nach einem Willkommensessen bei A.s Mutter verbrachten wir einen allerletzten Absturz-Abend bei mir und brachten W. am nächsten Morgen, selig ermattet, zum Bahnhof. Hier muss ich Schluss machen, sonst breche ich vor lauter Fernweh in Tränen aus...

FINIS

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Kommentare

19:08 02.09.2005
Okeh, alles klar, mein Comp hat sogar die BIlder mitkopiert.
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19:00 02.09.2005
Nein, das Layout ist okay. Ich will ihn nur in Ruhe offline lesen können, bin ja eine langsame Leserin.
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23:30 01.09.2005
Kann ich machen, allerdings ist er omline verfasst, müsste ihn daher sowieso markieren und rauskopieren und das kannst du ja auch einfach selbst machen. Ist dann allerdings ohne Bilder, aber auch die kannst du ja kopieren oder hier anschauen.
Falls es irgendwie nicht geht, sag bescheid, dann mach ich es natürlich.
Immerhin möchte ich ja, dass du ihn auch liest... ;)
Ist es wegen meinem Layout oder weil er insgesamt zu lang ist?
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15:22 01.09.2005
Hey :)
Ich schäme mich zu fragen, aber würdest Du mir eine Text-Version Deines Berichts schicken? Ich will ihn wirklich lesen, aber es ist so stressig online...und ich glaube, ich kann mich hier einfach nicht richtig drauf einlassen. :(
Grüße, L. aka F.
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