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Tagebuch Silvanus
2005-12-09 20:33
Morgant
[Bild nicht gefunden]

Toulouse, Mai 1209

In den Weiten des gotischen Empfangssaales im Schloss von Raimond VI. verhallen die tiefen letzten Töne einer arabischen Laute.
Raimond der Vierte, der große Held des ersten Kreuzzuges 1099, keinen Tag älter aussehend als sein Enkel, erhebt sich langsam von seinem Thron und begrüßt seine toten Gäste.

Eisige, fast durchsichtig wirkende Hände setzen das Instrument sanft vor den übereinander geschlagenen Beinen in schweren Reitstiefeln ab.
Morgant streicht sich das lange schwarze Haar aus dem blassen Gesicht, seine blauen Augen folgen der Sklavin, die ihn eben von ihrer Vitae kosten ließ. Langsam erhebt er sich, gürtet sein Schwert, klopft den Staub der Krypta von St. Lazaire aus seinen blauvioletten normannischen Gewändern.
Sein Blick streift kurz über die Versammlung an der langen Tafel, die fremdartigen Gesichter. Und auch sie atmen nicht.

Nur mühsam streifen die okzitanischen Worte Raimonds seinen Geist, lange hat er die Sprache nicht gesprochen. Er hat sie gemieden- um zu vergessen, was ihm hier genommen wurde.
Raimond spricht von der Politik des Vatikans und dem Kreuzzug gegen die Katharer, von den Tausenden, die sich das "Heer Gottes" nennen, vor den Toren der Stadt. Sie alle, die Neuen, bittet er, sich vorzustellen.
Und wie interessant ihre Worte sind, wie sie versuchen, Würde zu bewahren im Angesicht des Todes.
Dann ist die Reihe an ihm.

"Früher war ich Alan ar Malansac, ein Neffe des Grafen von Morbihan, Vasall des Arthur von der Bretagne. Doch nennt mich Morgant. Heute bin ich nichts weiter als ein fahrender Trouvere und ein Bringer der Gnade, zu der Ankou mich erwählt hat.
Warum ich hier bin, weiß ich nicht.
Die Stadt brannte in meinen Träumen und die Schreie der Sterbenden verfolgten mich, bis ich ihrem Rufen nachgab.
Auch kann ich nicht sagen, ob ich auf eurer Seite bin. Ich tue, was mir aufgetragen wird, doch bin ich auf Seiten des Todes, ein Bote des Unvermeidlichen.
Denn wir alle sind es wert, zugrunde zu gehen."

Nach sechs Wochen Vorbereitung haben wir gestern endlich angefangen, unsere neue Vampire-Runde in Okzitanien zu spielen. Die Voraussetzungen waren gut, B. und C. besuchen ein Seminar über die Katharer, um die es hier hauptsächlich gehen soll. Ich selbst besuche eine Vorlesung über Friedrich II., in der ich mich viel mit der Politik dieser Zeit beschäftige.
Und meinen Charakter Morgant (zwei Bilder von ihm gibt's unter KonraddrakoN bei meinen Links) aus der Bretagne, den Boten des Ankou, habe ich schon seit Jahren, und wartete immer auf die richtige Gelegenheit, ihn zum Einsatz zu bringen. Das war sie nun. Es hat begonnen.
Kurz und gut, es hätte tausend Möglichkeiten gegeben, das ganze recht enttäuschend ausfallen zu lassen, aber das war es ganz und gar nicht. Die Athmosphäre stimmte, die Musik passte perfekt, die Geschichte funktionierte, und vor allem schaffte ich es selbst, meinen eigenen Anspruch zu erfüllen, was mein Auftreten angeht.
Wir spielten bis vier Uhr morgens, der Text oben nur mal als kleiner Ausschnitt. Ich hoffe, ihr kommt auf den richtigen Geschmack..

current mood: inspired, dark
current music: Pakt der Wölfe OST

Kommentare

21:44 06.01.2006
@ Neith
So kann ich das immer noch nicht stehen lassen. Was ich noch sagen wollte:
Dieser Text ist 1. Fiktion und 2. bin ich kein Sexist, nie gewesen.
Und: Wirklich NÜCHTERN, im Sinne von "sachlich", betrachtet ist nichts, aber auch GARNICHTS eklig.
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22:11 11.12.2005
das Bild von Morgant ist beeindruckend.. wirklich, wirklich schön.. ich mag deine Sachen eh.. hach ja.. und du erinnerst mich an wen.. schlimm..
so long!
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unbekannt
15:28 11.12.2005
Leben ist der Aufenthalt im Wartezimmer des Todes.
Warten wir also, bis wir an der Reihe sind...
*knuddelzZ*
B.S.


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12:39 11.12.2005
ok jetzt gehts :)
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12:39 11.12.2005
Ich kann das Bild nicht sehen :(
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21:21 09.12.2005
???
Entweder verstehst du nichts oder ich nichts.
Nur so viel: Es hätte genausogut ein Sklave sein können.
Du kannst mir gern eine PN schreiben, wenn du ernste Fragen hast.
Oder stell sie hier, wie du möchtest.
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20:56 09.12.2005
Sehr schön ... ist das die Symbolisierung männlicher Macht ...? Die Sklavin, die ihm von ihrer vitae gegeben hat? Ja, das wünschen sich die meisten: Das ganze auch noch so schön umzuformulieren. Die Wirklichkeit ist nüchtern betrachtet nämlich eklig und beweist, dass wir Menschen sterblich sind ...
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