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Tagebuch rispe
2018-06-17 00:45
Man muss nur mit offenen Augen und Ohren da sein
Gerade einfach wieder die Zeit und die Luft, die Lust und die Freiheit gefunden aus meiner Versenkung aufzutauchen. Eine lückenlose Reflexion der vergangenen Zeit ist gar nicht im Detail möglich, aber rückblickend gesehen, bin ich mehr als zufrieden, was ich da erleben durfte und wie ich es für mich selbst bewerkstelligen konnte.

Die letzte Prüfung war meine mündliche Prüfung und ich darf mir mal selbst auf die Schulter klopfen und sagen, dass ich tatsächlich eine 1 erreicht habe. Meine schriftlichen Ergebnisse lassen noch bis Anfang Juli auf sich warten, aber viel werde ich nicht befürchten müssen, bin ich eigentlich sehr gut in die Fächer gestartet.

Dieses Gefühl am morgen aufzuwachen und zu wissen, dass keine Lernaufgaben auf mich warten, dass ich mich einfach meinen Kindern widmen kann ohne groß schlechtes Gewissen haben zu müssen, dass ich meine schulischen Pflichten dabei vernachlässige, das ist einfach grandios. Ich fühle mich sehr frei - momentan.

Ich habe meiner Familie sehr viel zu gemutet, weiß, was sie mit tragen musste und bin unheimlich dankbar, dass sie mich so unterstütz haben. Leicht war es mit mir ganz sicher nicht immer, denn ich war schon sehr lerneifrig, war sehr pflichtbewusst und nahm Fehltage mehr als ungern in Kauf.

Wenn ich den direkten Vergleich zu vorher (also zu der Zeit vor meiner Ausbildung im pädagogischen Bereich sehe, so finde ich, das sich inzwischne einfach mehr Verstehe, was das Verhalten von mir oder anderen betrifft. Ich habe gelernt, wie ich mich und andere vor zu schneller Aburteilung schütze, wie ich nach Erklärungsansätzen suche und einfach auch mal Verständnis zeige ohne gleich reagieren zu müssen. Es tut gut zu wissen, dass der Schritt raus aus der käufmännischnen Ecke und in die menschliche, der richtige war, wie ich mich darin einfinden konnte. Diese Gefühl zu wissen, einen Beruf ergriffen zu haben, der einem Passion ist, das ist wunderbar.

Die letzten Tage und Wochen nun, werden in der Schule ein wunderbarer Ausklang sein, denn viele Leute, von Lehrern bis Schülern, sind mir unheimlich wertvoll geworden. Wir waren eine große, meist überaus hilfsbereite und harmonische Truppe und ich werde sie sicher ab und an vermissen.

Klar, der Strudel im Leben geht weiter. Zwar hab ich mich eingeschrieben, will weiter studieren, doch ob ich angenommen werde, das wird sich zeigen. Wenn nicht, dann werde ich ein Jahr als Fachkraft arbeiten und es im nächsten Jahr erneut versuchen. So wie das Leben die Karten mischt so ist es eben.

Meine Große ist nun auch kurz vor dem Abschluss, wird im Juli ein Jahr ins Ausland gehen und ich freue mich für sie, dass sie den Mut hat und diese Erfahrung machen kann und will. Es wird ihr sicher gut tun, um sich von Altem zu lösen und ihren Kopf für die Vielschichtigkeit der Welt zu öffnen. Noch kann ich mir das noch gar nicht recht vorstellen, dass sie dann nicht mehr in ihrem Zimmer sein wird, wenn ich mal den Kopf durch die Tür stecke, aber das gehört wohl dazu, das Loslassen und daran wachsen wir alle...

Ich bin der festen Überzeugung, dass der Weg den ich jetzt eingeschlagen habe, für mich vorgesehen war und so verhält es sich auch mit allem, was mir wiederfährt. Da gehören wilde und verrückte Geschichten dazu.

Als kleine Geschichte am Rande, wie mir das Leben immer so schön spielt:

Ich sprach mit einem Bekannten im letzten Jahr darüber, dass meine Mutter im Krieg geflüchtet war, als Sudetin, und wo sie in einem kleinen Walt untergebracht wurde. Dort standen gerade mal 3 kleine Fachwerkhäuschen, vernab von allem, mitten im Walt. Er erzählte mir, dass er vor Jahren einen älteren Herren getroffen hatte, der dort wohl ebenfalls untergebracht war und er wohl regelmäßíg noch in der Nähe Urlaub macht. Tja, dieses Jahr traf er diesen Mann wieder und vernetzte uns. Es wurden Telefonnummern ausgetauscht, der Mann und ich telefonierten und verabredeten uns miteinander. 2 Tage nach unserem ersten Telefonat kam er - inzwischen 80 - mit seiner Frau mit dem Wohnmobil zu mir aus Wochenendgrundstück und es war wunderbar. Ein Zeitzeuge. Meine Mama konnte mir von den Gegebenheiten ja nichts mehr berichten. Die Chemie zwischen ihm, seiner Frau und uns allen als Familie stimmte. Es herrschte ein vertrautsein, in der irrsinnigen Tatsachen, dass wir Fremde waren. Wir umarmten uns und wir redeten über unser Leben. Sein Leben war so bewegt, dass man es hätte verschriftlichen müssen. Ein Junge der mit seiner Mama aus Berlin floh, in der Fremde verstarb diese und er als Waise, der sich dann hochkämpfte, seine Schule nachholte, studierte und Pädagoge und Diakon wurde. Ein fantastischer Mensch. Und was soll ich sagen, ich durfte ihn kennenlernen und wir hatten Berührungspunkte, trotz verschiedener Zeitzonen, in denen wir aufwuchsen.

Das tolle am Leben ist, dass es so unglaublich viele tolle Menschen gibt, die, nimmt man sich die Zeit, einem für vieles die Augen öffen können und einem Demut und Ehrfurcht vor ihren Erfahrungen schenken können. Man muss nur mit den Menschen reden und sich für sie öffnen und mit ihnen versuchen eins zu werden

Kommentare

23:09 17.06.2018
schön, wieder was von dir zu lesen und dass es gut läuft für dich!
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20:01 17.06.2018
Glückwunsch!!!

Schön von dir zu lesen
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rispe Offline

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2018-06-17 00:45