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Tagebuch seltsam
2006-12-13 15:54
Für immer Übelkeit
Weihnachten kommt. Du bist gegangen.
Dein letztes Weihnachten wohl nicht so wie es hätte sein sollen. An deinem letzten Weihnachten hast du wohl schon Abschied genommen, deine Seele in Koffer gepackt und dich für die Reise fertig gemacht.
Was hast du wohl gedacht, an Weihnachten? Daran das es dein letztes sein wird. An das erste Weihnachten danach?
Hast du geglaubt das es schon am darauf folgenden Weihnachten nicht mehr so schlimm sein wird? Für deine Eltern, deine Schwestern, deine Freunde und die Menschen, die dich mehr geliebt haben als du dir je erträumt hast?
Es ist Jahre her das wir Weihnachten zusammen verbracht haben. Jahre lagen dazwischen in denen keiner von uns beiden an den anderen gedacht hat.
Aber jetzt denke ich an dich. An unsere Weihnachten. An das Gerenne zu allen Verwandten. Heiligabend bei meinen, den ersten Feiertag bei deinen Eltern und den 2. bei deiner Verwandschaft. meist zum Frühstück oder Kaffee zu deinem Vater.
Meine Fresse, Hase, hast du daran gedacht wie es für deine Eltern sein wird? Für deine Eltern!
Ich gehe jeden tag über den Weihnachtsmarkt und denke oft daran, wie wir damals über den Weihnachtsmarkt gegangen sind.

Aber das komische ist, dass es ein komisches Gefühl ist. In mir drin.
Es ist wieder Winter. Und ich habe Angst davor. Der Sommer mit seiner Wärme hat den Schrecken ein wenig kleiner gemacht. Die Sonne die Kälte ein wenig aus mir herausgezogen.
Die laue Luft und die gleissende Helligkeit haben weh getan. Es war die Zeit unserer Zeit, ich habe diesen Sommer an alle Sommer gedacht. Gerüche gerochen die ich kannte, Lichter gesehen die erinnern und an Erlebnisse gedacht die weh tun.
Aber nun kommt der Winter. Du hast dir im Winter das Leben genommen. Bist in eisiger Erde begraben worden. Schnee hat dein Grab bedeckt. Schneidend kalt war die Luft in deiner Andachtskapelle. Scharf, stechend und übelkeiterregend rochen die Kränze, die Gestecke und Sträuße.
Den mit den blauen Rosen vergess ich nie.

Ich habe jetzt schon Angst vor der ersten Gedenkfeier.
Von nun an wird jedes Jahr mit Tränen, Erinnern, Kränzen, Kerzen und Übelkeit beginnen. Für immer. Es wird mit der Zeit leichter, es werden weniger Tränen. Aber die Übelkeit bleibt.

Der weihnachtsliche Duft von Tannengrün vermischt sich mit kindlichen Erinnerungen an Weihnachten und Winter. An Zauber und von innen wärmendes Kerzenlicht. Und an deinen Sarg mit deinem dem Verfall überschriebenen Körper darinnen. Mit Kälte, Tränen und brennendem Schmerz. Mit Schmerzen die von innen kommen, krampfartig und müde machend. Mit dem Gedanken an den Friedhof, der idyllisch und fast einlandend im Sommer daliegt. Der im Winter kreischt und doch fast magnetisch ist.
Für immer wird sich dieser Duft mischen und drehen und mich schwindelig machen. In meinem Kopf ein Karussel der Erinnerungen starten lassen.
Und mit einer einfachen aber immerwährenden Gewissheit, marmorschwer, dass du nie wieder kommst.

Tags

trauer 

Kommentare


unbekannt
20:13 26.01.2007
Is des dein freund der gestorben is? ich weiß wie schlimm des is!!!

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2006-12-13 15:54