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Tagebuch seltsam
2006-11-15 10:07
Danke für die Hilfe
Freitagabend war ich mit Dirk in unserer alten Stammkneipe eins trinken. Lustig wars. Wir haben eins nach dem anderen gekippt und seine Ex dazubestellt. Mittels meiner rhetorischen und psychologischen und sonstwie gearteten Fähigkeiten wollten wir sie (also beide) dazu bringen, mal miteinader zu reden und einfach n schönen Abend haben.

Der Abend war lustig und feuchfröhlich schön, bis ich aufs Klo ging. Das Klo neben mir war besetzt und abgeschlossen, aber es war nix zu hören. Komisch, denk ich. Ich bin fertig und lungere noch aufm Klo rum, damit Dirk und Ex noch reden können. Aus dem Nebenklo immernoch keine Geräusche.
Kooomisch, denk ich. Ich stelle mich davor, gehe in die Knie um unter dem handhohen Spalt etwas sehen zu können. Warum ich das gemacht hab weiss ich nicht. Ich sehe ein paar Tropfen Blut auf der Erde. Oh je, denke ich.
Als auf meine Fragen keine Antworten kommen, hole ich den Besitze zum öffnen der Tür. Als der Versuch von innen abgeblockt wird ist klar, da drinnen versucht jmd., einen ganz große Fehler zu machen.
Besitzer holt Zange, bricht Klo auf. Lebensgefährtin von Besitzer fällt halb ohnmächtig vom Klo. Mit fast aufgeschnittenen Pulsadern. Hat ne Glasscherbe mitgenommen.
Hat aber so dermaßen danebengeschnitten, dass es sicher ist das sie gar nicht sterben wollte.
Glück gehabt. Trotzdem traurig.
Und ich frage mich, warum ich das überhaupt bemerkt habe, die Geräuschlosigkeit vom Nebenklo.
Ich bin mir sicher das er es war. Der mir dieses Gefühl gegeben hat. Denn auf dem Klo, während ich dort rumlungerte, wars mir plötzlich seltsam. ich war nicht lange da, soo schön ist das Klo nänlich nicht. Vielleicht 3 Minuten.
Aber 3 Minuten, die es hoffentlich verhindert haben, dass ein weiterer Mensch in diesem Dorf einen unwiederruflichen, nur von Tränen und Nachrufen begleiteten Fehler macht.

______________
Danke Hase! Danke dafür, danke dass meine Sinne geschärft und meinen Verstand genutzt hast um der Frau zu helfen. Und auch dem Besitzer. Wir haben noch von dir gesprochen.
Dein alter Chef war auch da. Auch nicht ihm habe ich gesprochen. Über dich. Das erste Mal. Und er war ehrlich, denke ich. Wie alle.

Ich hoffe du wachst über das Dorf und seine Menschen. Du bist der beste Schutzengel den sie...wir haben können.
______________

Seit 9 Monaten tut es noch weh. Fürchterlich weh. Kein Vergessen, kein Verblassen.
Nicht wie das Herbstlaub, das seine kräftigen Farben nach und nach verliert, im Regen auf dem Asphalt auswäscht und schliesslich nur noch ein Gebilde aus grauem Tüll ist, der wie ein alter Trauerschleier daliegt und nur noch erinnert an das, was war.
Nein. Es ist winterlicher. Schneidend und doch stumpf.
Es ist wie ein buntes Herbstblatt. Eingefroren in einem bleiglänzenden See. Im Eis des Winters, im Eis des Herzens und derSeele festgehalten. Im Winter der Trauer wie Schmerzensfarben immer und immerwieder erlebend. Neu fühlend und doch bekannt bedrückend.
Und doch bist du in jedem Blatt am Baum, beschienen von der ewigen Sonne. Bedacht und in Szene gestzt mit goldenem, verheissungsvollem Lichtstrahl von dort, wo du zu sein scheinst. Aus der Ferne, aus dem Himmel und dem Nichts.
Ungreifbar. unnahbar. Aber überall und elementenfrei.
Endlich gewesen und ewig auf immer.
Überall und ungreifbar fern.

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trauer 

Kommentare

13:37 08.12.2006
Das Tagebuch von dir hab ich noch nie gesehen Du arme... tut mir so leid.
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unbekannt
12:31 15.11.2006
Gänsehaut.. gut, dass du so fühlst.. gut, dass er über euch wacht.

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unbekannt
12:11 15.11.2006
das ist wunderschön
mehr kann ich nicht sagen...


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2006-11-15 10:07