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Tagebuch Scheinheilige
2014-03-08 17:10
#aboutLife - 15 - den Tod voraus fühlen?

Es klingt so wahnsinnig absurd .. und ich bin selber noch völlig verwirrt
Ich bin ja ein von Natur aus fröhlicher Mensch.
Ich liebe mein Leben, und das was es mir gibt (egal ob gut, oder schlecht)
Es gibt sehr, sehr wenige Dinge, die mich aus der Fassung bringen, weil ich immer alles positiv sehe & nach dem Motto lebe: "Am Ende wird alles gut. Und ist es nicht gut, ist es noch nicht das Ende."

Allerdings gab es in den letzten Wochen wahnsinnig häufig Momente, in denen ich vom Tod träumte.
Meine Großmama (83 Jahre alt) lebt schon bei uns, seit ich denken kann. Sie war noch nie kerngesung (jedenfalls nicht, dass ich mich daran erinnere). Sie hatte immer schon Probleme mit dem Rücken, den Beinen & dem Blutdruck.

Und zwischen Anfang November bis vor wenigen Tagen hatte ich immer wieder seltsame Gefühlsausbrüche und Träume.
Träume, in denen meine Großmama auf verschiedenste Art & Weisen starb - aber immer war Blutverlust der Grund.
Am absurdesten war der Traum, dass ein Vampir sie ausgesaugt hat (ich hasse diese Kitsch-Vampirfilme von heute)

Wenn ich arbeite, bin ich unter der Woche nicht in München, sondern wohne bei meiner Arbeitsstelle in der Nähe.
Ich habe vor knapp einem Monat erfahren, dass meine Großmama ins Krankenhaus musste, weil es ihr sehr schlecht ging (Genaueres weiß ich nicht, und ich habe mir auch nicht großartig Sorgen gemacht, denn sie war sehr, sehr oft im Krankenhaus, wegen Kleinigkeit(quasi))
Allerdings war das nur für wenige Tage.
Diesmal kam sie ins Krankenhaus am 02.02.14 und wurde letzten Dienstag am 04.03.14 entlassen.
Sie hatte eine Operation im Bauch und sie fühlte sich am Dienstag sehr gut. 
Sie sah auch gut aus.

An jenem Abend war ich auf einer Faschingsparty, wo ich dann gegen Mitternacht den Anruf von meiner lieben Mutter bekam, dass sie den Notarzt raus rufen mussten, weil meine Großmama beim Stuhlgang Blut verloren hätte.
Die Sorge war sofort in mir ausgebrochen.
Allein bei dem Wort "Blut" hatte ich das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen.

Der Notarzt meinte allerdings nur, es sei der Stress.
Mir kam das ziemlich seltsam vor. (Man blutet während einem Stuhlgang, wenn man gestresst ist...?)
Jedenfalls habe ich mich die nächsten Tage um meine Großmama gekümmert, denn ihr ging es immer schlechter. Der Blutdruck war extrem niedrig, sie klagte, dass ihre Beine taub wären - sie konnte nicht gehen & nicht stehen. Selbst beim Sitzen hatte sie Schwierigkeiten.

Ich konnte sie also keine Minute aus den Augen lassen. Ich warf den Haushalt, während ich immer wieder in ihr Zimmer sah. Ich machte ihr essen, Tee & bekam von der lieben Friederieke (der Frau, die ich im Zug kennenlernte - wer nicht weiß, wen ich meine, lese einfach meinen Eintrag "Begegnung".)
Bekam von der lieben Friederieke tolle, wirksame Tipps, für eine Hand und Fuß-massage, die diese Betäubung aufheben sollte (hat sogar geklappt!)

Ihren Füßen ging es dann an dem Tag wieder gut.
Am nächsten Tag war alles wieder im Keller.

Ich hatte am Mittwochabend einen seltsamen Gefühlsausbruch.
Ich lag im Bett, mir ging es gut, ich war zufrieden mit dem Tag, wie immer und war kurz davor mit einem Lächeln auf dem Gesicht einzuschlafen (ja, trotz den Umständen mit meiner Oma)
Bis auf einmal - von einer Sekunde auf der anderen - die Tränen aus mir herausbrachen.
Ich hatte Panik, Schmerzen. (Innerlich). Ich hatte keine Ahnung wovon es kam, aber ich habe geweint, wie an dem Tag, dem Tod meiner Tante (vor einigen Jahren). Nur für wenige Minuten/Sekunden. Dann war wieder alles gut.
Ich fühlte mich wahnsinnig furchtbar. Ich hatte das Gefühl vor Schmerz & Angst zu zerfallen, ohne dass mich diese Gefühle doch richtig "erreichten"...

Am Freitagvormittag.
Meine Oma ging es an dem Tag besonders schlecht (07.03.14)
Ich habe ihr geholfen auf die Toilette zu gehen, dort bekam sie dann eiskalten Schweißausbruch. Sie fing an zu jammern, ihr ginge es so wahnsinnig schlecht.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. 
Sie fing an, ihre Hände nicht mehr zu fühlen, ihre Beine nicht mehr zu fühlen.
Ihre Lippen wurden schneeweiß.
Angst keimte in mir auf, als ich sagte, sie solle sofort aufstehen, ich sie von der Toilettenbrille hievte und sah, wie viel Blut sie verloren hatte.
Da war es aus mit meinen Nerven.
Ich rief den Notarzt.
Es waren im ersten Moment "nur" drei. Eine junge Frau, ein Auszubildender und ein älterer Mann.
Sie handelten sofort & die erste Frage der jungen Frau war auch: "Sind ihre Lippen immer so weiß?"
Sie hievten sie mit Müh' auf einen Stuhl im Vorzimmer.
Lauter Geräte standen um diesen Stuhl herum, ich hörte nur das Piepsen, die Hektik, die ganzen Fragen die sie sich gegenseitig stellten.
Ich hielt die Hand meiner Großmutter (sie war eiskalt)...sie wurde immer blasser. Irgendwann sah sie beinahe aus wie einer Leiche.
Dann fing sie an vor Schmerzen zu schreien.
Als sie sagte: "Ich sterbe, ich sterbe"
Da hatte ich endgültig all meinen Mut verloren.
Ich brach in Tränen aus und hatte das Gefühl, den Notärzten mit einem eigenen Zusammenbruch auch noch zur Last zu fallen.
Es trafen weitere Notärzte ein. 
Insgesamt standen nun acht Menschen in rot und weiß in unserem Haus.

Meine Oma verblutete.
Ihre Hose war schwarz verfärbt vom Blut, das aus ihr lief, es tropfte auf den Boden.
Sie wurde sofort ins Krankenhaus gebracht.
Instensivstation. 
Ich bekam nichts mehr wirklich wahr, als hätte sich meine Seele von dem ganzen Horror der gerade passierte, getrennt.
Das Blut lief ununterbrochen aus ihr heraus - irgendwann konnte sie kaum noch atmen.

Im Krankenhaus bekam sie Bluttransplantation. 
Ihr ging es ganz langsam und schleichend besser - aber nicht gut.
Ich hatte innerlich einen Tornado in mir. Die ganze Zeit hatte ich nur die Bilder aus meinen Träumen in meinem Kopf.

Heute geht es ihr schon wieder etwas besser.

Die Ärzte sagen nur, sie hätte Dank mir überlebt. Hätte ich den Notarzt nur zehn Minuten später gerufen, wäre sie tot - sie wäre verblutet.

Der Schock sitzt tief, und ....ich weiß nicht, wie ich mit dem Geschehen umgehen soll.
Mein Kopf ist wie ein Karussel. Es kreisen ununterbrochen Gedanken, Fragen & Bilder herum, die ich einfach nicht zu fassen bekomme.

Ich war noch nie ein spiritueller Mensch. Ich glaube zwar an Schicksal, etc.
Aber am meisten zählten für mich immer Daten, Fakten & Statistiken.
Ich war ein purer Realist.
Aber seit gestern .....
..kann ich nicht mehr glauben, dass diese Träume, diese Gefühlsausbrüche & dann der "Knapp-Tod" meiner Oma (durch Verbluten) tatsächlich "nur" Zufall sein kann.

Was denkt ihr? Und was kann ich machen, um mich von diesen verfluchten Gedanken loszureißen? Ich kann nichts mehr in Ruhe machen.
In mir bebt alles.

Apropos: Es wurde herausgestellt, dass bei der Operation meiner Oma im damaligen Krankenhaus etwas schiefgegangen ist. Sie wurde verletzt und die Wunde ist nicht verheilt (Daher kam das ganze Blut)
Sie nannten es eine "Magendarm-Blutung"

Ich danke ... (einem Gott, an dem ich nicht glaube), ich weiß nicht, wem oder was ich dieses Glück danken soll....ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt danken soll.

ach übrigens: diese Gefühlsausbrüche & Träume sind seit dem weg. Als wären sie nie gewesen.


Mir ist auf jeden Fall klar geworden: irgendwann ist es zu spät jemandem zu sagen, wie sehr man ihn liebt...

 

Kommentare

07:29 09.03.2014
hm also wenn du an schicksal glaubst bist du per definition schonmal kein purer realist, das schliesst sich nämlich gegenseitig aus.
vielleicht willst du einfach für dich klarmachen, zu welcher seite du wechselst? du könntest es auch so hinnehmen, dass es solche dinge geben kann aber nicht muss. eigentlich muss man sich da nichts entscheiden, denn solche phänomene passieren eigentlich nicht immer und zuverlässig.
vielleicht solltest du einfach mehr auf deine innere stimme hören?
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18:05 08.03.2014
Ich bin auch eher ein Mensch, der Übersinnliches belächelt und mit Esoterik nicht viel am Hut hat...
Allerdings habe ich auch zwei Erlebnisse gehabt, die mich grübeln ließen/lassen:
Einmal habe ich, völlig außer der Reihe und entgegen aller Routinen, meinen Vater besucht, der laut Arzt eine Erkältung hatte. Um's kurz zu machen: er wäre zwei Stunden später tot gewesen, wenn ich ihn nicht gefunden und ins KH geschafft hätte. Er lebte dann noch 12 Jahre...

Ein anderes Mal rief ich mitten in der Nacht meinen erwachsenen Sohn an, der zum Feiern unterwegs war. Das habe ich vorher und nachher nie getan - warum auch? Wenn er feiern ist, kommt er erst gegen 5 oder 6 Uhr nach Hause... In dieser Nacht hatte er wenige Minuten vor meinem Anruf einen Unfall gehabt und war dem Tod so nah, dass die Polizisten seinen Freunden verboten hatten, mich zu informieren. Man wollte lieber einen Psychologen zu mir schicken. Mein Sohn hatte unglaubliches Glück und ist wieder ganz gesund geworden...

Warum ich beide Male dieses Drängen in mir hatte, dass ich Kontakt aufnehmen musste? Keine Ahnung. Aber es war so.
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