Niedergedrückt durch die hoffn...
Niedergedrückt durch die hoffnungslose Lage, in welcher wir uns befinden, hatten wir jede Feier meines Geburtstages unterlassen. Mein einziger Wunsch ist nur, daß wir im Alter nicht verarmt und hilflos dastehen und daß Gott unserem l. Jungen den rechten Weg zeige, zu einer geführten Existenz! ---
Wie dunkel und verworren liegt die Zukunft vor uns! Man hört hier nichts von Demonstrationen gegen die frz. Friedensbedingungen, aber die Besseren im Volke gehen ernst und traurig einher, niemand sieht einen Ausweg! Nehmen wir diese furchtbaren Bedingungen an – so sind wir für Jahrhunderte vernichtet; willigen wir nicht ein, so beginnt das Morden von Neuem und wir sind sofort von den Franzosen genommen. Bis jetzt können wir noch nicht klagen, es sind hier noch keine Ausweisungen erfolgt, wie in Saarlouis. Aber dennoch leben wir in ewiger Unruhe, wie der Vogel auf dem Zweig! Es ist ein trauriges Alter, welchem wir entgegen gehen und zu beneiden sind diejenigen, welche noch im Glauben an deutsche Kraft und Einigkeit sterben durften! Die ungewisse Zukunft unseres l. Kindes ist meine Hauptsorge, gebe Gott, daß er einen ihm zusagenden Beruf finde!
Die Bevölkerung hier ist sehr franzosenfreundlich, deshalb haben wir nicht so viel zu leiden. Wäre nur der Friede nicht so ungerecht und vernichtend für uns und hätten wir unsere Gefangenen wieder! ---