Gott sei tausendmal gedankt! Heute früh 8 Uhr, erhielten wir eine Postkarte von unserem geliebten Kinde! Die Freude, welche wir empfanden zu beschreiben – ist unmöglich! Zitternd vor Glückseligkeit las ich die Worte „Herzliche Grüße“ – das war der Inhalt seiner Karte, dazu seine Adresse: Depot des prisonniers de guerre, Albertville, Lavoie France!
Seine Schrift ist fest und klar, sodaß wir hoffen, daß er unverwundet ist! Es ist ja ein trauriges Schicksal, Kriegsgefangener zu sein! Wenn ich jedoch bedenke, was der arme Junge nun 3 ¾ Jahre durchgemacht hat, (Champagne-Schlacht, Somme-Schlacht, die schweren Kämpfe am Chemin des Dames, dazu 18 Wochen den Kampf in Flandern) so kann ich es nur als eine Fügung Gottes bezeichnen, daß er jetzt für einige Zeit dem wilden Kriegstreiben entrückt ist! Schwer wird es ja für ihn sein, das Eingeschlossensein, die Freiheits-Beschränkung!
Aber für seine Gesundheit war eine Zeit der Ruhe sehr nötig. – Das Fieber, welches er, (aus den Sümpfen am Strchad), im Winter 16 – 17 hatte, kam in bestimmten Intervallen bis jetzt immer wieder zurück, hoffentlich ist es ihm möglich, dasselbe jetzt endlich auszukurieren! Hätte er den Rat seines Arztes befolgt und Erholungsurlaub genommen, um dieses Fieber los zu werden, so wäre er nicht in diese Schlacht gekommen und nicht in Gefangenschaft. –
Doch wir sind glücklich, ihn noch am Leben zu wissen und voll Dank gegen Gott, der ihn uns wiedergeschenkt hat. – Nun warten wir sehnsüchtig auf weitere Nachricht, die evtl. noch lange ausbleiben wird. Man hört allgemein, daß die Franzosen ihre Gefangenen nicht freundlich behandeln und ihnen selten gestatten, Briefe zu schreiben.