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Tagebuch Schalk
2012-04-16 22:50 / Gr. Satire
Das Sevesoei
Wer weiß, was das ist.

Zur Klärung dieser Frage sollte man das neueste Buch eines, ich sage es nur un-gern, Lebensmittelchemikers lesen, der mir - entgegen aller Erwartung - immer sym-pathischer wird.
Er hat die Zeichen der Zeit erkannt, ist ausgestiegen, hat sich verselbständigt, um nun in der EU mehr oder weniger segensreich zu wirken, und ist, wie ich gerade schrieb, mehr oder weniger hoch geachtet.
„Wer hat das Rind zur Sau gemacht?: Wie Lebensmittelskandale erfunden und be-nutzt werden von Udo Pollmer, Monika Niehaus, Andrea Fock und Jutta Muth von rororo (Taschenbuch - 2. April 2012)„

Nach dem EHEC Skandal des Sommers letzten Jahres, der die spanischen Gemü-seproduzenten an den Rand des Abgrundes brachte, Geflügelpest und Schweine-grippe sollte man es eigentlich wissen.
Dabei handelt es sich bei EHEC noch um eine echte, akute, teilweise lebensbedro-hende Erkrankung, die schnelles konsequentes Eingreifen rechtfertigt
bei gesicherten Erkenntnissen und nicht auf blauen Dunst hin und Vermutungen.


Seveso war ein Chemieunfall in einer Fabrik eines Enkelunternehmens von Roche in der Nähe von Mailand Mitte der 70er Jahre, bei dem Dioxin in unbekannter Menge in die Luft freigesetzt wurde, das zu verheerenden Umwelt- und Personenschäden führ-te, und deren Schadstoffbeseitigung in dunklen Kanälen endete, woraufhin die EU die „Sevesorichtlinien I und später II“ erließ.

Für den Menschen wurden in der Folge Grenzwerte festgelegt – wie auch immer.

Bei Dioxin in geringen Mengen ist es nun nicht so, dass ein Schaden, wie zum Bei-spiel bei einer klassischen Lebensmittelvergiftung durch Salmonellen oder Clostridien der Schaden unmittelbar, wenn überhaupt, eintritt, sondern möglich ist bei Aufnahme einer sich anreichernden Mindestmenge.


Nun hat man, so makaber es auch klingt, gerade unter anderem auch bei einem Bio-hof Dioxin in einer die willkürlich festgelegte Menge übersteigerten Menge in dessen Eiern festgestellt und zum Angriff geblasen.
Sogar sonntags bei geschlossenen Geschäften wird zur Attacke geblasen, Eier zu suchen, die von A an B-Z geliefert wurden – teilweise vor Wochen.

Eine akute und unmittelbare Gefahr besteht wohlgemerkt nicht.


Anfang der 90-er Jahre wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt, die den Verbleib der Belasteten Materialien aus Seveso klären sollte, da diese verschwunden waren in großen Mengen und unter anderem die DDR und eine Verbrennungsanlage in Basel in Verdacht gerieten, dieses Mitte der 80-er Jahre verbrannt zu haben..

Nun höre ich in den Medien, dass der Präsident des NRW Landesamtes für Natur-Umwelt- und Verbraucherschutzes DIE Lösung gefunden hat.
Die zigtausend Eier sollen verbrannt werden.
Das würde er sogar zu Hause bedenkenlos tun.

Das hat doch was, wenn man bedenkt, dass die Eier zu mindestens 97 % aus Was-ser bestehen und der austretende Wasserdampf dann das „Sevesogift“ mal so richtig verteilen.
Wäre dem nicht so, hätte man ja damals auch nicht in Basel suchen müssen.

Jetzt weiß jeder, was ein Sevesoei ist.
Am besten man beendet das Leben gleich.


Erste Anzeichen dieser Form von Verbraucherschutz waren ja schon Anfang der 80-er Jahre beim Östrogenskandal erkennbar.

Als in einer Weltstadt zur Unzeit die ersten 10 gefunden und vernichtet, die noch zu findenden beschlagnahmt und nachuntersucht wurden, hagelte es von oben Hiebe.
Eine Wahl später als die nächsten gefunden und folgerichtig die nicht untersuchten freigegeben wurden, hagelte es wieder Hiebe von dem gleichen „Fachmann“, denn die politische Zeit war da, den Verbraucher zu schützen.

Es brachte nicht nur die Babykosthersteller an den Rand des Ruins, sondern auch die Überwacher vor Ort und hat sie teilweise die Kariere gekostet.
Dass ein Baby täglich hätte 10 Gläser in sich hinein schlingen müssen, wurde natür-lich verschwiegen.

Kommentare

16:14 17.04.2012
Ich weiß, was Du das meinst.
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13:35 17.04.2012
Ich glaube ja, dass das - auch - ein Problem unserer superpseudoaufgeklärten Gesellschaft voller gebildeter Laien ist.
Mit medialer Panikmache schützt man sich ja immerhin auch davor, dass - sollte es in unwahrscheinlichen Einzelfällen zu mutmaßlichen Gesundheitsschädigungen kommen - Klagen und noch mehr mediale Hysterie wegen ''zurückgehaltener Informationen'' folgen.
Also, ich weiß jetzt nicht, ob man wegen sowas klagen kann, aber du weißt, was ich meine, oder?
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2012-04-16 22:50