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Tagebuch Schalk
2006-01-02 17:14
Übereifer oder Vorsicht
Da erreichte mich heute folgende Meldung aus der Fachpresse


Milano / Lausanne / Lyon / Aviano / Genoa (lme) - Wie schon viele Experten zuvor [1], konnten jetzt auch Wissenschaftler aus Italien, der Schweiz und Frankreich bei der Auswertung von Daten aus italienischen und schweizer Kliniken keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Acrylamid in Nahrungsmitteln und Krebs feststellen. Für ihre Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "International Journal of Cancer" hatten sie die Häufigkeit von Tumoren verschiedener Organsysteme (Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre, Dickdarm, Rektum, Kehlkopf, weibliche Brust, Eierstöcke, Prostata) im Hinblick auf die Acrylamidaufnahme untersucht.

Gewertet wurde das so:

Offensichtlich haben übereifrige Verbraucherschützter und die Boulevardpresse die Konsumenten grundlos wegen eines angeblichen Krebsrisikos durch Acrylamid in Lebensmitteln beunruhigt.



Im Frühjahr 2002 ist Acrylamid in die Schlagzeilen geraten und sorgt seitdem für große Verunsicherung unter Konsumenten. Acrylamide werden inzwischen als "Krebsgift" in Lebensmitteln bezeichnet. Acrylamid ist eigentlich ein chemischer Baustein, der zur Herstellung von Kunststoffen (Polychrylamide) verwendet wird. Es hat sich aber gezeigt, daß sich Acrylamid auch durch die Zubereitung (Erhitzen) stärkereicher Lebensmittel bildet. Als betroffen gelten Knabbergebäck wie Chips, Kekse, Cornflakes, Pommes Frites und ähnliche Produkte.

Die damalige zuständige Ministerin, meine Freundin Renate, sprang sofort auf den fahrenden Zug und spannte sogar eine Schnellzuglok davor, indem sie sich der Überwachungsbehörden und bundeseigener Institute bediente, Grenzwerte zu ermitteln, denn die gab es noch gar nicht bis zu dem Zeitpunkt.

Trotzdem war ein Jahr später zu lesen:

Ein Jahr Acrylamid: Künast kuscht vor Knabberindustrie /
foodwatch-Presseerklärung zum 24. April 2003


22.04.2003 - 15:14 Uhr
Berlin (ots) - Anlässlich der einjährigen Bekanntheit des
Acrylamid-Problems in Lebensmitteln erklärt foodwatch-Geschäftsführer
Thilo Bode:

"Das Verbraucherschutzministerium setzt auf ein
‚Acrylamid-Minimierungskonzept', das nicht die am niedrigsten
belasteten Produkte als Messlatte nimmt, sondern die am höchsten
belasteten Produkte. Das Vorsorgeprinzip ist damit außer Kraft
gesetzt, denn wirtschaftliche Interessen bestimmen Tempo und Umfang
der Acrylamid-Reduzierung. Die Hersteller blockieren eine deutlichere
Absenkung der Acrylamidbelastung, weil die dazu erforderliche
verbesserte Auswahl und Lagerung der Rohstoffe, die Optimierung von
Erhitzungsabläufen oder striktere Qualitätskontrollen am Endprodukt
ihre Profite schmälern. Durch die Weigerung der Bundesregierung,
produktbezogene Acrylamidwerte zu veröffentlichen, haben die
Verbraucher keine Möglichkeit, besonders stark belastete Lebensmittel
zu vermeiden. Deshalb entsteht auch kein Druck auf die Hersteller,
die Belastungen ihrer Produkte zu reduzieren. Verbraucherministerin
Renate Künast kuscht vor der Industrie, anstatt Verbraucherrechte
durchzusetzen.



Früher warnte die Wissenschaft vor Gefahren und legte Grenzwerte fest, die dann pö a pö der Realität und der EU geopfert wurden, wenn man an das Bestrahlungsverbot oder die Verwendung von Nitritpökelsalz zu bestimmten Wurstwaren denkt.

In diesem Fall war es anders herum.

War es nun Übereifer oder gebotene Vorsicht, frage ich mich.
Wann ist der Verbraucher zu schützen?
Bei Verdacht oder erwiesenen Erkenntnissen?

Und im neuen EU-Recht kommt ja jetzt noch der bestimmungsgemäße Gebrauch dazu, der verletzt werden muss, um eine Gefahr zu begründen.
Das ist aber ein anderes Fass.

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