Timing
Ich werde mich heute Abend mit Stephan treffen.
Er hat mich gefragt ob ich ihm bei einigen Artikelbeschreibungen helfen könnte...und anschließend könnte man ja noch was machen. Oder einfach ein paar Filme schauen.
Ich weiß, dass er mich sehen will.
Ich möchte ihn auch sehen.

Aber er ist momentan auch so ziemlich der einzige, der mich sehen will.
Um meine ganzen Freundinnen ist es still.
Dabei ist es der erste Freitag im Monat.
Die absolute In-Party im Ü30-Club für alle unter 30 findet am ersten Freitag im Monat statt.
Die letzten beiden Monate bin ich sogar ganz alleine mit Phil dem selbsternannten Partymuffel hingegangen, nur damit ich dort bin und nichts verpasse. Normalerweise geht jeder da hin.
Und da jeder hingeht...habe ich immer gehofft...dass auch er dort wäre.
Dominik.

Und nun ist der erste Freitag im Monat...und ich bin nicht dort.
Mein Bruder schon. Und mit ihm Dominik. Dominik fährt...d.h. er wäre dieses Mal nicht mal betrunken...
Und keiner da, der mit mir hingehen würde.

Ein bisschen tröstet es mich, dass Dominik vergeben ist. Das hätte es sowieso verboten ihm näherzukommen. Vermutlich hätte es den ganzen Abend nur weh getan.
Und dennoch.

Ich gehe heute zu Stephan, weil er mich sehen will. Weil er lieb zu mir ist. Weil er mir gut tut.
Wenn ich Dominik nicht haben kann, dann darf ich ihn auch nicht sehen.

Ich glaube schon, dass er mich mag. Dass er mich auf irgendeine Weise ganz bestimmt liebt. So wie ich auch.
Auf eine Weise.
Aber ich kann nicht, es geht nicht.
Er hat dafür gesorgt, dass es nicht geht, indem er seine Ex zurückgenommen hat.

Und sie ist so verliebt. Sie ist so jung...14 Jahre gerade mal alt. Sie liebt ihn. In all ihren Profilen steht sein Name...immer mit diesen kleinen Herzchen. Wenn ihre Freundinnen ihr auf die Pinnwand schreiben, was sie am Wochenende macht, schreibt sie ihnen zurück "Mit Dominik treffen...wenn er Zeit hat".
Er versetzt sie immernoch oft.
Es tut mir leid für sie...auch wenn ich sie aufrichtig beneide. Aber immerhin haben wir eins gemeinsam...wir mögen den selben Mann. Auf die eine oder andere Weise.

Stephan mag ich auch...auf die ein oder andere Weise. Ich habe eine Art Geborgenheitsgefühl bei ihm. Er gibt mir ein gutes Gefühl und ich bewundere ihn für Vieles.
Er hat gerade einen Job angenommen, bei dem er weit unterbezahlt ist. Die Firma, bei der er vorher gearbeitet hat, ist bankrott gegangen und er stand auf der Straße.
Aber er hat sich offenbar keine Sekunde lang selbst bemitleidet oder so etwas. So wie ich es gerne mache.
Und ich habe einen Studienplatz und damit keine üblen Zukunftschancen.
Er ist bei der Feuerwehr und leitet einen Jugendtreff. Und gibt offenbar nicht so schnell auf.

Ich weiß nicht was das soll...ich weiß nicht was ich will.
Ich weiß nur, dass ich heute Abend nicht alleine sein will.