Ich konnte in dieser Nacht nicht schlafen.

Um 7 Uhr in der Früh hab ich Fabian eine Sms geschrieben, ob wir nach der Arbeit reden könnten...und ob wir uns treffen könnten.

Er schrieb zurück das sei in Ordnung.

Ich hatte so ne Angst. Irgendwie war mir auf einmal klar, dass es um Alles oder Nichts gehen würde...

Um halb sechs war er dann da.

Er saß auf meinem Schreibtischstuhl, ich auf meinem Bett. Ich sagte ihm direkt, dass ich endlich wissen möchte, was mit ihm los ist. Dass ich ganz genau merke, dass etwas nicht stimmt, aber dass er mir das nie sagt. Und dass ich ihm kein Wort davon glaube, wenn er meint er sei nur müde oder nur gestresst oder wie auch immer.

Eine Weile behauptete er noch es sei nichts...bis er irgendwann meinte, gut er würde nichts sagen, weil er nie wüsste wie ich reagieren würde. Ob ich dann gleich beleidigt wäre oder so. Daraufhin sagte ich ihm er solle es doch mal versuchen.

Dabei kam dann auch einiges raus. Hauptproblem war, dass ihm seine "Freiheit" fehlt...woran er allerdings auch großenteils selber schuld ist. Er hat das Gefühl er müsste sich regelmäßig bei mir melden, auch wenn er z.B. direkt nach der Arbeit gerne lieber erst mal zwei Stunden zocken würde oder so. Weil ich auch immer gleich Alarm schlage, wenn er es nicht tut und ihn frage was denn los ist.

In dem Punkt hat er nicht ganz Unrecht.

Dann fand er, dass ich mich viel zu wenig von mir aus bei ihm melde.

Und er hat das Gefühl, dass es an ihm liegt mich am Wochenende zu "unterhalten". Was ein witziger Punkt ist, da ich das Gefühl hatte er hätte seine Wochenenden bereits verplant, wenn ich komme. In Wirklichkeit hätte er sich viel eher gewünscht, dass ich auch mal Pläne mache...hm.

Nun...eine verfahrene Kiste. Wir konnten beide nicht leugnen, dass die letzten Wochen katastrophal gewesen sind. Fabian meinte "die Luft sei raus"...so einfach sehe ich das allerdings nicht. Wenn wir beide mehr miteinander geredet hätten, dann hätten wir uns eventuell ab und an mal gestritten, aber diese ganzen Probleme hätten sich nicht aufgestaut.

Wir brüteten ewig über die Frage wie es nun weiter gehen solle. Und auf einmal stand Schlussmachen im Raum. Fabian meinte er hätte Zweifel ob er der "Beziehungsmensch" sei. Er könne nur noch mit angezogener Handbremse feiern, er dürfe ja jetzt auch nicht mehr nach anderen Frauen sehen und überhaupt vermisse er mittlerweile ab und zu das "wilde" Singleleben. Wild hat er nicht gesagt, aber ich denke er hat es so gemeint.

Seltsamerweise hab ich ihn in dem Punkt verstanden, obwohl es mich eigentlich hätte verletzen müssen. Diese Zeiten fehlen mir auch, seit es in meiner Beziehung so kompliziert geworden ist. Sich hübsch machen, ins Getümmel stürzen, flirten...schauen was "so geht". Tja. Dieser ganze Nervenkitzel eben.

Andererseits sagte Fabian, dass er mir auch nicht fremdgehen wolle oder könne. Aber die Spannung fehle eben irgendwie...

Nun...die Routine, um die kommt man wohl nicht rum in einer Beziehung. Ich glaube nur, bei uns ist das Ganze mangels Kommunikation sehr sehr schnell eingeschlafen.

Irgendwann hab ich ihm gesagt, dass ich unser Sexleben mittlerweile langweilig finde. Es ist immer das gleiche...

Ab dem Zeitpunkt ist Fabian dann direkt wieder aufgeblüht. Es hat ihn überrascht, dass ich so denke. Wir haben dann eine Weile unsere jeweiligen Vorstellungen von einem gesunden Sexleben ausgestauscht...und auf einmal war es wieder wie vor ein paar Wochen. Wir haben so viel geredet und gelacht. Und auf einmal ging es mit dem Reden auch besser.

Fabian hat sich selbst irgendwie den Druck gemacht er müsse jedes Wochenende von vorne bis hinten mit mir verbringen, weil ich schließlich so gut wie nur dann Zeit hätte. Er müsse sich jeden Tag melden, weil ich sonst im Dreieck springe. Wenn er mich im Icq anschreibe, dann dürfe er nicht damit aufhören und was anderes machen, weil ich ihm das übel nehmen könnte...

Ich meine...ich habe natürlich nichts dagegen ihn jedes Wochenende zu sehen und es beruhigt mich wenn er sich oft meldet. Aber was die Wochenenden betrifft, habe ich mittlerweile selbst bemerkt, dass man sich unmöglich jedes Wochenende jeden Tag sehen kann. Zumindest nicht wir zwei. Er braucht "Auslauf" und ich eigentlich auch...mein Fluch ist nur, dass meine Freunde nie so greifbar sind wie ich sie brauchen würde...

Nun. Und wenn ich weiß, dass ich es nicht als "ich liebe dich nicht mehr" deuten muss, wenn er sich mal weniger oder mal nicht meldet, dann brauche ich an für sich auch nicht mehr im Dreieck springen.

Alles in allem war die Sache letztendlich doch desillusionierend. Ganz so unsicher und schüchtern wie ich immer dachte, ist mein Freund nicht...

Und es ist gut möglich, dass er mehr Freiheit braucht, als ich ihm geben kann.

Nach René habe ich überall rumposaunt, wenn ich einen Freund hätte, dann müsste er mir viel viel Freiheit lassen, denn ich bräuchte mein regelmäßiges Austoben. Partymäßig.

Und nun hätte ich ja beinahe den Jackpot mit Fabian. Aber ganz so gut wie ich mir das ausgemalt hatte, schmeckt es nicht. Wenn Gefühle im Spiel sind...hm.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was mir gut tut. Ich hatte übergroße Verlustängste in letzter Zeit, ich hänge unglaublich an Fabian. Aber ich habe auch gemerkt, dass zu viel Nähe manchmal nicht gut ist. Letztes Wochenende war es z.B. so.

...

Gegen Ende des Gespräches fragte ich Fabian wie es denn gefühlsmäßig bei ihm aussähe. Er meinte Gefühle wären auf jeden Fall da...und dass er mich nicht verlieren wolle. Er hat mir gestanden, dass er nach meinem Telefonat und der unterkühlten Sms von mir, selber überlegt hatte Schluss zu machen, sich es fast vorgenommen hat. Und dass er der Überzeugung war, dass ich Schluss machen wolle. Aber dass er es doch nicht könne und nicht wolle.

"Manchmal wenn ich alleine bin, wünsche ich mir mein Single-Leben zurück und empfinde die Beziehung als einengend. Aber wenn ich dich dann sehe, dann will ich nur noch dich und fühle mich nur noch gut...."

Tja.

Was soll man damit anfangen. Ausgerechnet wenn ich NICHT da bin, fühlt er sich eingeengt. Ich glaube ja auch...ganz viel Druck macht er sich auch selber. Ich habe ja nie gesagt, dass er sich regelmäßig melden MUSS, dass wir uns jeden Tag des Wochenendes sehen MÜSSEN...das hat er sich so gedacht...hm.

Wir haben letztendlich beschlossen uns nicht zu trennen, bzw. auf einmal stand das auch gar nicht mehr zur Debatte. Nachdem wir über das alles geredet hatten, meinte Fabian auf einmal es gehe ihm auf einmal wieder total gut. Ich empfand ähnlich...dieser seltsame Graben zwischen uns war auf einmal nicht mehr da.

Er zog mich dann auf seinen Schoß und hat mich in den Arm genommen. Tat dann unheimlich gut...zwischenzeitlich war ich mir sicher gewesen, dass es vorbei ist...

Ich weiß nicht ob es besser gewesen wäre...die Zeit wird es wohl zeigen. Die rosarote Brille ist jedenfalls irgendwie abgesetzt.

Er fragte mich ob er mich mit nach Hause nehmen dürfe...und ich sagte zu.

Es war schön nebeneinander einzuschlafen...es war so eine Erleichterung irgendwie. Um 6 musste Fabian aufstehen. Ich hatte mir meinen Kram mitgenommen für meine Hausarbeit.

Er gab mir nen Kuss und verabschiedete sich auf die Arbeit. Ich drehte mich nochmal um und schlief bis mittags. Dann machte ich mich fertig, putzte Zähne und schrieb an meiner Hausarbeit bis Fabian um 15 Uhr wieder kam.

Als ich hörte, dass seine Mutter heim kommt, war ich mir nicht sicher ob ich "hallo" sagen soll, weil ich nicht wusste ob sie wusste, dass ich da bin...und wenn sie es nicht gewusst hätte, hätte ich mich sehr komisch gefühlt. Aber Fabian meinte im Nachhinein sie hätte es gewusst und ich hätte doch "hallo" sagen sollen, seine Mutter hätte sich gefreut.

Hm. Ich bin schon manchmal sehr schüchtern...Fabian hat mir erzählt seine Freunde hätten ihn gefragt ob ich sie nicht mag. Das hat ihn auch geärgert, aber ich meine es ja nicht böse, ich bin halt...naja...schüchtern, ich brauch da ne Weile.

Nun ja.

Lange Rede kurzer Sinn....ich kann nicht sagen wohin die Reise geht. Wir versuchen es jetzt mit besserem Wissen nochmal. Gefühle sind nach wie vor da, aber ich sehe mittlerweile, dass Fabian und ich sehr sehr unterschiedliche Menschen sind und es wohl sehr schwierig ist dauerhaft auf einen Nenner zu kommen.

Heute ist der erste Samstag seit langem, an dem wir uns nicht sehen. Fabian und sein Kiffer-Freund haben sich für heute vorgenommen das alte Auto vom Kiffer-Freund endgültig in seine Einzelteile zu zerlegen. Was dann heute Abend noch so geht weiß man dann nicht.

Ich für meinen Teil werde mich heute Abend hoffentlich in Schale schmeißen und mit Anne und zwei Bekannten von ihr endlich mal wieder in den Club gehen.

Ich habe so sehr wenig mit Anne zu tun, aber wir sind Freundinnen seit wir 7 Jahre alt sind...und es tut so gut zu wissen, dass jemand da ist, wenn es einem schlecht geht. Und Anne weiß im Moment irgendwie genau was ich brauche und ist wohl gewillt mir zu helfen. Ich bin so dankbar, wenigstens eine solche Freundin zu haben...

Wir werden sehen. Wir werden sehen....