Manchmal....
....ödet es mich gewaltig an.
Das Leben.
So wie jetzt gerade.

Mag sein, dass es daran liegt, dass ich in Paris so viel erlebt habe.
Mag aber auch sein, dass mein Alltag einfach mit zu wenig Überraschung, Spannung oder wenigstens Abwechslung aufwarten kann.

Hier schlägt einfach alles aufs Gemüt.

Ich wache auf und könnt mich gleich aufregen, weil der Medizinmann wieder mal gleichzeitig Bad und Küche in Beschlag nimmt.
Dann ziehe ich mich an, frühstücke und gehe mit Lissy zur Uni.
Lissy ist - wie so oft in letzter Zeit - irgendwie mufflig und wortkarg.
Man weiß nie ob sie schlecht drauf ist oder sauer oder was weiß ich was.
Das regt mich kolossal auf , muss ich gestehen.

Wir gehen in Richtung Bus. Ich bemerke Lissys neuen Rucksack, auf den sie sich so gefreut hat und mache ihr ein Kompliment.
Lissy verzieht jedoch nicht mal ne Miene und sagt nur "mhm...wir müssen uns beeilen, der Bus kommt gleich."

In der Uni bringe ich mein Seminar hinter mich uns schleppe mich anschließend in dem schwülwarmen Wetter zurück zur Burg.
Esse zu Mittag und versumpfe dann total.
Ich schau mir ein paar Animefolgen an und will die ganze Zeit etwas für die Uni tun...aber es kommt einfach nichts bei rum.
Ich kotze mich selber an, fühle mich faul und siffig....und noch viel mehr einsam.
Und auf Lissys muffige Fratze als Gesellschaft kann ich im Moment gut verzichten.

Früher habe ich Lissy nie als so launisch erlebt, wie sie offensichtlich ist. und ich ertappe mich oft dabei, wie ich gerade im Begriff bin mich ihr irgendwie "unterzuordnen".
Allerdings färbt ihre Miesmuscheligkeit total auf mich ab und ich bin total schlecht drauf.
Lissy hat sich nicht mal dafür interessiert wie es mir in Paris gefallen hat.
Klara allerdings hat tatsächlich gefragt.

Klara ist irgendwie....unkomplizierter als Lissy. Sie sagt einem direkt, was in ihr vorgeht.
Lissy hingegen...tut das so gut wie nie. Manchmal merke ich wie durchtrieben sie sein kann.
Es sind Kleinigkeiten...aber die führen dazu, dass man sich Lissy irgendwie nicht mehr so unbefangen nähern mag, da man nie weiß, was jetzt wieder in ihr vorgeht.
Und sei es nur, dass sie mal Tatsachen verdreht um besser dazustehen.

Ich hasse komplizierte Verhältnisse.
Ich bin selbst ein eher kompliziert gestrickter Mensch. In meinem Hirn gehts ja dauernd drunter und drüber mit Ängsten, Sorgen, Befürchtungen und Gedanken allgemein. Wenn ich dann vorher erst noch großartig die ganze Situation analysieren muss um zu wissen woran ich bin, ist das nicht grade förderlich für nen harmonischen Alltag.

Und außerdem....weiß nicht.
Ich will einfach....mehr.
Ich denke so oft "wie jetzt? DAS ist ALLES?"
Ich hab mir mein Studentenleben turbulenter, lebhafter, BESSER vorgestellt.
Wieso aber passiert nichts?
Es ist stumpfsinnig alles.

Das hasse ich. Aber ich fühl mich so unfähig selbst für Schwung zu sorgen...irgendwie ist alles vermurkst.
Deswegen freue ich mich wohl auch immer so auf zu Hause.....
In meiner Familie wirds nie langweilig...

Komisch, oder?
Junge Menschen sollten doch eigentlich mehr Feuer in sich haben...aber naja. Klara und Lissy suchen immer erfolgreich Ausflüchte, wenn es um Partymachen oder Ähnliches geht.
Daheim rumhocken und versauern...das tun sie gern.
Aber mir ist das nicht genug...da wird man doch verrückt.

Wo bitteschön ist da die Leidenschaft?
Ich hasse solches Wischiwaschi-Leben.
Ich neige halt dazu alles ins Extrem zu treiben....sei es gut oder schlecht. Aber wenn ich eines hasse...dann ist es Mittelmäßigkeit.

Ich möchte spüren, auskosten, genießen, mich mitreißen lassen....
Ich will , dass die Dinge an mich ran kommen. Aber irgendwie...scheine ich oft nur zuzusehen.

Das Leben will doch gelebt werden, verdammt.
Ich komme mir vor wie auf der Auswechselbank und der Trainer hat vergessen, dass es mich gibt.
Oder so.