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Tagebuch Sayu
2010-10-28 01:15
Grübeleien
Heute war ein langer Abend.
Ich war um 17 Uhr schon zu Hause, weil ich viel zu müde war, weil die Bauarbeiter in der Wohnung unter uns schon in aller Frühe anfangen gegen die Wände zu hämmern...

Und wie es so ist, wenn ich viel Zeit mit mir selber habe, bin ich ins Grübeln gekommen.

Vorwiegend grüble ich ja über meine Beziehung nach.
Ich frage mich oft ob es von Vorteil oder von Nachteil ist, dass mein Freund und ich so unterschiedlich sind.
Immerhin war diese Unterschiedlichkeit oft Auslöser für diverse Zusammenbrüche meinerseits. Weil ich mir keinen Reim auf ihn machen konnte.

Er ist spontan - ich fühle mich in geordneten Bahnen sicherer.
Er genießt es und braucht es oft auch einfach mal für sich zu sein - ich hingegen kann nicht lange mit mir selber alleine sein.
Er zeigt Gefühle eher auf die praktische Art, durch das, was er tut - ich hingegen bin überschwänglich und stehe total auf tiefschürfende Liebesschwüre.

Er ist unabhängig.
Ich bin abhängig.

...

Und da wirds komisch. Weil...das ist nicht gut.

Und mir fällt ein...so war ich nicht schon immer.

Meine Mutter lobt heute noch in den höchsten Tönen, wie gut ich mich als Kind doch mit mir selber beschäftigen konnte, wie ich manchmal einfach meine Ruhe und für mich sein wollte.
Und ich erinnere mich selbst noch, dass ich ab und an mal Verabredungen habe sausen lassen, weil ich Zeit für mich haben wollte.

Ich war mal selbstbewusst und glücklich. Und das nicht, weil es jemanden gab, der mich toll gefunden hat. Ich war einfach so glücklich, wie ich nun mal war. Jemanden, der mir permanent positives Feedback gibt, hätte ich damals überhaupt nicht gebraucht, um mich gut zu fühlen.

Aber irgendwie bin ich anders geworden.
Ich frage mich häufig, was genau die Ursache war.
Das Mobbing damals in den ersten Teenie-Jahren?
Mein erster Freund, der mich belogen, betrogen und geschlagen hat?
Die ganzen anderen halbherzigen Romanzen, die darauf folgten und immer damit endeten, dass ich mich wertlos fühlte?
Oder früher als ich ständig erfahren musste, dass "die Jungs" die anderen Mädchen gut fanden, aber nie mich?

Irgendwann zwischen früher und heute habe ich ein großes Stück Vertrauen verloren.
Vertrauen ins Leben.
Vertrauen in mich.

Ich bin abhängig geworden.
Abhängig davon, dass mir permanent gesagt wird, dass ich super bin. Sonst kann ich es selbst nicht glauben.

Letztes Jahr hat das gut funktioniert. Eine Männerbekanntschaft jagte schließlich die nächste und von Mal zu Mal wuchs mein Selbstvertrauen. Wenn ich diejenige war, die die Affäre/Romanze/was auch immer beendete, fühlte ich mich stark.

Und auf dem Höhepunkt dieser Phase am Ende des Jahres, lernte ich schließlich Fabian kennen.

Und kaum war ich dann Hals über Kopf in ihn verliebt, drehte sich alles nur noch um ihn.
Das heißt nun war wohl er die einzige Instanz, von der ich fortan meine Anerkennung beziehen konnte und wollte.
Am Anfang klappte das ja auch super.
Der Himmel voller Geigen.

Aber anstatt Zuversicht und Vertrauen aufzubauen, bin ich abhängig geblieben nach wie vor.
Ohne Fabians städige Aufmerksamkeit und Zuwendung fühle ich mich ungeliebt und wertlos.

Irgendwie scheine ich dem Irrglauben verfallen zu sein, dass je mehr ich ihn unter Kontrolle habe und je mehr Raum ich von seinem Leben für mich beanspruchen kann, desto "toller" bin ich.

Und die Taktik hats natürlich bisher überhaupt nicht gebracht.

In den Phasen, in denen ich diese Praktiken besonders intensiv betrieben habe, hab ich mich und ihn eher unglücklich gemacht als alles andere.

Das ist so widersprüchlich und ich weiß es ja.
Aber irgendwie ist es trotzdem so schwer mich zu ändern.

Ich will wieder die werden, die ich mal war, die ich eigentlich bin. Die Glückliche, Zufriedene, Selbstbewusste Frau, die für sich alleine existieren und sich auch mal selbst genügen kann. Eine Frau, die sich selbst wertschätzt.
Eine unabhängige Frau.

...

Und vielleicht ist da ja der Sinn.
Womöglich ist Fabian meine Chance wieder zu mir zurückzufinden.
Vielleicht sind gerade die Punkte, in denen es zu Unstimmigkeiten kommt, Dinge, die ich lernen kann.
Wenn ich es schaffe ihm seine Freiheiten zu lassen...vielleicht schaffe ich es dann auch wieder meine eigene Freiheit zu genießen.
Vielleicht kann seine Spontanität mir helfen mich aus den gewohnten und "sicheren" Bahnen herauszuwagen und flexibler zu werden, vor allem geistig.
Vielleicht ist ja gerade seine "praktische" Seite, über die ich mich sooft bei ihm beklagt habe, meine Chance zu lernen mir selber wieder Liebe zu schenken.

...

Sicher, auch er hat seine Macken, ist nicht perfekt. Aber vielleicht habe ich mich zu sehr darauf versteift ihn zu verändern, anstatt inne zu halten und darüber nachzudenken wo bei mir selber noch Dinge im Argen liegen...

Denn ich liebe ihn ja so wie er ist.
Und neben all den Dingen, in denen wir uns unterscheiden, gibt es auch essenzielle Gemeinsamkeiten.

Wir haben eine ähnliche Teenagerzeit gehabt. Hatten beide mit Mobbing zu tun, hatten Partner, die uns "verarscht" haben auf die eine oder andere Weise.
Wir haben den gleichen Humor.
Wir mögen beide Sushi ^^.
Wir sind beide Familienmenschen.
Wir haben beide ne problematische Oma...^^
Wir sind uns einig, was Ehrlichkeit und Treue betrifft.
...

Und ich weiß, dass meine Seele noch "Narben" hat und immer wieder kränkelt. Aber ich hoffe, dass ich auf dem richtigen Weg bin und dieser ganze alte Kram irgendwann einmal "verheilt" sein wird.

Kommentare


unbekannt
04:11 28.10.2010
ich bin mir sicher, dass du es schaffst, wieder zu dir zurück zufinden. immerhin ist dir all das BEWUSST geworden -und >bewusst-werden< ist immer der erste schritt.

es ist soo wichtig, dass man sich selbst lieben und wertschätzen kann.
aber das weißt du ja.


liebste grüße(:


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02:11 28.10.2010
nicht sooo viel grübeln
aber der "ich will"-teil ist echt gut
und nun lacht erst mal weiter gemeinsam mit gleichem humor
Good luck!
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