Willkommen auf Tagtt!
Saturday, 20. April 2024
Tagebücher » Sayu » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch Sayu
2009-07-12 18:51
Feinde
Gestern Abend hatte ich mich dann in soweit wieder aufgerappelt, dass ich unbemerkt meiner morgendlichen Verfassung fit genug war wie abgemacht mit auf das jährliche Volksfest in der Stadt zu gehen.

Ursprünglich war dieser samstagabendliche Ausflug von Phil angedacht gewesen. Sobald er aber die gute Sarah gefragt hatte ob sie mit von der Partie wäre, hat diese die Planung einfach an sich gerissen.
Im Gesamten hatte es sich ganz gut angehört.

"Ach, die Busse fahren bis halb drei in der Nacht? Das ist ja super. Dann können wir mit dem Auto fahren und müssen nicht so früh mit dem letzten Zug um 0.30 Uhr nach Hause."

Soweit so gut.
Zur verabredeten Zeit um 20 Uhr stand ich ausgehfertig vor dem Hoftor. Abgeholt wurde ich von Sarahs Freund.
Ab diesem Zeitpunkt schwante mir schon nichts Gutes mehr. Sarahs Freund ist der wohl langweiligste und miesepetrigste Mensch, den es auf der Welt gibt. Er hat immer nur den gleichen Gesichtsausdruck: Ausdruckslosigkeit.

Zu Beginn war alles noch relativ harmonisch. Wir schlenderten über den Messplatz, fuhren Kettenkarussell, kauften Crèpes und Eis...bis Sarah um etwa 22 Uhr den Vorschlag machte, an könnte doch mal im Festzelt schauen was so los ist.
In Andreas' (Sarahs Freund) Augen, war schon dies nicht mehr angenehm. Wir setzten uns - der zweite Fehler. Fortan saß er wie zur Salzsäule erstarrt an seinem Platz und verbreitete Eiseskälte, während um uns herum die Leute feierten.
Jenny - das Fähnchen im Wind - erfühlte die Stimmung des Fahrers, der in ihren Augen wichtigsten Person des Abends, und fragte naiv: "Warum stehen die denn auf den Tischen?"
Prompt kam die Antwort von Andreas: "Weil sie blöd sind."

Es wurde leidlich geduldet, dass Phil und ich die Karte studierten und uns je einen Wodka-Lemon orderten.
Sarah ließ ihre leidlichen Stimmungsversuche gegen 23 Uhr auch allmählich bleiben, denn ihr Freund hatte begonnen im Zehn-Sekunden-Takt geräuschvoll zu gähnen. Ich war bemüht in alle möglichen Richtungen zu sehen nur nicht in diese des Gähnens. Wer möchte an einem Samstagabend schon um 23 Uhr nach Hause fahren noch bevor das Fest richtig begonnen hat?!
Einen zweiten Drink zu ordern, wollte sich Phil erst nicht trauen. Ich war tatsächlich fassungslos. Wie kann man sich als 21-jähriger Mann der peinlichen Kommödie eines solchen Miesepeters unterwerfen? Das sah Phil dann auch ein.
Wir kamen mit dem zweiten Drink.
Jenny, die Schleimerin, warf mit nervösem Lachen ein: "Ach, das kann man ja auch auf Ex trinken...dann können wir rechtzeitig heim."
Ich bin froh, dass ich das nicht gehört habe. Phil hat es mir nachträglich erzählt.
Nach wenigen Schlucken platze es aus Andreas heraus, während er hektisch mit zwei Zeigefingern auf unsere Drinks zeigte: "So, ich will nur mal ankündigen...das ist die letzte Runde."
Ich kommentierte diese Aussage damit, dass ich mich auf die Toilette verabschiedete, die ich erst mal suchen musste.
Auf dem Weg dorthin blickte ich plötzlich in zwei dunkle, weibliche, feindliche Augen: die on-and-off-Freundin von Jens, die eifersüchtig auf mich ist, seit sie über irgendwelche Umwege erfahren hat, dass Jens und ich ein ONS an Fasching hatten. Was wir beide ja bereuen, und was vor "ihrer Zeit" war. Aber Eifersucht ist wohl nicht kontrollierbar.
Während ich in der Schlange zur Toilette anstand, sah ich im Augenwinkel wie sie Jens herbeischaffte und auf mich zeigte, böse mit den Augen funkelnd. Vermutlich wollte sie ihn anstiften mich zu begrüßen oder soetwas. Ich drehte mich weg. Ich hatte Drama genug.
Auf dem Weg zurück an den Platz lief ich Jens - zufällig oder nicht - doch über den Weg, murmelte ein kurzes "hallo" und sah, dass ich weiter kam.

Im Nachhinein erfuhr ich von Phil, dass Sarah in meiner Abwesenheit vor hatte etwas aus meinem Glas zu trinken, damit wir schneller gehen konnten. Sie hatte sich aber dagegen entschieden, da sie noch Erdbeergeschmack von ihrem Daiquiri im Mund hatte und der sich nicht mit dem Lemongeschmack vertragen würde.
Phil hatte seinen Drink schon hinuntergestürzt, vermutlich angetrieben von den feindlichen Blicken des großen Miesepeters und seiner Kumpaninnen. In eisiger Stille schlürfte ich also an meinem Drink, während alle Augen auf den Wodka-Lemon-Pegel meines Glases gerichtet waren.
Ich hatte noch drei Schlucke zu trinken, da richtete sich Andreas schon mal auf. Sarah wisperte ihm nervös zu, dass wir ja immernoch unsere Gläser abzugeben hätten.
"Und...wie schnell könnt ihr eure Gläser abgeben?" fragte sie uns dann, sogar noch halbwegs gut aufgelegt klingend als wären wir kleine Kinder, die das ganze als spielerischen Wettlauf auffassen würden, ohne zu merken, dass sie hereingelegt werden.
Da platzte mir innerlich der Kragen.
"Sarah, ich möchte noch nicht gehen." sagte ich ihr. Woraufhin sie kurz etwas derangiert wirkte. Doch ihr mutiger Freund schnitt ihr schon das noch nicht gesprochene Wort ab: " Weißt du was, " funkelte er mich an mit einem abscheulichen Grinsen, "Das ist mir total egal."
In dem Moment muss ich wohl leicht verunsichert gewirkt haben. Ich war ziemlich geplättet von dieser Ungeheuerlichkeit, dieser Frechheit...am liebsten hätte ich diesem unverfrorenen Idioten eigenhändig mein abzugebendes Glas ins Gesicht geschlagen.
Ich wandte mich zu Phil um und fragte ihn ob er noch dableiben wollen würde. Er sagte ja. Ich lächelte kurz und verkündete unseren Beschluss, brachte es sogar noch fertig mich überschwänglich für Andreas' Fahrdienste zu bedanken. Mit einem Hauch Ironie.
Obwohl ich innerlich am Beben war.

Phil und ich tranken anschließend noch einen Drink auf "das Prinzip", wegen dem wir noch geblieben waren und drehten noch eine Runde im Kettenkarussell. Um 2 Uhr war der Festbetrieb zu Ende und wir hatten keine Ahnung wie wir nach Hause kommen sollten. Eine Taxinummer war nicht zu erfahren und auch auf den ganzen Taxis, die überall durch die Straßen fuhren, war keine Nummer zu lesen. Auf der Suche nach der Taxizentralstelle, pilgerten wir einmal quer durch die Stadt und wieder zurück, während ich , laut Phil " schimpfte wie ein Rohrspatz".
Aber es ließ mir in der Tat keine Ruhe.

Dieser Hass, der mir aus den Augen dieses Menschen entgegen geblitzt war. Dieser Druck, mit denen er die Worte aus sich herausgepresst hatte, die durchblicken ließen, dass der ganze Abend für ihn nur ein Feldzug gewesen war.
Es ist kein Geheimnis, dass ich keine bin, die um 23 Uhr eine Party verlässt. Er wusste das mit Sicherheit. Und dies muss auf irgendeine abstruse Art auch der Grund sein, weswegen Sarah und ihr Freund mich nicht leiden können. Obwohl sie es nie offen zeigen würden. Und anstatt das Naheliegende zu tun, nämlich vorher zu sagen, dass er nicht gedenkt lange zu bleiben und dass, wer länger bleiben möchte entsprechende Vorkehrungen treffen kann, ließ er mich auflaufen. In einer Mischung von Vorfreude und Boshaftigkeit hat er den Moment herbeigesehnt, in dem er mich nach Hause zitieren können würde. In der Hoffnung alle würden sich seinem Willen beugen und ich stünde alleine da.

Während Phil und ich durch die Stadt irrten, erzählte er mir nämlich, dass Andreas ihn noch gefragt hatte ob er auch wirklich bleiben wolle.
Zum Glück hat er das bejaht.

Ich bin natürlich wieder die Wurzel allen Übels. Die Gehasste, die Verdorbene, die auf Parties geht, die Alkohol trinkt, die feiert, die andere dazu anstiftet ihr zu gehorchen, wenn es sein muss auch gegen ihren Willen.

Ich weiß nicht, wirklich nicht, was für ein Problem die mit mir haben. Ich weiß es nicht, was ich an mir habe, dass Menschen mich so unkontrolliert hassen.
Bei Jens' "Freundin" verstehe ich das Motiv.
Bei Sarah und Andreas, und ich denke auch Jenny, weiß ich es ehrlich gesagt nicht. Ich lebe mein Leben auf andere Weise wie sie, aber deswegen hasse ich sie doch auch nicht. Man hasst andere doch wegen soetwas nicht.
Es hat mich fassungslos gemacht diese gemeinen Blicke zu sehen, diese verächtlich hochgezogenen Mundwinkel.
Ich gebe mir immer hinreichend Mühe alle um mich herum freundlich zu behandeln, auch wenn ich manche weniger leiden kann als andere. Sympathien hat man eben oder man hat sie nicht. Aber so eine Feindschaft zu kultivieren...das ist doch abartig.

Wenn ich zurückblicke habe ich meistens solche Feinde gehabt. Irgendwer war es immer. In der Schulzeit war es Anni, die mich nicht leiden konnte, neben Sarah und Andreas wohlgemerkt. Grundlos wurde ich einfach regelmäßig mit Gemeinheiten bedacht.
Dabei...weiß ich gar nicht wieso. Ich weiß es nicht und darüber nachzudenken macht mich beinahe verrückt.

Tags

Kommentare

18:52 13.07.2009
um es mal auf den punkt zu sagen ähm warum gibst du dich mit denen noch ab wenn du weiß sie könen dich nicht leiden
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

03:01 13.07.2009
schade, dass der abend nicht schöner war.
aber das war halt nun mal ein miesepeter, war ganz sicher gar nicht persönlich gemeint.
dir eine schöne woche!
Good luck!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

Sayu Offline

Mitglied seit: 24.10.2007
36 Jahre, DE
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2009-07-12 18:51