Manchmal passieren Dinge, die einen unwiederruflich herausreißen.

Heraus aus den kleinen Ärgernissen des Alltags. Heraus aus der Eintönigkeit. Heraus aus den Höhen und Tiefen.

Und man ist gezwungen die Augen zu öffnen, ja sie aufzureißen, als ob man sie nie wirklich geöffnet hatte.

Und man möchte wegsehen. Doch auch wenn man die Augen schließt, gehen die Bilder nicht weg.

Gestern Abend ist ein Kumpel meines Bruders gestorben. Ich kannte ihn nur flüchtig. Aber meine Güte...er ist nur 19 Jahre alt geworden.

Er ist im Fußballtraining umgekippt...irgendwann war er tot, vielleicht sogar ziemlich sofort. Mein Bruder hat erzählt bekommen er hätte seine Zunge verschluckt. Wäre erstickt.

Das Erste ist, dass man es nicht glaubt.

Wie erstickt? Aber da hätte man doch helfen können?! Es muss doch etwas getan werden können !

Aber zu spät. Er ist schon tot. Wie auch immer es gewesen ist. Jetzt ist es unwiederruflich vorbei.

Ich kannte ihn wirklich kaum. Aus der Horde der Freunde meines Bruders stach er für mich heraus, weil er meinem Bruder wie ein Zwilling zu gleichen schien. Als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte ich ihn für älter gehalten. . .

Ich kannte seine Freundin. Ein liebes, lebensfrohes Ding.

Gestern Abend haben sie ihre Eltern aus der Disco geholt und ihr gesagt, dass ihr Freund tot ist.

Auf den Profilseiten der beiden kann man regelrechte Gespräche verfolgen. Zeilen, die er ihr geschrieben hatte.

"Und was hast du außer Fußballspielen sonst noch gemacht?" fragt sie ihn irgendwo halb im Scherz.

Wie sehr muss es diesem Mädchen gerade das Herz zerfetzen. Seinen Eltern. Meinem Bruder und seinen ganzen anderen Freunden.

"Alles wird gut", tönt es aus dem Radio. Und egal, was heute passiert, es drängt sich unwiederruflich der Gedanke auf "er erlebt es nicht mehr, er wacht nie wieder auf".

Der Gedanke daran, dass irgendwo jetzt sein lebloser, bewegungsloser, 19-jähriger Körper liegt, der vor so kurzer Zeit noch voller Leben war.

Man kann es nicht für möglich halten.

Mit 19 macht man doch gerade erst Pläne. Mit 19 fängt man doch gerade erst an. Wie kann da so ein junger Mann einfach umfallen und sterben? Das ist einfach nicht fair. Das hat keinen Sinn, das ist nicht gut.

Man möchte klagen, sich beschweren...irgendetwas tun, damit das nicht passiert.

Was man erst lange Zeit später erkennt....es ist vorbei. Und es gibt nichts zu tun. Es gibt nichts festzuhalten, nur loszulassen.

Die sinnlose Frage "Warum?" ist in aller Munde. Aber auf diese Frage hat wohl noch nie jemand Antwort bekommen.

Es ist dunkel heute.