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Tagebuch Sayu
2007-12-16 00:54
Der Masterplan
Und wieder...habe ich eine anstrengende Chor-Weihnachtsfeier hinter mich gebracht.

Verratet ja niemals jemandem, dass ich sie anstrengend finde.

Schließlich ist es ein großes Privileg in diesem Chor zu singen.
Man muss zwei harte Vorsingen bestehen und darf auch äußerlich nicht aus dem Rahmen fallen, sonst wird man nicht aufgenommen.
Ganz zu schweigen davon, dass jemand etwa mangelnden Einsatz zeigen könnte.
Um Himmels willen.
Etwa nicht regelmäßig zur Probe kommen können. Nicht auszudenken.
So ein furchtbares Vergehen.
Welch gar niederträchtiger Mensch, der sowas macht.

Naja. Ihr werdet es erraten haben.
Ich bin besagter Missetäter.


Und das sogar unschuldig möchte ich meinen.
Schließlich komme ich freitags nicht vor 18 Uhr aus Mainz weg. Und wenn dann noch ein Stau dazwischen kommt, ist es aus mit dem Traum von der Chorprobe um halb acht.
Aber dafür hat man kein Verständnis.

Aufgedonnert bis zum geht nicht mehr kreuzte ich also im Nobelhotel auf und reihte mich ein in die Chorelite. Und bevor man mir hallo sagte, bedachte man mich mit bissigen Kommentaren à la : "ach...du lebst auch noch???"
Nach gut einer Stunde hatte fast jedes Chormitglied, mit dem ich so groß zu tun habe, sein Kommentar abgelassen und der übliche Jahresabschlussfeierreigen begann.

Ich stopfte mich gehörig mit dem erstklassigen Menü voll (man kriegt ja sonst nix außer fünf-Minuten-Terrinen und Mensa-Fraß) und machte dann mit ein paar ausgesuchten Chorgenossinen an der Cocktailbar weiter.
Wir drei Mädels (ja es waren nur drei) ertränkten unser Fehl-am-Platz-sein-Gefühl in unserem Erdbeermagherita, während die tausend Chorpärchen zur Tanzmusik durch den Raum tänzelten.
Der Großteil des Chors besteht aus Lehrern oder angehenden Lehrern. Oder anderen Leuten mit entsprechend viel Schotter.
An der Jahresabschlussfeier wird traditionsgemäß mit harten Bandagen gekämpft.
Soll heißen, die Frauen tragen das Teuerste Kleid und den edelsten Schmuck, den sie auftreiben können und die Herren sind besonders charmant und führen Strichlisten wie vielen Chorhäschen sie heute an den Hintern gefasst haben.

Ramona, meine früher allerbeste Freundin, strahlte wieder wie ein Diamant, wie sie ihren Silberschmuck glitzern ließ und mit ihrem Hauch von einem Rock durch den Saal schwelgte.
Sie ist hübsch, das muss ich neidlos zugeben.
Neben ihr fühle ich mich immer wie ....naja...irgendwas Schmutziges, Unauffälliges.
Ich trug ein langes golden glitzerndes Neckholder Top, schwarze Hosen und mein schönstes Lächeln....und sah...einfach...normal aus.

Ich saß dort mit meinen beiden Mitverschwörerinnen an diesem Tisch...und sah auf das perfekte Leben.
Wie sie alle dort saßen mit ihren Partnern.
Ramona, Jana...wie sie alle heißen.
Mädchen in meinem Alter, die Ewigkeiten mit ihren Freunden zusammen sind, mit ihnen zusammen in Salsa-Kurse gehen und sich mit gefrorenem Lächeln unterhalten während sie ihr Kinn auf dem Handgelenk abstützen.
Reiche Gören, die ihre reichen Freunde heiraten werden und verzückt lächelnd zu Kuschelliedern tanzen.

Ich merke, ich werde neidisch.
Aber eigentlich......war das MEIN Plan.
Ich hatte nicht geplant mit 20 noch Single zu sein verdammt nochmal.
Ich möchte jetzt auch mal in einem fluffigen Rock zauberhaft lächelnd mit einem verdammten Traummann über die Tanzfläche schweben.
Ich weiß ja, dass ich total bereit dazu bin.
Aber wo ist dieser verdammte Kerl?!
Nimmt er noch Salsa-Stunden? Bügelt er noch seinen Traummann-Smoking oder was is da los?!!!

Bin ich denn nicht ein bezauberndes junges Mädchen, hm?
Bin ich doch. Sowas von bezaubernd!!!!

Ach ich hasse es.
In dieser Umgebung mit lauter perfekten Menschen mit perfekten Leben, fühle ich immer wie meine ganze Ausstrahlung gegen null sinkt.
Ich strahle dann vielleicht noch so viel Sympathie aus wie ne saure Gurke. Höchstens.
So kann das ja auch nix werden.

Und was bleibt zu tun?
Sich wieder mal aufrappeln, verdammt nochmal wieder gut gelaunt sein und weitermachen. Und weiterhoffen.
Aber nicht zu sehr.
Denn suchen soll man ja auch nicht sondern sich finden lassen.

Blalba. Diese ganzen tollen Ratschläge.

Notfalls werde ich eben eine knallharte Karrierefrau, die sich nur ein zwei Liebhaber hält, ewig kinderlos bleibt, dafür aber ne stylische Wohnung und und ein dickes Auto hat.
Blöd nur, dass ich mir da nix draus mache.


Masterpläne sind doch eh nix für verplante Menschen wie mich.
Ich sollte die Finger davon lassen.



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Kommentare

12:19 16.12.2007
Ich stimme den anderen zu: Wenn perfekt sein bedeutet, so zu sein wie diese Chorsängerinnen mit ihren reichen Eltern, dann bleib lieber unperfekt! Letztendlich ist das wirklich die schönere Art zu leben. Und der richtige Freund wird dir trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) irgendwann über den Weg laufen.
Lieben Gruß
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09:29 16.12.2007
jaaaaaaa, ich muss batida da zustimmen, die ladys um dich rum erscheinen mir nicht als beneidenswert sondern als so aufregend wie ´n päckchen bratensaucenpulver.
ich hab selbst auch so welche in meinem freundeskreis und so zu leben erscheint mir kaum erstrebenswert, weil da irgendwie nix mehr bei rumkommt. alles ist in festen bahnen und fertig.
guuuuuuuuut, ich gestehe, ab und zu gibt es so momente, in denen man sich diese sicherheit wünscht, aber sind die nicht viel seltener als die anderen, die momente in denen man froh ist, ein bißchen freaky und frei zu sein?

und die ausstrahlungsnummer.
großer seufzer an dieser stelle.
es gibt irgendwie so menschen, grmpf.
ich hab so eine als beste freundin, das ist wirklich bitter..........
wahrscheinlich (tröste dich) fällt das aber auch nur dir auf...
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07:34 16.12.2007
Also ich fände es erschreckend mit 20 schon den "richtig/falschen" Kerl gefunden zu haben. Mit 20 habe ich mich von meinem langjährigen Freund getrennt (neurotischer ich-behandle-Frauen-wie-Spielzeug-Typ) und spielte selbst mit den Kerlen. Also deine Damen um dich rum erscheinen mir furchtbar langweilig. Hab mir meinen Schatz auch erst mit 24 "ausgesucht". Und lass bloß den Quatsch wie: ich lass mich finden. Bist du ein Wühltisch?
Nein. Du bist eine Frau. Also nimm dir was du willst.
LG
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02:19 16.12.2007
Es gibt einfach Menschen, neben denen man sich nur.... sowas von normal fühlt, egal wie lange man vorher vor dem Spiegel stand Und wenn man das perfekte Leben vorgeführt kriegt, macht es das auch nicht besser. Aber was ist schon perfekt??

Und mit 20 "noch" single zu sein, ist doch völlig in Ordnung. 20 ist jung!
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2007-12-16 00:54