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Tagebuch Sayu
2009-02-09 00:18
Das letzte Gefecht
So mit letzter Kraft schleppe ich mich der letzten Woche meines 3. Semesters entgegen.
Mir tut die Hand vom Lernblätter-und-Kartei-Karten-Schreiben, mein Köpflein raucht. Sobald ich irgendein soziologisches Wort lese, rasseln sämtliche Begriffe, Sätze und Definitionen durch mein armes gepeinigtes Hirn, die mir dazu einfallen.
Natürlich das ganze unsortiert und chaotisch.

Morgen wird mich die Waage vermutlich verhöhnen nach dem ganzen Süßkram, den ich mir mit der Begründung etwas für meine Nerven zu brauchen , übers Wochenende einverleibt hab.

Außerdem bin ich zu weniger Lernen gekommen als ich wollte. Am Samstag war meine Tante mit den Knuffels da und ich konnte meine Augen und Hände nicht von ihnen lassen.
Sie sind ja so niedlich. Dummerweise sind die Zwillinge ganz fasziniert von Treppen, ohne jedoch wirklich Treppen unfallfrei besteigen zu können. Sie laufen einfach munter drauf los und verlassen sich darauf, dass eine helfende Hand sie vor einem Sturz bewahrt ^^.
Und heute war meine andere Tante mit meinem süßen Patenkind da.
Obwohl ich ja nichts dazu beigetragen habe, platze ich vor stolz, weil Luca so hübsch und süß und witzig ist.
Sein Lieblingswort ist "ekelhaft" und wenn man ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkt, dann wiederholt er in Endlosschleife das, was er zuletzt gesagt hat, bis man von seinem Geplapper durchdreht.
Aber wer würde da durchdrehen...ich schmelze dahin ^^

Ansonsten stecke ich so nebenbei in einer Sinnkrise.
Ich bin ja nun definitiv nicht reich. Habe aber trotzdem große Träume...ihr wisst schon. Die Musicalsache.
Und gerade da...ist mir die ganze Cosplaygeschichte echt so ne Art Dörnchen im Auge.
Ich meine...ich mache es gerne.
Aber allmählich...so ganz allmählich....fangen die Nachteile deutlich zu überwiegen an.
Es ist unglaublich wieviel Geld diese Perücken, Stoffe, Nadeln, Garne und das ganze andere Zeugs verschlingen.
Jemand mit begrenzten finanziellen Mitteln (wie ich) wird da wahrscheinlich früher oder später vor der Wahl stehen entweder das ganze Leben nur aufs Cosplay auszurichten oder sich davon abzuwenden.
Lässt man sich "nur ein bisschen" drauf ein, fällt man zurück und wird von anderen nicht in deren Planungen eingeschlossen...

Nicht zu vernachlässigen ist ja mittlerweile auch der Lissy-und-Klara-Faktor, der untrennbar damit verwoben ist.
Das wird mir alles zu realitätsfremd.
Ich bin da in eine Parallelwelt geraten...

Mir fällt das ja jetzt mehr und mehr auf.
Sie bleiben Woche für Woche hier in unserer Behausung...und tun eigentlich nichts von Belang.
Sie gehen nicht mal raus.

Am Samstag schrieb mir Klara ich solle doch bitte Milch mitbringen, wenn ich käme. Und es war Mittag.
Anstatt, dass eine der beiden Madams einen Fuß aus den heimischen Mauern herausgesetzt hätte...

Und warum? Was hatten sie denn wichtiges zu tun?
Nun....
Lissy probierte ihre neue Cam aus an Klara.
Als Fotomotiv bestellten sie sich Pizza. Die mit extra dickem Boden, damit die Pizza schön gerade aussieht auf den Bildern.
Und dann musste die hungrige Klara so lange mit einem Stück Pizza in der Hand posen, bis die Pizza kalt war.
Die ganze Zeit hatte Lissy in ihrem Status "lernen" stehen...mittlerweile weiß ich ja aus erster Hand, dass das nur eine Farce ist.

Und ja. Geredet wird eigentlich nur über Cosplay und was eben damit zu tun hat. Und ausschließlich mit Leuten, die damit zu tun haben. Alles andere ist aufgezwungen.

Es hat mir ja auch Spaß gemacht und tut es noch.
Aber ich merke immer öfter, dass mir das einfach zu krass wird.
Das nimmt absurde Ausmaße an.
Spätestens da wirds bedenklich, wenn man dauernd bestrebt ist eine verdammte Animefigur zu SEIN auch ohne ein Cosplay anzuhaben nur damit irgendwer irgendwann einmal sagt "WOW ! Du bist ja wie XY!!! "

Mich beschleicht eine gewagte These.
85% aller Cosplayer kommen in der wirklichen Welt nicht klar bzw. sind Außenseiter oder ehemalige oder aktuelle Opfer von Mobbing oder Ähnlichem. Oder sind zumindest in der normalen Gesellschaft verschüchtert.

Das sind meine beschränkten Erfahrungen.
Aber ich erwarte empirische Forschungen zu diesem Thema mit Ungeduld.

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Kommentare

01:25 09.02.2009
meine these mag auch zu einem ebenso großen prozentsatz von gewissen angestauten ärgerlichkeiten bezüglich den zwei damen herrühren...
ich finde es nur so befremdlich...dass die meisten Cosplayer irgendwie gar nicht mehr aus ihrer "hobbywelt" aufzutauchen scheinen. und wenn sie es müssen, wissen manche - wie klara etwa - gar nicht wie sie sich verhalten sollen. vielleicht ist das wirklich so, wenn man sich einem hobby - egal welchem - so verschworen hat. aber mich macht das...in einer weise...beklommen ^^.

jedenfalls...danke, dass du mich in meinem musicalplänen bestärkst...in die richtung denke ich mittlerweile auch und dein glück nehme ich wie immer gerne an
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01:17 09.02.2009
wenn's keinen spaß mehr macht und es deinen finanziellen spielraum spürbar einschränkt, dann sollte dieses hobby vielleicht wirklich baldmöglichst eine schöne erinnerung werden.
wobei ich mich deiner these in den letzten zeilen nicht anschließe.
alle hobbies, vom eisenbahnmodellbauer über den kaninchenzüchter bis zum cosplayer, sind ein spezielles und individuelles freizeitvergnügen, das viel zeit und geld kostet und mit dem viele andere oft wenig anfangen können.
macht aber nix, so lange es einem selbst spaß macht und freude bringt.
die "normale gesellschaft" ist für vieles relevant, aber in der freizeit ist fast alles o.k. und die ursachen für speziell dieses vergnügen sind eigentlich sekundär. die von dir genannten gründe mögen vorkommen, aber sie begründen sicher auch 1001 andere verhaltensweisen.
gemeinsam ist wohl allen hobbies, dass sie einen (meist) im "normalen leben" nicht weiter voranbringen, öfters sogar störende einflüsse darauf haben (thema zeit + geld).
und deshalb sind für mich deine überlegungen, das thema musical künftig als priorität zu sehen, voll und ganz nachvollziehbar. just do it!
Good luck!


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2009-02-09 00:18