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Tagebuch Sayu
2008-02-27 14:36
Das könnte ich sein...O_O
Phu.....

Ich hab grade meine Zeit alleine zu Hause ausgekostet und mich im Wohnzimmer breit gemacht.
Natürlich lief nichts besonderes außer das übliche Vormittagsprogramm.
Naja...beim Zappen bin ich grade bei "We are Family" gelandet.

Da haben die grade ne Frau gezeigt, die unter Panikattacken leidet.
Genau solche wie ich ja auch hab , gelegentlich.
Das war ein wunderbares Beispiel für mich, wie mein Leben hätte aussehen können, wenn ich mich nicht immer wieder dazu zwingen würde, die Panikattacken auszuhalten und weiterzumachen.

Die Frau war dünn, hatte dunkle Ringe unter den Augen und war blass wie ne Leiche.
Ihre Familie war drauf und dran um sie herum zu zerbrechen. Sie brauchten ne neue Wohnung oder wie...aber wegen den Panikattacken traute sich die Frau zu keinem einzigen Gespräch mit dem Vermieter.
Daran scheiterte alles immer und immer wieder.

Ihre Symptome sind genau wie bei mir. Sie klagte über Schwindel, Angst umzukippen....Herzrasen....Todesangst.
Und - so wurde gesagt - deswegen hat die Frau so gut wie keinen Fuß mehr aus dem Haus gesetzt. Über Jahre.
Ihre ganze Familie leidet. Die Frau ist super-böse, weil sie sich unverstanden fühlt. Sie glaubt sie kann gar nichts dagegen machen und hält sich für schwer krank.

Dabei kann man doch.
Ich musste das selbst schmerzvoll feststellen.
Ich war die ersten beiden Monate quasi von Panikattacken gebeutelt. Wollte nur daheim bleiben, wo's sicher ist.
Aber irgendwann...hab ich ja dann gemerkt, dass mein Leben auf einmal kein Leben mehr ist.
Seitdem....kämpfe ich fast täglich.
Aber ich habe festgesellt, dass einfach niemals eine meiner Befürchtungen eingetreten ist. Ich bin nie umgekippt.
Ich hab mal zehn Minuten Todesangst, aber dann ist es vorbei.

Unter diesen Bedinungen hab ich Abi geschrieben, hatte viele Konzerte mit meinem Chor, hab gefeiert, hab nen Ferienjob gemacht, hab das Studium angefangen.
Unter diesen Bedingungen lebe ich eine Woche lang fast alleine.
Unter diesen Bedingungen hab ich den gelben Gürtel gemacht .

Ich glaube heute wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich richtig was geleistet haben könnte, indem ich mich den Panikattacken entgegen gestellt hab.
Vielleicht ist es sogar so, dass ich mir dadurch erst eine wirkliche Zukunft erkämpft habe.
Immerhin hatte ich eine Zeit lang vor, auf eine winzige, schlechte Uni in meiner Nähe zu gehen und Lehrerin zu werden (obwohl das nicht ansatzweise mein Traum ist). Nur um nicht von daheim, dem Ort ultimativer Sicherheit, fortzumüssen.

Aber das wäre der falsche Weg gewesen. Das wäre der Weg gewesen, der mich irgendwann zu so einer dünnen, hysterischen Frau gemacht hätte, die ihre Familie zerstört, weil sie nicht kämpfen kann.

Irgendwie fühle ich mich grade gut. Zum ersten Mal fällt mir irgendetwas auf, wofür ich mir wirklich selbst auf die Schulter klopfen könnte.
Normalerweise geht das meiste, was ich anfange, in die Hose.

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Kommentare

02:58 03.03.2008
da muss ich dir recht geben!
Wenn man sowas hat, kann man zwar nichts für, aber sich einfach hinzuhocken und nichts daran zu ändern, sich mit der Situation abzufinden, ist falsch. immer. Man muss dagegen kämpfen.
Und das hast du ja wohl ganz toll gemacht :)
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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