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Friday, 29. March 2024
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Tagebuch Sarabi
2008-05-27 11:19
because change happens | Anja.

nun ist es eine woche her. eine ganze woche..

[...]

vor rund sieben tagen habe ich mich um diese uhrzeit auf dem weg zur domme gemacht, um fuer die am naechsten tag anstehende mathematik pruefung zu lernen. hans hat mich bei ihr abgesetzt, ich verabschiedete mich von ihm und ging die vielen treppen zu ihrer wohnung hinauf. wir kamen gut voran, bis mich ela um ca. 13:45 anrief. an das gespraech erinnere ich mich nur in fetzen, anja habe wahrscheinlich ene kolik. ich solle doch mal besser vorbeikommen. etwas genervt aber gleichzeitig geschockt stand ich auf, liess meine sachen liegen, verabschiedete mich von domme und joggte den weg nach hause. nur keine panik, denn die letzte war ja auch nicht so tragisch. als ich daheim ankam schnappte ich mir nur mein portmonnaie und setzte mich ins auto. das handy klingelt. wieder ela. ob ich meine tieraerztin doch schonmal anrufen koenne, damit sie gleich schon da waere. frau h. war nicht zu erreichen, fortbildung. also hat ela fuer mich jemand anderen angerufen. ich fuhr los, ein bisschen schneller, als erlaubt.
am stall angekommen steig ich rasch aus und ueberquerte den hof um auf den platz zu kommen. da sah ich sie hinten in der ecke schon liegen und eine verzweifelte ela, die versuchte, anja zum aufstehen zu bewegen. mit vereinten kraeften und einer pitsch haben wir es dann auch geschafft. arme maus. ihr bauch war unheimlich dick, aufgegast.. wir fuehrten sie gemeinsam weiter. die sonne schien am himmel als sei ein wunderschoener tag. sie wollte sich immer wieder hinlegen, aber wir motivierten sie, weiter zu laufen. irgendwann kam sabine hinzu. ich war erleichtert, dass sie dabei war. sie uebernahm mit mir das fuehren, waehrend ela kurz ging. wir wartetetn auf den tierarzt. irgendwann legte anja sich wieder hin, so schnell, dass wir nicht rechtzeitig schafften sie davon abzuhalten. im gleichen augenblick kam auch der tierarzt.. hoch mit dem pony. zu dritt schafften wir es dann auch irgendwann. sie sollte in die box. dort angekommen hoerte er ihr herz ab, ueberpruefte ihren kreislauf, mass fieber und fuehlte im inneren des bauches, ob noch irgendwo aepel sind. nein, nichts. nur ganz viel gas. waehrenddessen stand sie etwas wackelig auf den beinen, ich hatte ein wenig bedenken, ob sie umfallen wuerde. er spritzte ihr in die venen eine krampfloesende fluessigkeit, danach sollte ich wieder auf dem platz mit ihr ein paar runden laufen. sabine und ela waren die ganze zeit dabei. er ordnete an, nochmal in die box zu gehen und sah erneut mit dem handschuh nach, ob sich aepel im inneren befinden. nein, nichts. er ordnete an, 30 - 45 minuten spatzieren zu gehen, aber im schatten. also gingen wir hinten auf die wiese - anja, sabine und ich - wo durch die baeume immerhin ein kleiner schattenfall gegeben war. zwischendurch ueberlegten wir, wo wir anja danach unterbringen sollten. lieber im stall, wo es kuehl war oder auf dem platz, der jedoch keinen schatten bot. ich raeumte zwischenzeitlich vorsichtshalber anjas box leer (sie durfte nichts mehr fressen (was sie ohnehin nicht getan haette)). sabine war so lieb und fuehrte anja in der zeit weiter. ihr muesst wissen, dass das feuhren an diesem tag nicht leicht war, denn man musste die maus ein bisschen ziehen und "motivieren". eva kam irgendwann hinzu und sie meinte, dass anja besser auf den platz sollte weil sie sich da wenigstens hinlegen kann. sabine hatte anja zwischendurch mal ein wenig traben lassen, weil wir hofften, dass es ihr so leichter fallen wuerde das gas loszulassen. aber nichts. nicht einmal. nach rund fuenfundvierzig minuten sperrten wir anja den platz ein stueckchen ab und stellten sie dorthin. schon nach kurzer zeit legte sie sich wieder hin, nur kurz einmal flach und dann aufrecht liegend. sie schien voellig fertig mit den nerven zu sein und auch voellig erschoepft. sabine und ich setzen uns rund fuenfundzwanzig minuten zu ihr. mit der zeit wurde ihr blick wieder etwas wacher und auch die das ohrenspiel war wieder mehr da. ginge es ihr besser? zwischendurch kam karen dazu, redete ein bisschen mit uns. nach den fuenfundzwanzig minuten beschlossen wir, ihr die beine abzuspritzen um ihren kreislauf ein bisschen in schwung zu bringen. nachdem wir das gemacht hatten liefen wir mit ihr nochmal zwanzig minuten im schatten. danach brachten wir sie wieder auf dem platz. es nuetzte nichts. nach kurzem stehen legte sie sich wieder hin... ich nahm das telefon und rief erneut den tierarzt an. in meiner eile vergass ich zu fragen, wann er da sein wolle. ich koennte mich ohrfeigen. wir liessen anja kurz in ruhe, jedoch nachdem sie sich flach hinlegte holten wir sie mit vereinten kraeften wieder hoch. ich werde nie vergessen, wie ich ihr komplettes gewicht in der hand hielt, als ich versuchte, mit dem strick ihren hals und kopf hochzuholen.. sie liess sich einfach wieder fallen, sie wollte nicht. wollte einfach nicht mehr. ich fuerhte sie hinten die bande entlang, dem einzigen ort, wo ein bisschen schatten war. ela, die zwischendurch gehen musste rief mich kurz an, um sich zu erkundigen, wie es anja gehen wuerde. schlecht. schlechter. es war muehsam, sie beim laufen zu halten. karen war mit alpenstern mit auf dem platz und unterhielt sich mit mir, ich denke, um mich auf andere gedanken zu bringen. nach einer unendlich langen zeit kam endlich der tierrarzt. diesmal war es ein anderer (gemeinschaftspraxis). ich brachte anja wieder in die box, in der diesmal kein stroh war. er ueberpruefte erneut den herzschlag und mass fieber, fragte mich, ob sie noch dicker geworden sei seitdem sein kollege hier war. (er hatte sich davor telefonisch mit ihm in verbindung gesetzt). er fragte mich von vorneherein, ob es moeglich ist, das tier in eine klinik zu bringen und wenn ja, ob sie dann auch operiert werden darf. natuerlich. natuerlich darf sie. in dem moment fuehlte ich, wie mir traenne in die augen schossen. er fuehrte ihr eine nasenschlundsonde ein und machte eine art test mit wasser. er hat es mir erklaert, doch ich weiss es nicht mehr genau. das muss sehr unangenehm gewesen sein. sabine war die ganze zeit bei mir. als er meinte, dass er hinten nichts fuehlen kann, er aber nicht wisse, ob im vorderen bereich sich der darm nicht verdreht hat, musste ich schlucken. er empfahl mir die klinik in kerken. wir hatten am stall noch eine andere sabine, die einen haenger besass. vielleicht war sie noch da, also gingen wir los, um nachzuschauen. waehrenddessen konnte ich mich nicht mehr zurueck halten, meine nerven liessen mich im stich. ich fing an zu weinen. sabine war so lieb und fragte die andere sabine, ob sie uns fahren wuerde, sie war sofort einverstanden und machte alles fuer die fahrt fertig. ich zog mich kurz zurueck um meine mama und meinen freund anzurufen. ich sammelte mich, atmete tief durch und ging wieder nach draussen. die maedels waren gerade dabei den haenger anzukoppeln und ich ging in den stal, wo daniel so nett war anja in der box festzuhalten. ich ging zu ihr und streichelte ihr ueber das fell. ich umarmte sie fest, ich glaube heute, ab dem teil habe ich angefangen, das ganze nicht mehr zu realisieren. wir gingen gemeinsam nach draussen, das pony und ich. in der mitte der rampe auf dem haenger stockte sie, blieb stehen, und wollte nicht weiter. mit gutem zutun ging sie dann doch irgendwann weiter. ich habe ihr versprochen, dass sie nicht wegkommt, habe ihr in dem moment versprochen, dass ich sie wieder zurueck bringe. ich koennte mich ohrfeigen. die fahrt ging schnell und ohne komplikationen. zwischenzeitlich rief daniel, sabines mann, mich an, mein freund wuerde hier stehen. sabine erklaere ihm den weg und die beiden wollten sich auf den weg machen. nach rund dreißig minuten kamen wir in der klinik an, wahnsinn, eine schoene klinik. wir parkten hinten und sabine und ich machen uns auf den weg zur anmeldung. gut, dass sie schonmal da war. die andere sabine lud derzeit die anja aus dem haenger aus. als wir die beiden holen wollten kam sie uns schon entgegen und ich nahm ihr anja ab. ich fuerhte sie in einen grossen raum, der an einer seite eine grosse, offene tuer hatte. dort wurde ihr direkt blut abgenommen, fieber gemessen und.. ich weiss nicht mehr. die aerztin kam kurze zeit spaeter hinzu und sie legten anja einen zugang. dann musste ich sie in so ein halbbox fuehren, wo sie irgendwas mit der bauchdecke schauen wollten. es war wohl nur ein pieks, aber die aerztin meinte, dass das passiert ist, was haette nicht passieren sollten. sie hatten mit in den darm gestochen.. die naechsten momente kamen mir vor wie im film. anja wurde weggebracht, um verschiedene infusionen zu bekommen. die aerztin klaerte uns auf, dass ihr zustand sehr schlecht waere und die wahrscheinlichkeit, dass man ihr noch helfen koenne, sehr gering. sie klaerte mich darueber auf, was man jetzt noch tun koenne.. sie muesse erstmal stabilisiert werden, dann koennte man nachschauen, ob sie sich eine op lohnen wuerde. sabine nahm mich fest in den arm. wenn, dann koennte man sie richtig operieren. die kosten belaufen sich mit der richtigen op auf rund dreitausendfuenfhundert euro (ohne steuern), das nachschauen auf rund achthundert euro. ich sagte, dass ich kurz mit meinen eltern sprechen moechte, verliess in sabines arm, weinend, den raum. es fiel mir schwer mich zu beruhigen und auch jetzt habe ich traenen in den augen. im gleichen moment kam hans mit daniel an und "uebernahm" mich, drueckte mich fest an sich und versuchte, fuer mich da zu sein. doch ich war allein. sabine, die mir den haenger gefahren hatte bot mir an, mit meinen eltern zu telefonieren und die sachlage zu schildern. ich musste zur anmeldung gehen und meine daten angeben. ich vergass beim zweiten anlauf meine handynummer und mein freund musste fuer mich nachsehen.
meine eltern gaben ihr okay. fuer das nachsehen und die operation. sabine und ich machten uns auf die suche nach anja und fanden sie in einer der narkoseboxen. es war lediglich ein kleines fenster eingebaut, dass ich nur ein teil ihres hintern und der beine sehen konnte. vorne an der tuer hangen oben mehrere infusionen und verschiedene schlaeuche fuerhten ins innere der box. als ich kam bemerkte ich, wie anja sich ein wenig rumdrehte. hatte sie mich gehoert? die zeit verging endlos lange, mein freund hielt mich die ganze zeit in den armen. ich konnte meinen blick nicht von dem kleinen fenster losreissen, bemerkte, wie wackelig sie manchmal war. ich konnte nicht aufhoeren zu weinen, mir fiel es schwer, mich zu beruhigen. zweimal hatte anja sich wieder hingelegt, beim zweiten mal machte eine helferin alle infusionen ab. ich nehme an, dass sie ihr nochmals blut abgenommen haben um ihre werte zu messen. nun lag sie da. die aerztin kam erneut auf mich zu und schon anhand ihres blickes konnte ich erkennen, wie es stand. es war mir schon vorher bewusst. ich habe es vorher gewusst. seitdem sie in dieser box stand. ich gab mein okay. ja, es musste ja sein. ich wollte das alles nicht hoeren. wie hatte ich das recht ueber ihr leben zu urteilen? die aerztin erklaerte mir, was sie nun machen wuerde und fragte mich, ob ich dabei sein wollte. ich wollte sie nicht im stich lassen, ich kann sie doch nicht alleine lassen. ja, ich wollte dabei sein. ich "riss" mich von hans los und winkte sabine, dabei zu sein. ich wollte nicht, dass er dabei ist. nein. warum weiss ich heute nicht mehr.. sabine blieb an der tuer stehen. waehrend dessen ging hans meine eltern anrufen, zu dem zeitpunkt wusste ich davon noch nichts.
die kleine maus lag an der wand. die aerztin erklaerte mir nochmals, was sie jetzt tun wuerde. ich hockte mich vorne an ihren kopf und streichelte ihren nasenruecken und ihre wangen. das fell war ein wenig nassgeschwitzt. sie atmete unruhig und ihre grossen schwarzen augen schienen so leer. die aerztin spritzte das erste mittel, welches anja in die narkose versetzen wuerde. nach einem kurzen moment wollte anja nochmal aufstehen, doch die aerztin beruhigte sie und drueckte sie gegen den boden. ich war kurz aufgesprungen, ich hatte angst. sie spannte alle viere an und dann, war es schon wieder vorbei. das gemien waere, sagte die aerztin, dass wenn pferde schlafen sie ihre augen nicht zumachen wuerden. die aerztin bat mich wieder zu sich und sagte, dass sie jetzt das mittel spritzen wuerde, was die atmung hemmen wuerde. anja wuerde dann noch zweimal kraeftig atmen, und dann waere alles vorbei. vorbei. ein zurueck gab es nicht mehr. ich sah, wie das mittel den schlauch hochlief. tod. tod. tod. ich streichelte ihren kopf unentwegt weiter, versuchte, fuer sie da zu sein. sie atmete noch ein paar mal, dann untersuchte die aerztin ihren augenreflex. er sprang nicht mehr an. daran, sagte die aerztin, koenne man erkennen, dass sie schon tot sei. das gehrin sei tot. alles was jetzt kommt, waere nur noch die energie der muskeln. und so war es auch. sie zuckte noch ein paar mal. ich konnte ihre zaehne erkennen, da der unterkiefer losliess.. die zeit danach kam mir wie stunden vor. die aerztin erklaerte mir, dass ich tapfer waere, dass anja keine angst haben musste weil ich dabei war. sie erklaerte mir auch, dass ich mir keine vorwuerfe machen muesse. das wetter sei ein typisches kolikwetter, sie haben in den letzten tagen viele solcher faelle gehabt. ich haette nichts dran aendern koennen. und doch glaube ich schon, dass wenn ich eher beim zweiten mal reagiert haette vielleicht doch noch haette etwas aendern koennen. das kann mir keiner ausreden. nichtmal ich selber.. ich fragte, ob ich das halfter behalten duerfte und sie sagte, dass sie es mir gleich abmache. ich blickte ein letztes mal in dieses große, schwarze Auge, ein letztes mal auf die Nuester, streichelte ein letztes mal den schoenen Kopf.. "okay.." und stand auf. ich ging nach draussen. sabine schlug vor, ein bisschen schweif abzuschneiden, so geschah es und die aerztin uebergab sabine halfter und schweif, da ich mich in den armen meines freundes verkrochen hatte. machen wir jetzt besser zu, sagte sie, schaltete das licht aus und zogdie tuer zu. ein letzter kleiner blick auf mein pony, dann musste ich gehen. ich musste sie einfach dalassen. einfach dalassen. ich umarmte nochmal alle und bedankte mich fuer den beistand. die maedels wussten wohl auch schon bescheid sagte sabine mir. ich konnte gluecklicherweise alleine mit hans in seinem auto nach hause fahren. bevor wir losfuhren ruf ich sina an um ihr zu berichten, was geschehen war. mir fehlten die worte. auch heute noch. ich stieg ins auto ein und wir verliessen die klinik. ohne anja.

[...]

† Anja
20.05.2008
19:45 Uhr

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Kommentare

08:33 29.05.2008
Danke.. :(
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21:02 28.05.2008
. . . 
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23:58 27.05.2008
Mir laufen die Tränen die Wangen runter ... es tut mir so schrecklich Leid ...
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21:39 27.05.2008
Oh Gott, auch ich sitz hier weinend am PC.
Mein allerallerherzlichstes Beileid!!
Fühl dich ganz doll umarmt...
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16:54 27.05.2008
Ich sitz vorm PC und heul mir die Augen raus! Dein armes Pony! du arme!! Und du bist so tapfer, weil du sie nicht allein gelassen hast! Weil du bei ihr warst...ich kanns dir so nachfühlen. Einmal ist in meinen Armen ein geliebtes Pferd gestorben...das ist so....und wenn der Sammy was wär...
Aber du kannst nichts dafür, das weißt du! Du hättest sicher auch eher nichts tun können...eine Kolik ist so...ich drück dich! ganz fest
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15:55 27.05.2008
Hab weinen muessen, als ich das hier gelesen hab...

Aber ich denke, dass es gut ist, dass Du Dir das mal komplett von der Seele geschrieben hast...

*drueck*
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unbekannt
13:28 27.05.2008
schrecklich :( tut mir sehr leid. könnte man glatt mitheulen :/

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13:23 27.05.2008
Das tut mir leid. Herzliches Beileid!
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Sarabi Offline

Mitglied seit: 09.01.2004
DE
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2008-05-27 11:19