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Tagebuch Rynnertau
2008-06-08 11:15
Worte über den Mangel
Wo soll ich beginnen...?
Es mangelt an Zeit und an Frieden, an Entspannung und an Glück; es mangelt an so vielem und nichts ändert sich, alles wird nur umso schlimmer je länger es andauert.

Ich saß am Freitag im Zug und fuhr von der Arbeit nach Hause, wie immer eine Stunde lang, und überlegte. Mir fiel auf wie viele Menschen hier irgendwelchen Zielen nacheilen und stellte fest das es erstaunlich freiwillig geschieht. Etwas in uns scheint zu drängen, ein Ziel zu finden und es zu jagen. Als wäre unser gesamtes Dasein ein Hetzen und Jagen.

Alle verlangen nur eines: Leistung.
Möglichst schnell möglichst viel für wenig Geld erbringen.
Keiner schert sich um das wer, oder wie, manchmal auch nicht um das warum.
Du sollst funktionieren und das täglich.
Am besten täglich mehr und schneller.
Wer ausfällt ist nutzlos und nutzlose Dinge werden entsorgt.

Dinge welche Du in Deinem leben niemals zuvor getan hast, sollst Du nach einem Versuch beherrschen, ohne jegliche Übung. Du sollst etwas sehen, es in Deinen Geist pressen (gleich wie sinnlos es ist) und es dann wieder auskotzen. Unerheblich ob Du es nun verstanden hast, oder nicht.

Nicht genug das Dich jene treten und verachten, welche Dir Arbeit geben.
Diejenigen mit denen Du diese Leiden teilst, sind genauso radikal, wenn nicht gar schlimmer.
Sie nötigen Dir ihre Art auf, sie scheuchen und hetzen Dich, sie sehen das selbst ein Übermensch keine Leistung bringen könnte, doch dennoch versuchen sie Dich zu treten.
All ihr Hass fließt auf Dich ein.

Es sind eben "Menschen" – wie ich es immer zu sagen pflege.
Nackte schwitzende Primaten ohne wahrhaftem Verbundenheitsgefühl.
Alles dreht sich um Macht, Leistung, Besitz – selbst in den Emotionen denken sie so.
Sie missbrauchen sie zu Machtzwecken und bewerten sie nach Leistung.
Fragen wie: "Wie sehr magst Du mich" und "Was würdest Du für mich tun?" zeugen sogar verbal von diesem absoluten Irrglauben.
Niemals in meinem Leben war ich gerne Mensch, aber in Zeiten wie diesen verabscheue ich dieses Sein um noch einmal so viel. Es ist so widerwärtig aggressiv und ohne jeden emotionalen Verstand.
Und dieses Wesen bezeichnet sich selbst als das höchste der Schöpfung...
Ärmliche Kreaturen.

An manchen Tagen liege ich neben Rynn und erzähle ihr diese ganzen Leiden.
Und stetig bin ich mir sicherer das selbst ihr, der ihr der Bezug zum Menschsein fehlt, klarer wird wie absurd und nichtig die Existenz als Mensch sein kann.
Obwohl diese Tiere zu wahrhaft schönen Dingen fähig sind, vernichten sie all das Gute mit nur einer nutzlosen Geste. Mit nur einem sinnlosen Wort. Alles beim Teufel.

Was mag deprimierender sein, in diesen Zeiten, wenn man feststellt in seinem innersten Selbst nichts anderes zu sein, als nur ein Mensch.
Was wenn man feststellt das all dieser Blödsinn eigentlich keinerlei Zweck hat, keinen Sinn ergibt und im Grunde niemals hätte begonnen werden dürfen.
Theoretisch müsste ich mein gesamtes Leben umbauen – so kommt es mir zumindest vor.

Rynn sieht das alles selbstverständlich anders.
Ich vermute man muss jemand anderes sein, um diesem Dasein einen Sinn abzuringen.
Als Mensch hat man hierfür keine Vorlage, keine Fähigkeit.
Der Mangel an wirklicher Aufgeschlossenheit ist erschreckend. Denn je mehr man sich bemüht zum Ziel zu gelangen, umso stärker wird man tatsächlich von ihm abgetrieben.

Genügend Stoff den es zu bedenken gäbe... was ich nun tun werde.

Gruß, Tau

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2008-06-08 11:15