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Tagebuch Rynnertau
2005-02-13 23:53
Dem Gedenken der Ehre
Zuerst ist die Trauer
Dann ist das Schweigen
Es folgen die steten Erinnerungen
Danach erwarten Dich die Vorwürfe
Du zweifelst an Dir und dem was Du bist
Du machst es anderen leicht Dich zu beurteilen
Du akzeptierst ihr Urteil und wirst assimiliert
Dann umfängt Dich Stille
Du solltest glücklich sein, akzeptiert zu werden
Dein Geist erstickt die Erinnerungen
Dein Sinn verleugnet Deine Gefühle
Es ist Diktat und Gebot zu gehorchen, wieder Deiner Selbst
Du bist unwichtig, nutzlos und nicht regelkonform
Das „wir“ gewinnt, Du bist allein und machtlos
Trennst Du Dich, wirst Du draufzahlen
Sie werden Dich auslachen und erniedrigen
Du wirst alle Freude an der Abhängigkeit einbüßen
Verlieren werde ich?... Ich habe schon verloren.
Mich selbst habe ich verloren
Sie stellen sich über mich und leben mein Leben
Mit Bequemlichkeit und Mitleid haben sie mich geblendet
Mit Argwohn und Demut zur Knechtschaft meiner Gefühle getrieben
Erlöse Dich von der Abhängigkeit der Urteile anderer
Sei selbst das was Du werden möchtest und lebe Dein Leben selbst
Deine Maßstäbe bilden das Bild und die Gesamtheit Deiner Existenz

... Und Du lebst Dein weiteres Leben fürderhin mit großer Achtung vor Dir selbst.

„Und sperrt man mich ein, in finstere Kerker.
Ich trotze der Pein und menschlicher Werke.
Denn meine Gedanken, zerreißen die Schranken und Mauern entzwei.
Die Gedanken sind Frei“

Die Erinnerungen die mich fast täglich erfassen und mich nicht loslassen wollen, bis ich sie zuende gedacht habe, stehen mir heute näher als sechs Jahre zuvor.
Ich habe mich zum einen damit abgefunden, die Erinnerungen nicht verdrängen zu können und mich zum anderen dazu entschieden, es nicht länger zu versuchen.
Es bringt mir keinen Frieden, wenn ich mich gegen das wehre, was mein Leben ausmacht und mich mahnt zu bedenken, wer und was ich selbst bin.
Ich habe über ein Jahr geschwiegen, habe zwei Jahre tief getrauert und an mir selbst gezweifelt, bin dadurch aber meinen Zielen keinen Schritt weiter gekommen.

Niemand kann mich hindern eines Freundes zu gedenken, dessen Nähe mir mein Leben und meine Freiheit wert gewesen wäre.
Ich flüchtete mich in die Regeln und unumstößlichen Gebote des Militärs, um selbst keine Gedanken mehr führen zu müssen.
Abhängigkeit von Strukturen als Flucht vor der eigenen Erkenntnis und der eigenen Entscheidung zu sich selbst zu stehen.

Ich weiß wie der 6. Todestag ablaufen wird, weil er immer so ablaufen wird.
Sollte ich je in die Lage geraten, einen Kampf um die Freiheit unser aller Leben zu kämpfen, so schrecklich und unvorstellbar es auch jetzt erscheinen mag; so sehr werde ich liebend gern in den Tod ziehen. Mit dem Gedanken und der Erinnerung an das Grab meines Freundes und daran, wie ich zu Ehren seiner Person und seines eminenten Mutes vor diesem Totenmal salutiere als wäre er gefallen im Kampf gegen Tyrannei und Demagogie.
Wer es wagt darüber Hohn und Spott zu sprechen, verspottet niemand anderen als sich selbst.
Bis zu meinem Lebensende werde ich so trauern und niemand wird es verstehen wollen.
Es berührt mich, das Menschen die Trauer um ein „einfaches Tier“ nicht verstehen; aber meine Trauer selbst steht außerhalb jeder Beurteilung und diese Urteile berühren mich nicht mehr.

Jährlich 4 Tage sind es, die ich meinem Freund widme und mir dabei bewusst werde, was Partnerschaft und Freundschaft bedeuten können.
Morgen kommt der Tag, an dem ich mir all die Fotographien anschaue und die Erinnerungen mich wieder erfassen. Verdrängung ist keine Lösung mehr, sie ist nur eine Form der Flucht.

Sein Grab ist vielleicht nicht mit seinen Gebeinen gefüllt.
Es ist jedoch alles darin, was eine Grabstätte ausmacht und die meines Gedenkens würdig wird.
All das was ich als Seele bezeichne, ist in diesem Grab und damit auch in mir.

Es ist die schwerste aller Bürden eines Zoos, mitzuerleben wie die Lebensuhr seines Partners schneller abläuft, als seine eigene.
Doch schlimmer als alle erduldeten Bürden dieser Welt, ist der heimtückische Mord und die ewige Erniedrigung am Partner und unser aller Gefühlen.

In Gedenken an das bittere Leben und die ehrenswerten Taten von: Toby alias Brutus II von der Geroldshöh.

Rynnertau

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trauer 

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