So, jetzt melde ich mich auch mal wieder zu Wort. Irgendwie haben sich bei uns die Ereignisse total überschlagen und ich bin nur noch rumgewetzt und hatte kaum Zeit für mich selbst.

Sophia ist wieder gesund, ist aus dem Krankenhaus und soweit fit. Was sie hatte kann mir irgendwie keiner genau sagen. War wohl ein Virus, wobei sie mir nicht erklären können, weshalb ihre Pupillen unterschiedlich geweitet waren, warum sie im Becken, im Nacken und im Oberschenkel totale Gelenkschmerzen hatte. Sie kam letzte Woche Freitag raus. Lag also ne Woche drin. Ich kann nur sagen, dass das furchtbar war und mir das erste mal so richtig bewußt wurde, was es für ein Geschenk ist, wenn die Kinder gesund sind und wie schnell alles kippen kann.

Die Ärzte hatten die schlimme Befürchtung, dass sie eine virale Hirnhautentzündung hat. Das war schlimm. Ihr Kopf tat so weh, ihre Nebenhöhlen waren allerdings frei. Sie hatte die ganze Zeit über wahnsinnig hohes Fieber. Die höchste Termperatur die sie bei ihr Messen konnten war ganze 41,5. Das war in der Nacht um 2 und wurde eigentlich nur bemerkt, da sie im Schlaf erbrach. Mein Sopherl wachte auf und rief mich an, die Schwestern wußten das nicht. Sie fragte, ob ich kommen könnte, ihr ginge es nicht so besonders. Natürlich kam ich.

Schon komisch, da kann man einfach so in die Kinderstation marschieren. Alle Türen sind offen, man muß an keinen Pförtner vorbei und die Schwestern hätten mich auch nicht bemerkt, hätte ich mich nicht kurz am Schwesternzimmer gemeldet. So ein Pförtner gibt einem da schon mehr Sicherheit. Jedenfalls stellte sich dann raus, dass sie 41,5 Fieber gehabt hatte, inzwischen war es auf 41 gefallen. Ich fand das echt scheiße, dass man mich nicht anruft, wenn mein Kind sooooo hohe Temperatur hat. Sophia war die ganze Zeit klar, kein einziges mal fantasierte sie. Sie erbrach oft und ständig hatte sie diese Schmerzen im Kopf und in den Gelenken. Borrelliose wurde getestet: negativ. Das Fieber sank die Tage dann. Somit entgingen wir der Punkion des Rückenmarkswassers. Sie maßen ihre Hirnströme (da hatte meine Kleine so ne Haube auf dem Kopf und war an einem Monitor angschlossen, sie kam in den Kernspint, sie untersuchten ihren Sehnerv. Nichts. Sie fanden es nicht heraus. Mag sein, dass sie sich durch die Mäusebisse mit etwas angesteckt hatte. Gegen FSME ist sie ja geimpft und Borrelliose konnten sie nicht feststellen. Sie wurde entlassen mit der Bitte größere Gruppen zu meiden, da ihre Imunzellen noch recht wenig wären. Mußte gestern dann noch mal ins Kkh um ihr Blut noch mal checken zu lassen. Sie mußten uns das okay geben, dass sie heut in die Schule kann. Das bekam sie. Schulsportbefreiung hat sie allerdings für die nächsten 3 Wochen. Schmerzen in den Schultern und im Bein hat sie auch noch, die Muskeln sind total verhärtet und uns wurde empfohlen, dass wir und Massagen vom Kinderarzt verschreiben lassen sollen. Alles nachwehen des Infekts. Irre!!!! Schwindelig ist meiner Kleinen auch noch immer ein wenig, der Appetit ist noch nicht ganz da, aber das wird schon. Hauptsache sie ist wieder die Alte und wir können wieder miteinander lachen.

Als sie im Kkh lag und es mit ihr aufwärts ging, suchten sie und ich die Kapelle des Krankenhauses auf. Nun sind wir beide nicht regelmäßige Kirchengänger, aber wir beide verbinden mit der Kapelle auch ein wenig meine Mama, ihre Oma, denn die wurde dort "verabschiedet" auf ihrem Weg zur Leichtigkeit. Meine Mama ist ja in diesem Kkh gestorben. Es war schon komisch, wir beide saßen da, redeten, ich schrieb in das offene Buch, dass für jeden ein "Ohr" hat und irgendwann umarmten wir uns und weinten. Ich hatte so Angst um sie gehabt. Ich sagte ihr, dass sie mich mit ihrem Lächeln, wenn sie so in ihrem Bett lag, so schwach, oft an meine Mama erinnert hatte. Sie sagte mir dann, dass sie mich und Paul oft nur angelächelt hatte um uns die Sorge zu nehmen. Ach Sophia.

Zeitgleich kreisten meinen Gedanken auch ständig um Alex, einen guten alten Freund, der einen Tag bevor Sophia in das Krankenhaus kam im Selbigen gestorben war. Alex hatte Krebs, er war ein richtig feiner Kerl. Ich kannte ihn jetzt gute 15 Jahre, er war nie jammerlich, stets freundlich, er war lustig und was soll ich sagen - einer von den Guten eben. Ich hab ihn noch ein Buch über spontane Selbstheilungen geschickt, wollte ihm somit Hoffnung senden. Nun, jetzt ist er tot. Meine Gedanken kreisten darum, dass für mich das Fürther Krankenhaus auf einen gewisse Weise, das Tor zur anderen Welt ist. Ein Beamplatz, oder ein schicksalhafter Ort. Meine 3 Kinder sind hier geboren, meine Mutter und Alex gestorben. Auch meine Nichte kam die Woche zuvor hier zur Welt.

Am Montag war die Beerdigung von Alex, bekannt wie ein bunter Hund war er. Ca. 400 Leute kamen zur Beerdigung, auch der Oberbürgermeister einer immerhin 110.000 Einwohnerstadt war da. Dabei war Alex kein reicher Schnösel, der auf allen Schicki-Micki-Events vertreten war. Eher noch war er ein Kneipenmensch, ein Musiker der von der Hand in den Mund lebte. Gelernt hatte er Schreiner. Ach, ich mochte ihn. Sie spielten sein Caledonia, sie spielten eine Aufnahme seiner eigenen Musik, die Dudelsäcke spielten, auf seinem Sarg lagen die Fürther Fahne und die Schottische. Im Anschluss wurde eine Spendenbox bereitgestellt, damit Alex zurück in die Heimat kann, sein Schottland. Sein Bruder aus Schottland kam leider einen Tag zu spät, Alex war bereits verstorben, als er ankam. Auch wir konnten ihn nicht mehr besuchen. Wir wollten ihn am Freitag noch besuchen, doch er verstarb um 8.30....! Er bleibt in unserem Herz für immer...........

Hier ist der Link der Alex Leben kurz zusammenfaßt:

http://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Alex_McKellar