Ein zweifacher Abschied aus der Welt
Alles ist noch komplizierter, als es eh schon ist. Nach den ersten Wochen um den Schock zu verarbeiten meine Mama gehen lassen zu müssen, ist nun letzte Woche noch zusätzlich mein Vater ins Krankenhaus gekommen. Ist zusammengebrochen. Nun liegt er in einer speziellen Herz-Klinik und heute haben wir erfahren, dass man ihn nicht mehr operieren kann, dass seine Nieren kurz vorm Versagen sind und sich seine Herz- und Gefäßkrankheit im absoluten Endstadion befindet. Freitag wird er entlassen

Meine Mutter ist mittlerweile bei mir zu Hause und wird von mir gepflegt. Seit einer Woche hat sie nichts mehr gegessen und auch kaum getrunken. Jeden Abend schließ ich sie an die künstl. Ernährung an und bekomm mit, wie sie sich aus dieser Welt kotzt. Ich bin in all der Trauer völlig gefaßt und weine nur selten. Meist mit meiner Mama zusammen.

Wir reden über den Tod, planen eine Patientenverfügung, weinen beide, lachen beide und zwischendrin leer ich ihren Kotzeimer und streichel ihren Rücken.

Mir ist mein Herz so schwer, ich werde in kurzer Zeit meine beiden Eltern verlieren. So viel Verantwortung und Organisation lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Die Pflege muss organisiert und optimiert werden. Vorerst werd ich beide Eltern zu mir nehmen. Ich weiß allerdings nicht zu sagen, ob ich dass psychisch packe, ob ich das durchstehe.

Da ich Turbulenzen gewohnt bin, bin ich auf die verrückteste Idee überhaupt gekommen. Ich will schwanger werden. Jeden Tag bastel ich nun mit meinem Freund und nen Antrag hab ich auch bekommen und angenommen. Ich bin nun endlich erwachsen geworden und hab erkannt dass das Leben verflucht schnell vorbei sein kann und man sich die Dinge, die einem vom Herzen her wichtig sind einfach nehmen und gönnen sollte.

Mein Kopf hat gesagt: wird Dir das nicht zu viel dann, etc. aber mein Herz hat sich über die Entscheidung gefreut. Denn auch wenn eine Liebe, bzw. zwei diese Welt verlassen müssen, wird mich eine neue Liebe trösten und das wird mein Baby sein. Der Beweis, dass das leben eben nicht nur traurig ist, sondern der wundervollste Ort den man sich denken kann. Der Beweis nciht umsonst gelebt zu haben, für mich, für meinen Freund und für meine Eltern.