Das Leiden
Die Ereignisse überschlagen sich förmlich. Ich kann gar nicht wirklich trauern, vor lauter Papierkrieg. Gestern hat mir der Arzt eröffnet, dass er meiner Mama noch 8 Wochen gibt. Das ist doch keine Zeit. Sie ist noch so jung. Ich könnte schreien. Am liebsten würd ich sie in dieser Welt festbinden. Natürlich ist das mit meinem Papa genauso schlimm, doch das Verhältnis zu meiner Mutter ist doch ein viel intensiveres. Ich liebe sie so. Warum hab ich die Wertigkeit erst jetzt erkannt.

Sie ist so mild in all dem Schmerz, so mild und liebevoll. Ich wünschte ich hätte nur ein bisschen von ihrer Kraft und Liebe geerbt.

Es ist unglaublich schwer die Betreuung meiner Eltern sicherzustellen. Natürlich gibt es Pflegegeld, doch das reicht hinten und vorne nicht. Muss mir wohl einen Zweitjob zulegen um das finanzieren zu können. Gott sei dank hab ich noch 3 Brüder, die zumindest finanziell mit anpacken müssen.

8 Wochen - kreist es mir immer wieder durch den Kopf... 8 Wochen. Da hat sie dann geburtstag. Ob sie den noch erlebt?

Dann bin ich so gut wie allein auf dieser Welt. Da die Herzleistung meines Vaters so schlecht ist, die Nieren kaputt, die Schilddrüse, wird sein Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und er ist völlig neben sich. Begreift die Situation überhaupt nicht mehr und macht mich rasend wenn er völlig teilnahmslos meiner Mutter beim Übergeben zusieht und dabei mit den Fingern auf dem Tisch trommelt. Sie leidet und er glotz zu wie ein Schaulustiger...

Ich wünschte ich hätte das alles schon hinter mir.