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Tagebuch rispe
2006-01-06 16:51
das Herz auf der Hand
Die Demütigung muss ich verkraften und bin schon auf einem ganz guten Weg. Es erschreckt mich zu sehen, wie stark ich doch bin und es nicht zulasse von meinem Freundeskreis bedauert zu werden. Ich will mich nicht bemitleiden, denn sonst fühle ich mich zu sehr als Opfer, und diese Rolle will ich nicht annehmen. Nicht Opfer, denn Opfer sind hier 3 Personen.

Ich überleg dauerend wie dieser Bruch zustande kam. Was die Beweggründe für unser leises Entfremden waren. Ich denke wir haben einfach aufgehört uns zuzuhören und die Meinung des anderen als wichtig zu erachten. Alles war im Strom von Normalität und Trägheit füreinander dahingeschwommen und wir haben uns nicht rechtzeitig das bindende Seil zugeworfen.

Ich werde jetzt nicht alles hinwerfen und ewig schmollend in der Ecke sitzen, denn das was wir (ich schließe ihn da mit ein) brauchen ist unsere Zuneigung und Aufmerksamkeit, denn die haben wir uns schon zu lange vorenthalten.

Mir ist sogar aufgefallen, dass ich mich in dieser Extremsituation in meinem Verhalten ganz untypisch für mich verhalte, und das macht mich sogar ein bisschen stolz. Ich habe für mich erkannt, dass es gar nicht so schlimm ist zuzugeben, verletzt worden zu sein. Ich hasse es normalerweise mir nicht so nah stehende Personen mein Leid zu klagen. Doch in diesem Fall habe ich mit 3 Personen gesprochen, die keinen Einblick in mein oder sein Leben haben, gesprochen. Es war nicht Peinlich einzugestehen, nicht weiter zu wissen oder einfach nur traurig zu sein. Vielmehr habe ich dadurch diesen Menschen ein kleines Geschenk gemacht, so kam es glaub ich auch an. Denn ich hab ihnen ein Stück meines Herzens gezeigt und meine Wunden offen presentiert. Man muß nicht immer Stärke zeigen um innerlich tatsächlich Stark zu sein. Nein, ich bin der festen Überzeugung, dass es manchmal mehr von Stärke, Kraft und Größe zeugt, kann man seine Verletzlichkeit auch offenbaren.

Von dem Mann, mit dem ich gestern sprach, bekam ich nach unserem Gespräch sogar ein Dankeschön und dass er es als Ehre sieht, dass ich mich ihm so anvertraut habe. Und da wurde mir klar, dass all die Zäune die ich selbst um mich errichtet habe, nur dazu dienen, keinen zur Last fallen zu wollen und die Fassade aufrecht zu erhalten. Dabei nehmen es die Menschen nicht übel, wenn man eben nicht immer hoch zu Ross sitzt und den Weg für alle freischlagen will und kann.

Mir war es auch unangenehm und peinlich zugeben zu müssen dass mein Freund sich bei jemand anderen etwas holen musste, was ich ihm scheinbar nicht geben konnte. Das hätte ja wieder bedeutet Fehler bei sich selbst eingestehen zu müssen und zu zeigen, dass man eben nicht perfekt ist.

Mir gefällt es sehr, dass ich so überlegt und reflektiert mit dem Betrug umgehen kann (oder es gerade lerne). Denn selbst die Rachegedanken haben sich verflüchtigt und was bleibt ist ein wundes Herz, dass heilen will und nur kann, wenn ich auch die Fehler bei mir suche. Auch, nicht nur.

Wichtig ist doch im Leben, dass man seinen Gefühlen eine Chance geben sollte und nicht aus gekränkter Eitelkeit und falschem Stolz zurückballert und sich dabei am Ende doch nur selbst trifft.

Die Zeit wird mir helfen und ich danke ihr dafür, denn sie geht ab jetzt an meiner Seite und läßt mich nicht fallen.

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