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Thursday, 25. April 2024
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Tagebuch Ringelnatter
 1939-09-08 hh:mm / Gr. Polenfeldzug
Aufgabe der Batterie: Weiteres...

Aufgabe der Batterie: Weiteres Vorrücken auf die am Vortage befohlenen Marschziele. Schutz des Ver­sammlungsraumes der ganzen Division vor Pinczow.
4.30 Uhr Tagwache. Es geht über Kazimierza Wielka. Jetzt können wir uns den Feuerschein er­klären, den wir bei der gestrigen Nachtwache am Horizont sahen. Hier scheint der Pole heute Nacht den Unsrigen hartnäckigen Widerstand geleistet zu haben. Abgerissenes Zaumzeug, Pferdekadaver, Aus­rüstungsgegenstände liegen auf den Feldern vor dem Ort, die Häuser sind zum Teil zerschossen und abgebrannt. Unter den eingestürzten Dächern und Zim­merdecken sieht man viele verkohlende Leichen.
Es geht im Eilmarsch weiter über Topola, Skalb­mierz durch Dzialoszyde, einem Städtchen, das scheinbar zu 90% vom „auserwählten Volk“ be­wohnt ist. Alles was laufen kann von diesen "schön gewachsenen" Bewohnern säumt die schmutz­starrende, holprige Straße. Aus den kleinen, vor Dreck fast blinden Fenstern der schäbigen, scheunenartigen Häusern starren die erschreckten Gesichter der Kraftanträger.


Durch die bewaldete, freundliche Gegend rattern wir auf der breiten Straße vor­wärts. Immer wieder begegnen uns Männer in abgerissener Zi­vilkleidung die zu­rückfluten. Wenn sie unterwürfig ihre Kopfbedeckung lüften, kommt der kahl geschorene Schä­del des polnischen Soldaten zum Vorschein.
Wir passieren Lipowka, einen armseligen Ort, der im Gegensatz zu Dzialoszyce wie ausgestorben aussieht.


Die stallartigen Behausungen, die wir hier sehen, sind für unsere Begriffe keine menschlichen Wohnungen. Aus roh gezimmerten Pfosten zusammengefügt, haben sie kleine quadratische Fenster, die dem daran haftenden Schmutz nach vermuten lassen, nie geöffnet werden. Die schweren Strohdächer gehen tief herunter. Am zeitigen Nachmittag erreichen wir Pinczow, das am Fuß eines kahlen Höhenzuges liegt.


Getrennt durch das Flüsschen Nida, breitet sich vor der Stadt eine große, ebene Wiesenfläche. Sie ist schon Sammel­platz verschiedenster Truppengattungen geworden. Un­sere ganze Abteilung hat sich hier zusammengefunden, es gab manch freudiges Wiedersehen. In einem Seitenarm der Nida wird nach der staubigen Fahrt am heißen Tag ein erfrischendes Freibad genommen.
Am Nachmittag landet der uns auf dem Vormarsch stets begleitende Fieselerstorch im angrenzenden Ge­lände.
Am Abend gehen unsere 2 cm Geschütze in Stellung, da die Führung den Angriff versprengter Polen, die sich in unserem Rücken, im Süden, wieder gesammelt haben, für möglich hielt. Unsere Infanterie stößt in dieser Richtung vor. Später hört man durch die sternklare Nacht die Geschosse unserer Artillerie singen. Bei uns bleibt es aber ruhig.

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