Willkommen auf Tagtt!
Friday, 29. March 2024
Tagebücher » Pure » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch Pure
2010-10-29 00:33
Rückblick
Wieder fast 2 Monate.. für Erklärungsversuche ist es vielleicht zu spät. Das wird schon kommen, nach und nach.
Ich weiss nie genau, was mich wieder dazu treibt, mein Tagebuch zu "öffnen", etwas nachzulesen, mich wieder hineinfühlen in gewisse Momente... und schon gleich ertappt. Keine Erklärungsversuche! Argh. Es ist, wie es ist.
Es gibt einige Dinge, die mich weiterhin begleiten. Negative Dinge. Habe mir überlegt, ob mir nicht vielleicht eine kleine Ansammlung helfen würde. Aber Angst, dass mich 'Fakten' eher treffen, als hilfreich zu sein... Es ist wie es ist und doch ist nichts mehr so, wie es mal war.
Ich höre keine Musik mehr - erst vor ein paar Tagen ist mir das aufgefallen. Eine Liebschaft, von der ich nie geglaubt habe, dass sie zu Ende geht. Musik macht mir Angst. Manchmal gibt es diese perfekten Momente, wo ich den perfekten Song für meine Stimmung finde. Dann kann ich es geniessen, dann empfinde ich auch wieder das alte Gefühl - Glücksgefühle, Mitsingen, Mitschwingen! Und jedes Mal merke ich, wie sehr ich es doch vermisse. Aber die Angst vor einem 'Fall' ist grösser. Ich bin so labil, ein falsches Wort im Text, ein falscher Klang.. und schon bricht ein Chaos los, von dem ich fürchte, dass es nicht mehr zu ordnen ist.
Ich habe nicht nur Angst vor Musik, ich habe Angst vor allem. Angst vor dem Allein-sein, nicht allgemein, aber ganz konkret nächste Woche Mittwoch, wo meine Mitbewohnerin so lange Uni hat. Was ich wohl machen werde, ob ich mich einsam fühle, ob ich weine.. und mein Gehirn hat sich mittlerweile (so komisch es auch klingen mag) so daran gewöhnt, in allem das Negative zu sehen, sich Horror-Szenarien auszumalen, nur das Schlimmste zu erwarten, dass jedes Ereignis in meinem Leben sofort eine Welle von Angstgefühlen, Sorgen und Zweifeln hervorruft.
Ich interpretiere mich fast um den Verstand. Jedes Wort, jeder Blick, jede Bewegung - ist wie eine Gefahr. Mit dem oben Beschriebenen kann sich wohl jeder denken, wo das endet. Das Wort war falsch und wurde nur benutzt, um zu verletzen. Der Blick war zu intensiv, zu schneidend. Die Bewegung war zu schnell, sicherlich stimmt irgendetwas nicht, es liegt an mir, ich werde die Konsequenzen bald spüren.
Es fällt mir schwer, in etwas oder jemanden zu vertrauen. Logisch, wenn man nur das Schlimmste erwartet. Es fällt mir schwer, meine Beziehung zu geniessen, weil ich zu viel denke, zu viel interpretiere, zu viele Zweifel habe. Und Angst, dass es nicht hält, dass er Mist baut, dass er mich verletzt.
Ich habe Strategien entwickelt, um es nach aussen hin nicht zu zeigen. Ist eigentlich einfach, man tut einfach so, als wäre nichts, als wäre man gut drauf. Nur glaube ich nicht, dass das auf Dauer die richtige Lösung ist. Natürlich nicht!
Vor ein paar Tagen hat Mama mich angeschaut und gesagt, ich hätte meine Ausstrahlung verloren. Und das hat mich so verletzt. Sie hat mich beschrieben, wie sie mich in Erinnerung hat: Strahlend. Und immer wieder diese schmerzhaften Seitenhiebe "Warum schaust du nur so, so kenne ich dich gar nicht", vermutlich düster, vermutlich unglücklich und nachdenklich. Das kommt davon, wenn man der Gedankenspirale nicht entfliehen kann.
Es gibt vieles, was ich mir wünsche. Unbeschwertheit, Sorglosigkeit, Vertrauen. Es scheint mir aber, dass je mehr Verantwortung ich für mich und teilweise andere übernehme, desto mehr 'Schubladen' in meinem Leben gibt es, die mit Sorgen und Pessimismus gefüllt werden können.
Ich möchte aufgeben, nach den Gründen zu suchen oder nach dem Zeitpunkt, wo 'das alles' mit mir passiert ist. Ich möchte stattdessen lieber akzeptieren, dass es eben einfach so ist, ein momentaner Zustand, den ich ändern möchte.
Was habe ich mich gequält, oh je, wie ich das denn bloss wieder hinkriegen kann. Und vermutlich ist es so einfach.. zumindest meinen das die anderen immer.
Es hat sich ein Denkmuster in mein Gehirn eingeprägt, das mir vorgibt, wie ich zu denken habe. Und das gilt es zu verändern. Erster wichtiger Schritt ist, die negativen Gedanken zu identifizieren und sich selber zu sagen: Stop. So nicht. So ist es falsch. Und es wird genauso lange dauern, wie es gedauert hat, mein einst so positives Denken zu verwandeln. Who knows..

Ich finde es wichtig, einige Dinge mal festzuhalten. Weil man sollte doch auch immer etwas lernen. Der Salat ist nun da... aber sobald der mal wieder weg ist, soll es ja nicht wieder so weit kommen.

Es spielen auch sicherliche Dinge eine Rolle, die nun wirklich nicht in meiner Macht stehen. Seit längerem vermute ich hormonelle Probleme, was auf jeden Fall zu meinen Stimmungsschwankungen und depressiven Neigung passen würde. Dass die Balance der Hormone nicht stimmt, weiss ich bereits. Aber ich muss auf jeden Fall noch mal einen Termin machen und den Fokus auf meine 'emotionalen Symptome' legen. Desweiteren glaube ich, dass ich hypersensitiv bin. Und nicht wirklich resistent, wenn es um Stress geht. Das kann in den Genen legen oder erlernt sein, ist ja auch eigentlich schnuppe.
Wenn andere glücklich sind, bin ich euphorisch. Wenn andere traurig sind, verliere ich den Lebenmut. Einfach die Extreme. Plus die Tatsache, dass mir ein Kuli runterfallen kann, der zu einem stundenlangen Heulkrampf führt.. viele andere lachen einfach drüber.
Alles Faktoren, manche grösser, manche kleiner. Und ein Ziel. Und ich bin zuversichtlich!

Kommentare

07:59 24.12.2010
... ein trauriger eintrag. aber ich finde es bewunderswert, wie gut du dich selbst reflektieren kannst.
wie du dich im letzten teil beschreibst, klingt es wie die erzählung einer frau, die ich kennen lernen durfte und bei der diagnositiziert wurde, dass sie manisch-depressiv ist.

Ich würde mich freuen, irgendwann bald wieder mehr von dir zu lesen! Ansonsten wünsche ich dir frohe Weihnachten, Liebes!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

Pure Offline

Mitglied seit: 27.10.2004
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2010-10-29 00:33