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Tagebuch PetraM
2017-09-28 02:44
Mi. 27-09-2017
Noch eben einen Eintrag für den Mittwoch. Ich bin froh, dass der Tag jetzt vorbei ist.

Insbesondere, dass ich das Gespräch hinter mir habe. So etwas ist halt nichts für mich.

Heute Vormittag und auch während des Gespräches hatte ich Bauchschmerzen und mir war es schlecht. Mein Herz klopfte bis zum Hals und beim Reden ging meine Stimme etwas weg, ich wurde ziemlich heiser. Also vor lauter Aufregung.

Es dauerte rund eine halbe Stunde. Ich kann halt nicht so gut locker reden. Also bei "bekannten" Personen schon, aber nicht bei Fremden.

Ich bin ja mit meiner Kollegin zusammen reingegangen. Zuerst war sie dran. Ich war still, habe nur zugehört. Sie ist anders als ich, hat viel mehr Aufgaben, auch viel mehr Verantwortung (mit Terminüberwachung usw.). Dagegen kam ich mir dann mit meiner Telefonzentrale direkt so richtig klein und mickrig vor.

Meine Arbeitsstelle kann man sicherlich mit den richtigen Worten, einer guten Beschreibung positiv darstellen, aber mir fehlten die Worte (für eine gute Beschreibung). Ich hatte zwar eine Übersicht mitgenommen, also meine Aufgaben in Stichworte, konnte es aber nicht so richtig rüberbringen.

Was sind Sie? Zuerst wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Eine Sekretärin bin ich nicht, eine "Assistentin" direkt auch nicht. Wie ich mich Anderen gegenüber spontan beschreiben würde? Als "Mädchen für alles, was an kleinen Aufgaben anfällt". Assistenz oder ähnliches hört sich bestimmt besser an, was sie dann auch eingetragen hat.

Welche Aufgaben haben Sie, was machen Sie zum größten Teil? An erster Stelle die Telefonzentrale, Anrufe haben wir jeden Tag. Dann den Postdienst, jeden Tag kommt Post und geht auch was raus. Schreibkraft, mehrmals wöchentlich, zum Teil auch täglich Briefe nach Diktat. Dann musste ich schon überlegen, hatte spontan ein kleines Black-Out. Also ein kleiner Blick auf meinen Zettel. Ich verschicke noch Formulare. Und ich prüfe Rechnungen, wenn meine Kollegin dazu keine Zeit hat (die dafür eigentlich die Sachbearbeiterin ist). Und in Vertretung noch ein paar kleine Aufgaben.

Nein, ich kann mich selber nicht so gut "verkaufen". Bei einem Vorstellungsgespräch wäre ich mit dieser Darstellung wieder komplett durchgefallen.

Ja, ich bin wirklich froh, dass ich es hinter mir habe. Aus diesen genannten Punkten/Aufgaben wird sie jetzt für meine Personalakte einen Stellenplan (Stellenbeschreibung) machen. Den bekomme ich aber zur Kenntnis, bevor er offiziell in meine Akte kommt. Bin mal gespannt, wie sie diese Punkte dann formuliert.

Ich bin früher aufgrund meiner schriftlichen Bewerbung und auch nach Eignungstest zu einigen Vorstellungsgesprächen eingeladen worden, habe danach dann aber immer wieder Absagen bekommen. Kein Wunder, das habe ich heute ja wieder gemerkt, wie unsicher und schüchtern ich im Vergleich zu meiner Kollegin rüber komme.

Bei meiner jetzigen Stelle (bei der Versicherung) wollte ich mich damals zuerst gar nicht bewerben, weil in der Stellenanzeige betont worden ist, dass Bewerber mit Behinderung bevorzugt eingestellt werden. Ich habe damals sofort gedacht, dass ich da eh keine Chance habe. Aber meine Familie war am drängeln, dass ich es trotzdem mal versuchen soll. Mehr wie eine erneute/weitere Absage könne ja nicht passieren.

Ja, und dann hatte ich halt echt Glück. Eine Woche nach der Bewerbung hatte ich das Vorstellungsgespräch. Damals (1992) ja noch fürs Schreibbüro. Ja, ein reines Schreibbüro. Darum drehte sich auch das Gespräch. Können Sie gut schreiben, seit wann können Sie auf der Tastatur schreiben? Können Sie sich vorstellen, von morgens bis abends zu schreiben?

Ja, das war halt genau mein Thema. Dabei konnte ich dann glaubhaft rüber bringen, dass Schreiben mein Hobby, meine "Leidenschaft" ist. Schreiben (auf der Tastatur) mache ich seit der Grundschule regelmäßig, blindes Schreiben schon seit vielen Jahren. Und mit der Rechtschreibung bin ich, weil Deutsch immer mein Lieblingsfach war, auch sehr sicher. Und Ja, ich könnte mir vorstellen, von morgens bis abends zu schreiben.

Dort gab es damals etwa 200 Mitarbeiter/Sachbearbeiter und im Schreibbüro waren wir mit 15 Personen. Alle haben von morgens bis abends geschrieben. Von jedem Sachbearbeiter kamen täglich neue Schreibaufträge rein. Damals hatten wir 6 Wochen Rückstand, die wir dann aber nach und nach aufgearbeitet haben.

Ich sagte sofort, dass ich es mir sehr gut vorstellen könne, dort beim Schreiben intensiv mit zu helfen. Nun gut, ich bekam direkt schon eine mündliche Zusage, ich wäre für diese Stelle wohl die richtige Person. Schon am nächsten Tag hatte ich die schriftliche Zusage und eine Woche nach diesem Gespräch, am 01. Oktober, habe ich dann im Schreibbüro angefangen.

Ja, Telefon, Post und Schreiben, diese Aufgaben fallen mir immer wieder spontan ein, aber bei den anderen Aufgaben muss ich immer erst wieder überlegen, was ich eigentlich sonst noch so mache.

Welche Aufgaben hin und wieder anfallen? Dabei fiel mir dann noch die Buchhaltung ein. Natürlich mache ich dabei viel, auch wenn meine Kollegin nicht im Haus ist (Urlaub oder Krankheit), aber ich bin halt nicht die "erste Kraft". Ich wollte mich dabei nicht zu sehr in den Vordergrund stellen. Aber ich habe dann noch erwähnt, dass ich bei den Rechnungsausgängen (für Seminare, die wir durchführen) die Zahlungseingänge überwache (wir geben für Seminare erst dann die Teilnahmebescheinigung raus, wenn das Geld, die Seminargebühr bei uns eingegangen ist). Immerhin eine "etwas wichtigere" Aufgabe, als nur die reine Zentrale.

Wir haben dann noch über die Abwechslung bei den Aufgaben gesprochen. Also davon habe ich täglich dank der Zentrale reichlich. Gerade deswegen macht mir die Zentrale ja Spaß. Es kommen so viele, so unterschiedliche Anrufe rein. Dadurch hat man immer wieder mit allen Arbeitsbereichen, also auch mit allen Kollegen Kontakt, Langeweile (zu stupides Arbeiten) kann dadurch nicht eintreten.

Heute Abend stand ich völlig neben mir. Zuerst habe ich meinem Freund von dem Gespräch erzählt. Er kennt mich halt gut, konnte sich so richtig da reindenken. Er meinte direkt, dass ich mich dabei aber sehr klein dargestellt hätte. Das hätte man wirklich besser, positiver formulieren können. Tja, das liegt mir aber nicht.

Den Abend über lag ich dann (schon ab 20 Uhr) im Bett oder auf der Couch, in Gedanken aber weit weg, konnte gar nicht mehr klar denken. In Gedanken ging ich hunderte Male das Gespräch durch. Was hätte ich wie anders formulieren können? Zwischendurch kamen mir auch ein paar Tränen, als die ganze seelische Belastung des Tages dann von mir abgefallen ist.

Eigentlich wollte ich heute noch etwas Haushalt und Sport machen, aber das habe ich auf morgen verschoben.

Ich fand es heute schön,
- dass ich das Gespräch hinter mich gebracht habe. Dass meine Stimme dabei nicht völlig versagt hat (auch wenn ich sehr heiser geworden bin).
- dass mein Kollege wieder im Haus war, wir ein paar nette Gespräche geführt haben (er hat jetzt erst mal Urlaub).
- dass ich wieder ein paar Diktate/Briefe geschrieben habe (die ersten nach dem Urlaub).
- dass ich mich an den LowCarb-Tag gehalten habe.
- dass ich trotz der seelischen Aufregung nichts Süßes gegessen habe, sondern stattdessen ein paar Weintrauben (Fruchtzucker).
- dass ich morgens im Zug direkt einen guten Sitzplatz bekommen habe, dadurch unterwegs Lesen konnte.
- dass ich auf der Rückfahrt wieder meine beiden Busbekanntschaften getroffen habe, auch wenn ich heute (nach diesem Tag) sehr ruhig war. Aber trotzdem schön, mit Beiden wieder ein paar Worte gewechselt zu haben.

Kommentare

06:00 28.09.2017
Jetzt hast du das erst mal überstanden. Aufatmen!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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PetraM Offline

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