Willkommen auf Tagtt!
Thursday, 18. April 2024
Tagebücher » PetraM » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch PetraM
2017-04-01 11:58
Fr. 31. März 2017
Mir geht es seelisch im Moment nicht ganz so gut.

Der Freitag ist soweit ganz gut verlaufen. Auf der Arbeit habe ich rund 1,5 Stunden Plus gemacht.

Ich war ja alleine im Büro. Zeitweise war es sehr stressig, da hielt mich das Telefon auch gut auf trab. Und zeitweise war es schön ruhig, so dass ich meine geplanten Aufgaben in Angriff nehmen konnte.

Ich mache mir im Moment um meine Mutter so große Sorgen.

Schon seit Wochen hat sie hohe Leberwerte, als wenn sie viel Alkohol trinken würde. Sie hat seit Jahren keinen Tropfen mehr getrunken. Die Ärztin meinte, das könnte auch von der seelischen Aufregung her kommen, weil sie ihren Freund ja täglich im Krankenhaus besucht hat, ihn sozusagen beim Sterben begleitet hat.

Dazu hat sie ja seit Monaten Bauchschmerzen und sie finden die Ursache nicht (eine Darmspiegelung verlief ja positiv, dabei wurde nichts gefunden).

Am Freitag war sie beim Frauenarzt, zur Kontrolluntersuchung. Danach schrieb sie mich an, dass ich mich, wenn ich Zeit habe, mal kurz bei ihr melden soll. Solche Nachrichten machen mich immer direkt nervös. Weil ich eh alleine im Büro war, rief ich dann direkt bei ihr an.

Beim Ultraschall (der Eierstöcke) wurde festgestellt, dass Wasser in ihrem Bauchraum ist. Woher das kommt, konnte man nicht erkennen. Das hatte ich vor einigen Jahren auch schon mal, damals hatte ich eine harmlos Zyste, die mit der Zeit wieder alleine ganz weg ging. Wasser im Bauchraum kann aber auch auf Krebs hinweisen....

Nächste Woche hat meine Mutter einen Termin zu einer großen Blutuntersuchung einschließlich Tumormarker. Davor ist sie jetzt schon total nervös (und ich ebenfalls...).

Sollte der Wert dann erhöht sein, dann muss sie sofort ins Krankenhaus. Ich bekam damals eine MRT-Untersuchung, was bei ihr jedoch nicht möglich ist. Davor muss man etwas Kontrastmittel trinken (nicht so viel wie bei einer Darmspiegelung, nur etwa einen Liter, ich habe damals nur 3/4 Liter geschafft, was aber auch gereicht hatte). Sie hat ja seit rund 25 Jahren Metastasen in der Lunge, die nur mit Medikamenten eingekapselt bleiben. In klinischen Tests wurde nachgewiesen, dass diese Metastasen, wenn sie Kontrastmittel bekommt, wieder anfangen zu wachsen. Das wäre auf jeden Fall ihr Todesurteil. Deswegen kommt diese Untersuchung nicht in Frage.

Im Krankenhaus würde dann eine "Schlüsselloch-Untersuchung" des Bauchraums, unter Vollnarkose durch den Bauchnabel durchgeführt. Dafür müsste sie 3 Tage ins Krankenhaus. Schon alleine bei dem Wort Krankenhaus bekam sie Panik, nachdem sie ihren Freund ja mehrere Woche dort täglich besucht hat, zum Teil bis zu 24 Stunden an seinem Bett saß.

Sie hat am Telefon aus Angst geweint. Dieses Mal bin ich am Telefon zwar relativ ruhig geblieben und habe ihr Mut gemacht, dass es, so wie bei mir, ganz bestimmt auch nur eine Zyste ist, aber abends war auch ich dann fertig mit den Nerven, habe etwas geweint.

Eigentlich wollte ich abends noch Sport machen, stattdessen lag ich dann auf der Couch, also vor dem Fernseher, habe mich abgelenkt und bin dann schließlich auch eingeschlafen.

Abends habe ich 2 Fisch-Frikadellen und einen Salatteller gegessen (grüner Salat, Gurken und Möhren mit Essig/Öl und Gartenkräuter).

Ja, jetzt habe ich wirklich Angst um sie.

Heute, am Samstag, ist ja der 1. April. Wir machen hier aber keine April-Scherze, davon halten wir beide gar nichts. Damit können wir nichts anfangen. Das ist im Grunde das Gleiche, als wenn uns einer anlügen würde.

Das hat mein Vater einmal mit mir bzw. mit uns gemacht, danach nie wieder, weil ich danach fix und fertig mit den Nerven war.

Ich war noch in der Grundschule, etwa 8 oder 9 Jahre alt, also es war Ende der 70er Jahre. Am 01. April war super schönes Wetter. Wir holten Oma/Opa (seine Eltern) ab und fuhren in einen Wald, gingen dort lange Spazieren. Es war ein sehr schöner Tag. Im Wald/Park war auch eine Trimm-dich-Strecke, wo wir Sport gemacht haben (mein Vater und ich). Auf Schildern standen Übungen, die man dort (an Bäumen und Baumstämmen) machen konnte. Wir hatten viel Spaß dabei.

Als wir nach langer Zeit dann wieder am Auto waren, da meinte mein Vater plötzlich, er hätte den Autoschlüssel verloren (er hatte ihn die ganze Zeit in seiner Jackentasche!). Handys gab es damals ja noch lange nicht. Der Weg in die Stadt war weit, mehrere Kilometer bis zur nächsten Stadt bzw. bis zum nächsten Taxistand.

Ich wurde sofort total nervös. Wir 5 (also meine Eltern, ich und Oma/Opa) gingen den ganzen Weg durch den Wald nochmals zurück, nochmals die ganze Strecke. Gerade wo wir Sport gemacht haben, haben wir "jeden Stein" umgedreht, ob der Schlüssel dabei irgendwo runter gerutscht ist.

Alles in allem waren wir (mit dem ersten Spaziergang) über Stunden unterwegs.

Als wir wieder am Auto waren, da hieß es dann erst, o. k., das war es jetzt, Pech gehabt, jetzt laufen wir in die Stadt, fahren dann mit dem Taxi nach Hause, rufen von dort den ADAC an.

Als wir uns gerade auf den Weg Richtung Stadt machen wollten (bei mir rollten vor Aufregung eh schon ein paar Tränen, nach diesem stundenlangen Laufen und dem Sport war ich total kaputt und müde), da fing mein Vater an zu grinsen, griff in seine Jackentasche und holte den Autoschlüssel raus - April, April....!!!

Darüber konnte keiner Lachen. Meine Mutter war total sauer, Oma und Opa (damals beide etwa Mitte 60) waren ebenfalls total sauer (konnten langsam auch nicht mehr laufen) und ich fing wegen der ganzen Aufregung (und in diesem Moment auch Erleichterung) total an zu weinen. Das war zu viel Aufregung für mich.

Der Tag, der so schön angefangen hatte, war für mich gelaufen. An diesem Tag konnte mich keiner mehr so richtig beruhigen. Bis zum Abend fing ich immer wieder an zu weinen.

Meinem Vater tat das alles, also auch wegen seiner Eltern, die total sauer waren, so richtig leid. Er fand den Witz einfach nur lustig, hat nicht mit so heftigen, negativen Reaktionen von uns gerechnet.

Das war das letzte Mal, dass in meiner Familie an April so ein blöder Scherz gemacht worden ist. Und da ich viele Sachen eh immer ernst nehme, die eigentlich als Scherz gemeint sind, waren meine Eltern bei mir dann immer etwas vorsichtiger.

Bei einigen Sachen (auch jetzt noch im Alltag, auf im Büro) kann ich es mir zwar denken, wenn es ein Scherz ist, wenn etwas anders bzw. ironisch gemeint ist, aber manchmal denke ich dann wirklich nach, meint er (bzw. sie) es jetzt ernst oder ist das jetzt ein Scherz. Sehr häufig kann ich es spontan nicht unterscheiden.

Am 1. April kann man ja vieles nicht glauben. Selbst im Fernsehen, beim WDR, bei der Aktuellen Stunde, wird dann immer mittendrin ein Beitrag gebracht, der sehr realistisch wirkt, bei dem aber erst am Ende der Sendung gesagt wird, dass das in diesem Jahr der April-Scherz war. Auch bei Zeitungen kann man nicht alles glauben. Häufig steht dann am 2. April drin, welche Meldung am Tage zuvor "gelogen" war, also ein Scherz war.

Nein, für mich, auch für meinen Freund, ist das Lügen. Mit solchen Scherzen können wir beide nichts anfangen (auch seine Familie sieht das so, bei ihm, seinen Eltern, seiner Schwester wurden früher nie solche April-Scherze gemacht).

Entweder man sagt die Wahrheit, oder aber man lügt. Und lügen ist halt immer was negatives.

Man kann zwar mal einen guten Spruch ablassen, also als Scherz, das ist ganz klar, das machen wir hier auch öfters. Aber niemals, so wie damals mit diesem Schlüssel, etwas behaupten, was überhaupt nicht stimmt, was absolut gelogen ist. Dass man eine Lüge als Scherz sagt. Nein, so etwas gibt es hier bei uns überhaupt nicht.

Meine Mutter hat mich damals in der Schulzeit immer am 1. April daran erinnert, dass ich bloß nicht alles glauben soll.

Meine Mitschüler haben sich, gerade den Lehrern gegenüber den einen oder anderen Scherz erlaubt, aber niemals was schlimmes oder boshaftes (mir sagten sie vorher immer Bescheid, weil sie wussten, dass ich "anders" bin, auf Scherze immer so empfindlich und emotional reagiere).

Meistens haben sie an dem Tag einem Lehrer gesagt (mit dem wir uns gut verstanden haben, wo sie wussten, dass er Spaß versteht), dass er z. B. zum Direktor gehen solle. Wenn er dann wirklich ging (ein paar Schüler liefen dann "heimlich" hinterher, um ihn dabei zu beobachten) und dann wieder aus dem Büro dort heraus kam, dann stand halt die halbe Klasse vor der Türe und rief "April, April". Von meiner Seite aus ein blöder Scherz, weil Lehrer ja schließlich auch nicht doof sind (damit wohl schon gerechnet haben), aber meine Mitschüler fanden es immer wieder total klasse, wenn dieser Scherz geklappt hat.

Kommentare

03:08 03.04.2017
Ja, April-Scherze können schon problematisch sein - und ohne geht es wirklich auch
Deiner Mutter die besten Wünsche, auf dass nichts ist!
Good luck!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

PetraM Offline

Mitglied seit: 28.03.2015
DE
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2017-04-01 11:58