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Tagebuch PetraM
2017-01-27 22:29
Fr. 27. Jan. 2017
Schon mal ein paar Sätze für den Freitag.

Es war seelisch sehr hart für mich.

Ich sage mal so, wenn meine Mutter mir was schönes, positives sagen/mitteilen möchte, dann schreibt sie mir eine SMS, damit ich mich darüber freuen kann.

Aber negative Sachen, egal ob Krankheiten, Todesfälle usw. möchte sie nicht schreiben, das ist ihr zu unpersönlich. Das will sie mir immer persönlich bzw. telefonisch sagen. Ja, aber in dem Moment, wenn sie dann schreibt, dass sie abends unbedingt mit mir telefonieren will, dann weiß ich halt schon Bescheid. Dann schrillen bei mir sofort alle Alarmglocken.

Ja, und so eine SMS bekam ich heute morgen von ihr. Mir war es sofort klar, dass es um ihren Freund gehen muss, der ja zur Zeit (nach dem heftigen Darmbluten) im Krankenhaus liegt.

Ich war sofort total durch den Wind. In dem Moment kam zufällig eine Kollegin vorbei. Meine Kollegen (zumindest ein paar von ihnen) scheinen mich schon ziemlich gut zu kennen. Sie sehen es mir sofort an, wenn bei mir was nicht stimmt, wenn es mir seelisch nicht so gut geht.

Sie kam zu mir und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ne, nicht wirklich. Ja, und in dem Moment kamen mir dann so richtig die Tränen geschossen. Ich brauchte dann etwas, bis ich mich wieder beruhigt hatte.

Ich habe mich dann total auf die Arbeit konzentriert, habe heute auch einiges geschafft (den "Rest" mache ich dann halt am Montag weiter).

Zwischendurch war ich auch zur Post, ein Einschreiben dort abgeben. Ich war inzwischen schon so oft da, so dass ich die Mitarbeiter in dieser Filiale schon kenne, mit ihnen (auch heute wieder) ein paar nette Worte wechsel. Heute nach dem Motto, Was, nur ein einziger Brief, das lohnt sich doch noch gar nicht. Dann noch ein paar weitere nette Sätze (gleich ist Feierabend, das Wochenende steht vor der Türe usw.), wodurch ich immerhin auch auf andere Gedanken kam. Die Mitarbeiter dort sind halt total nett, locker und freundlich.

Auch im Büro haben sich noch ein paar interessante Gespräche (rund um verschiedene Arbeitsbereiche) ergeben, wodurch ich ebenfalls abgelenkt war.

Zu Hause habe ich dann meine Mutter angerufen.

Ja, dieses Gespräch verlief total negativ.

Es hieß ja die ganze Zeit, dass er eine Entzündung im Darm hätte, die immer wieder aufplatzt und blutet. "Pustekuchen". Die Untersuchungen bzw. Auswertungen im Labor haben ergeben, dass es sich dabei um einen Krebs handelt. Sogar großflächiger als der vor rund 1,5 Jahren.

Er hatte, auch in den letzten Wochen, so viele Darmspiegelungen. Wie dieser Krebs ständig übersehen worden ist, kann sich keiner der aktuellen Ärzte so richtig erklären. Alle haben ihn für eine heftige Entzündung gehalten.

Zur Zeit hat er, nach dem vielen Darmbluten, aber immer noch zu wenig Blut. Damit können sie keine OP durchführen. Er bekommt jetzt noch mehrere Einheiten (Liter) Blutübertragung.

Etwa Anfang oder Mitte nächster Woche kommt er dann für ein paar Tage nach Hause. Zum Aufpäppeln, auch was das Seelische betrifft.

Etwa Ende nächster Woche oder Anfang dann der Woche wieder ins Krankenhaus und dann wird die OP durchgeführt. Es ist etwa an der gleichen Stelle wie beim letzten Mal, halt nur eine größere Fläche. Deswegen wird die alte Narbe wieder geöffnet und noch ein Stück verlängert.

Ob er danach wieder, wie beim letzten Mal, einen künstlichen Darmausgang bekommt, das wird während der OP entschieden.

Von dem Schatten in der Lunge, was eventuell eine Metastase ist, spricht zur Zeit keiner. Der Darm ist wichtiger.

Als meine Mutter mir davon erzählt hat, fing sie immer wieder an zu weinen. Natürlich kamen auch mir die Tränen. Wir haben dann in "stereo" geweint. Damit (mit diesem Verlauf des Gespräches) habe ich irgendwie schon den ganzen Tag über gerechnet.

Bei ihr werden natürlich auch wieder alle Erinnerungen an damals, an meinen Vater wach. Und bei mir wecken unsere Gespräche natürlich ebenfalls wieder die ganzen verdrängten Erinnerungen. Jetzt muss mein Freund mich ablenken, auf andere Gedanken bringen.

Meine Mutter hat außerdem Anfang Februar (am 07.) Geburtstag, wird 72 Jahre. Dann liegt er mit ziemlicher Sicherheit im Krankenhaus. Also an Geburtstag (an eine Feier) denkt sie natürlich gar nicht.

Ganz davon abgesehen, dass sie am nächsten Tag selber zur Darmspiegelung muss (deswegen an ihrem Geburtstag Abführmittel nehmen muss). Sie hat doch ständig Bauchschmerzen. Die Ärzte wissen doch immer noch nicht, woher sie kommen. MRT-Untersuchungen zeigten keinen Grund dafür. Jetzt hat sie natürlich Angst, dass auch sie zeitgleich ins Krankenhaus muss, dass auch sie sich, warum auch immer (je nach Diagnose) einer Darm-OP unterziehen muss.

Ja, also seelisch komme ich hier so schnell wohl nicht wieder zur Ruhe.

Eigentlich wollte ich heute Abend auf RTL die Puppen-Show gucken, aber die habe ich auf USB-Stift aufgenommen (ich hoffe, dass die Aufnahme geklappt hat). Dazu hatte ich heute Abend nach diesem Telefonat nun wirklich keinen Sinn. Die kann ich dann demnächst zusammen mit meinem Freund gucken.

Heute Abend, nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte (das Gespräch war mir zunächst auch mächtig auf den Magen geschlagen) habe ich eine Schale Chicken Nuggets gegessen, dazu eine Schale Pommes (aus dem Tiefkühler) sowie etwas Kraut-/Gurkensalat.

Während des Schreibens konnte das Essen etwas "sacken" (kurz nach dem Essen kann ich nie Sport machen, dann liegt es mir viel zu schwer im Magen).

Mal sehen, eigentlich wollte ich heute Abend noch Sport machen, damit ich auch in diesem Monat die 10 eigenen Einheiten erreichen kann (7 habe ich ja bisher).

Gleich kommt mein Freund nach Hause (Spätschicht), dann muss ich eben seine Arbeitssachen in die Waschmaschine schmeißen, weil sie bis Sonntag Abend ja trocken sein müssen (wenn er seine Arbeitstasche packt, am Montag hat er Frühschicht).

Und wenn die Waschmaschine dann läuft, dann plane ich den Sport ein. Ein bisschen Bewegung, mich ein bisschen abzureagieren, wird nach diesem Tag, nach diesem Telefonat, nach dieser seelischen Aufregung sicherlich auch gut tun.

Kommentare

02:21 29.01.2017
Liest sich ja wirklich traurig, so viele Sorgen und Ungewissheit. Da kann man nur die Daumen drücken und hoffen, dass ein Stoma machbar ist. Mein Cousin lebte damit viele Jahre, ist aber schon aufwendig und nicht leicht. Die besten Wünsche, auch Deiner Mutter!
Good luck!
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