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Tagebuch PetraM
2021-12-25 05:08
Fr. 24. Dez. 2021 - Heiligabend

Ja, das war der Heiligabend 2021.


Die Kurzfassung ist, dass ich es geschafft habe, der Schwiegermutter (von meiner Schwägerin) einen sehr schönen Weihnachtstag zu gestalten. 


Nein, ich bin keine "Altenpflegerin" und es war sehr anstrengend für mich.


Mein Schwager hat uns vorher erzählt, wie anstrengend seine Mutter inzwischen geworden ist. Das habe ich hier ja schon erwähnt. Nichts über Krankheiten erzählen usw. Ich war ja schon nervös, wie es werden wird. 


Ich habe mir dort dann mehrmals gedacht, dass es ja durchaus ihr letztes Weihnachten sein könnte. Sie steht des Öfteren seelisch total neben sich, hat aktuell aber noch viele klare Momente. Aber wer weiß, wie es in einem Jahr aussieht. 


Wir sind hier um 15 Uhr losgelaufen, waren dort gegen 15.30 Uhr zum Essen verabredet. 


Die Schwiegermutter hielt bis um 19.30 Uhr durch, dann wollte sie rüber in ihr Zimmer (also wieder ins Pflegeheim). 


Wir blieben noch bis 21.30 Uhr dort, sind dann wieder zu Fuß nach Hause gelaufen, waren gegen 22 Uhr zu Hause. So lange waren wir Heiligabend noch nie unterwegs (sonst waren wir immer gegen 20 Uhr zu Hause).


Es gab dort (mal wieder, wie auch in den Jahren zuvor) Wildschweinbraten mit Rotweinsoße. Dazu Kroketten und Rosenkohl. Das habe ich auch gegessen.


Dazu gab es noch Rotkohl, Kartoffeln und Bohnensalat. Das ist nichts für mich. 


Ich habe ein Stückchen vom Fleisch gegessen. Dazu einige Kroketten und Rosenkohl mit der Soße. 


Mein Freund meinte mittags zu Hause, dass ich den kleinen Plattenspieler, den "Adventskalender" besser zu Hause lassen sollte. Die Schwiegermutter wäre sonst zu traurig, wenn sie die Lieder nicht hören könnte.


Von wegen. Ich nahm ihn trotzdem mit. Ich habe ihn ja von dem Gutschein von meiner Schwägerin gekauft. Sie war auch neugierig darauf, konnte es sich nicht so richtig vorstellen.


Beim Essen saß ich der Schwiegermutter direkt gegenüber. 


Nach dem Essen habe ich die Schwiegermutter gefragt, wie gut sie hören könnte. Das Hörgerät hatte sie drin. Ja, je nach Geräusch, könne sie relativ gut hören.


OK, dann holte ich also den Plattenspieler raus. Ich legte die erste Platte auf, Alle Jahre wieder....


Und was geschah dann....???


Sie sang sofort laut mit. War sogar noch Text sicher. 


Wir waren alle baff. Meine Schwägerin hatte vor Freude und Rührung Tränen in den Augen, verdrückte sich sofort in die Küche. 


Ich habe sie nach ihren Lieblingsliedern gefragt. Sie war früher in einem Kirchnchor, nannte die Lieder, die sie damals gerne gesungen hat. Die meisten waren mit dabei (auf diesen kleinen Schallplatten).


Ich legte sie auf. Wenn die Schwiegermutter einen kleinen Texthänger hatte, dann half ich sofort nach. Ich sang leise mit, bei Unsicherheit sang ich etwas lauter und sie sang das Lied dann wieder zu Ende. 


Sie war richtig stolz und glücklich, hat auch sofort von früheren Weihnachten erzählt, dass früher immer gesungen worden ist. 


Ja, schöner und besser hätte es nicht laufen können. 


Meine Schwägerin nahm mich später auch noch in den Arm und hat sich bei mir für diese tolle Idee mit den Liedern, mit dem Singen bedankt. 


Sonst ist die Schwiegermutter immer nur am Stöhnen und Klagen. So locker und freudestrahlend Singen hat sie sie schon seit langem nicht mehr erlebt. 


Bei den Gesprächen habe ich sie auch sehr gut mit eingebunden. Wie eine Dolmetscherin. 


Nicht bis ins Detail, wenn sie nicht folgen konnte, aber zu jedem Thema, über das wir gesprochen haben, habe ich mit ihr ein paar ruhige Worte gesprochen (also so, dass sie es gut verstehen konnte), immer wusste, worum es gerade ging. 


Zum Schluss nahm sie mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Wange. Vielen Dank für dieses schöne Weihnachtsfest. 


Darüber habe ich mich so richtig gefreut. Diese Freude von ihr war für mich schöner und besser als jedes materielle Geschenk. 


In dem Pflegeheim an sich fühlt sie sich nicht so gut. Sie fühlt sich halt etwas "unterdrückt". Früher die eigene Wohnung bzw. in den letzten etwa 10 Jahren das betreute Wohnen. Aber auch dort selbständig. Zwar jemand im Hintergrund und Gemeinschaftsräume für alle, aber trotzdem eine komplette eigene Wohnung, mit Küche usw. 


Das Pflegeheim ist mehr wie ein Krankenhaus. Das Essen schmeckt ihr nicht so richtig. Essen nur zu bestimmten, festgelegten Zeiten. 


Die Pfleger natürlich nicht nur im Hintergrund, sondern sie kommen mehrmals täglich vorbei. 


Weil sie ja schwer hört (wie viele ältere), sprechen die Pfleger immer laut und deutlich. Das empfindet sie als "Anschreien". Und antwortet immer mal wieder "Schreien Sie mich gefälligst nicht so an". Das gibt im Zwischenmenschlichen natürlich eine Unruhe. Aber wenn die Pfleger zu leise sprechen, dann würde sie es ja auch nicht verstehen.


Im betreuten Wohnen konnte sie Aufstehen, wann sie es wollte, dann in Ruhe frühstücken. Dort sind feste Zeiten, wann sie geweckt wird, wann die Essenszeiten sind. Um 17 Uhr ist Abendessen, dann gibt es morgens erst wieder was.


Sie war immer eine Kaffeetante. Zu Weihnachten haben wir ihr immer Kaffee geschenkt. Dort bekommt sie nur 2 Tassen am Tag. Eine zum Frühstück, eine Nachmittags bei einem Stück Kuchen. Sonst immer nur Tee. Das passt ihr nicht, dass so über ihr Leben bestimmt wird. 


Meine Schwägerin mag meine positive Art, mein positives Denken (das ich so richtig nach der damaligen depressiven Phase entwickelt habe). Ich habe (zumindest) versucht, der Schwiegermutter etwas Mut zu machen, ihr etwas Verständnis für die Pfleger zu machen. 


In klaren Momenten sicherlich gut, aber wenn sie mal wieder neben sich steht, dann bringt das natürlich nichts. 


Ansonsten war der Nachmittag im Ganzen auch echt schön. Wir hatten die Urlaubsfotos dabei, die wir ja ausgedruckt hatten. Königswinter und die schönen Tierfotos aus den Zoos. Dazu haben wir ein paar Sachen von den Ausflügen berichtet. 


Mit meinem Schwager habe ich mich auch wieder übers Malen unterhalten. Das fertige Blumenbild hatte ich mitgenommen. 


Als wir gegen 22 Uhr zu Hause waren, da habe ich erst noch etwas gegessen. 


Die Anderen haben gegen 19 Uhr Kuchen gegessen. Sie hatte 2 Kuchen gebacken. Philadelphia-Torte und Gewürzkuchen. Dazu habe es noch Plätzchen (Gewürz- und Zimtplätzchen). Alles frisch von ihr gemacht. 


Ich habe davon (wie geplant) nichts gegessen, habe nur eine Tasse Kaffee getrunken. 


Abends kam bei mir der kleine Hunger dann noch mal durch (Apfel, Möhren). 


Ja, und dann kam bei mir der tote Punkt. Ich wollte eigentlich Sport machen, aber ich konnte nicht mehr. Den "Pausenclown" zu spielen, die Dolmetscherin, mich so intensiv um die Schwiegermutter zu kümmern, das war seelisch sehr anstrengend für mich.


Die Beiden (Schwager, Schwägerin) haben auch zu meinem Freund gesagt, dass sie ganz begeistert waren. Sie hätten mich am liebsten als "Babysitter", als Pflegerin engagiert. So positiv und gelöst hätten sie die Mutter schon lange nicht mehr gesehen (wie ich vorhin auch schon erwähnt habe). 


Das war auch für sie das schönste Weihnachtsgeschenk, als wir beide zusammen gesungen haben, sie durch mich so schön abgelenkt war, nichts mehr mit Stöhnen, sondern auf andere Gedanken gekommen ist, bei ihr so schöne Gedanken an früher, an den Chor usw. wach geworden sind. 


Ja, ich fand es selber wirklich auch so richtig schön, wie es gelaufen ist. Aber seelisch war es für mich selber trotzdem auch sehr anstrengend. 


Ich habe mich zu Hause in den Sessel gesetzt und bin fast übergangslos fest eingeschlafen. 


Eigentlich wollte ich mittags schon Sport machen, aber das wurde zu knapp. Wir haben uns unterhalten und schon mal die Sachen sortiert, die wir mitnehmen wollten. Z. B. halt den Plattenspieler, die Fotos usw. Die Zeit ging dann zu schnell um, so dass für Sport und Duschen letztendlich nicht mehr genug Zeit war.


Mittags rief auch noch der Optiker an. Meine Brillen sind fertig, abholbereit. Aber das wäre viel zu knapp geworden. 


In der Stadt Parkplatz suchen, beim Optiker die Brillen anpassen, hier dann wieder einen Parkplatz suchen und dann erst startklar (für Weihnachten) machen. Nein, das wäre viel zu stressig geworden. Wir fahren am Montag in die Stadt, holen die Brillen dann ab. 


Aber schön zu wissen, dass sie dann auf jeden Fall fertig sind. 


Heute Abend (als ich langsam wieder wach geworden bin) haben wir noch "Total normal" mit Hape Kerkeling geguckt. Ein Best of Zusammenschnitt im Fernsehen. Das fand ich echt schön. Wir haben damals alle Folgen davon geguckt, haben sie auch auf DVD. Haben es aber schon länger nicht mehr gesehen. Das waren schöne Erinnerungen. 


Nun gut, ein sportlicher Ruhetag bringt mich nicht um. Nein, ich bereue es nicht, dass ich heute Abend seelisch so geschlaucht war. Dass ich der Schwiegermutter so ein schönes Weihnachtsfest gemacht habe, das war die Erschöpfung heute Abend voll und ganz wert. 


Von meinem gestrigen Training, von dem Hanteltraining (Rudern usw.) habe ich im BWS-Bereich eh einen kleinen Muskelkater. Der konnte heute also schön abklingen, so dass ich morgen und Sonntag, an den Weihnachtsfeiertagen, wieder ein schönes Training durchziehen kann. 


Die nächsten beiden Tage werden bei uns sehr ruhig werden. Mit viel Lesen, Fernsehen gucken und Malen. Und mit dem Basteln (dem Cafe) will ich mich beschäftigen, mit den ersten Blumen schon mal anfangen.


Davon haben wir den Beiden berichtet. Sie konnten es sich nicht vorstellen. Ich habe abends die Packungen davon fotografiert, ihnen rübergeschickt. Jetzt sind sie auch neugierig auf das Ergebnis.


Meine Schwägerin hat Anfang April Geburtstag. Vielleicht bekommen wir es bis dahin ja fertig (mindestens eines davon), so dass wir es ihnen zeigen können. Also zumindest auf einem Foto. 


Mit dem nächsten Blumenbild will ich auch anfangen (den Block habe ich ja von ihnen bekommen), das will ich auch bis April fertig haben, ihnen dann auch wieder zeigen können. Auch damit will ich noch in diesem Urlaub, also in diesem Jahr beginnen.

 

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