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Tagebuch PetraM
2016-08-19 03:33
Do. 18. August 2016
Der Donnerstag ist soweit ganz gut gewesen.

Ich habe heute 3 x mit der Zahnarztpraxis telefoniert. Nachdem der Gutachter ja gegen die Behandlung war (entweder alle "Baustellen" gleichzeitig, aber nicht nur einen Teilbereich), hatte mein Freund angst, dass auch der nächste Behandlungstermin am 30.08., also direkt nach unserem Ostsee-Urlaub, abgesagt wird, womit er auch recht hatte.

Ich rief heute morgen also beim Zahnarzt an, ob sie schon was vom Gutachter bzw. von der Krankenkasse gehört hätten. Nein, bisher noch nicht. Wie denn der Termin beim Gutachter gelaufen wäre. Ich erzählte es in ein paar Sätzen (also halt "ganz oder gar nicht"). Was, es wird abgelehnt? Ja, das hatten sie im Grunde ja vorher schon befürchtet. Sofort meinte sie, dass sie den Termin am 30.08. dann streichen würden, bis die Situation mit der Krankenkasse (also die Kostenübernahme) geklärt ist.

Nein, keinesfalls diesen Termin streichen. Mein Freund hat ja schließlich immer noch das Loch im Backenzahn (weswegen er ursprünglich zum Zahnarzt gegangen ist). Ihm reicht es langsam. Er will die Behandlung und diese Vollnarkose jetzt endlich hinter sich bringen. Und wenn er alles alleine bezahlt, also dort als Privatpatient gilt. Also die Behandlung des Zahnes (das Loch, also die Füllung) wird komplett von der Krankenkasse übernommen. Aber die Krone für die Schneidezähne, die (mit vielen Plomben) sehr instabil sind, die wird er jetzt selber tragen. Nun gut, die Arzthelferin wollte dann erstmal in Ruhe nachrechnen, welche Kosten dann auf uns zukommen. Der Abrechnungssatz bezüglich Krankenkassen und Privatpatienten ist für die gleiche Leistung völlig anders.

Später rief sie mich dann an und ging mit mir alle Posten durch, hat mir alles erklärt. Wenn die Krankenkasse es übernimmt, dann zahlen sie etwa 900 Euro, für uns blieben dann noch 1.400 Euro. Diese Rechnung (Kostenvoranschlag) hatten wir ja bereits. Wenn wir es aber komplett selber tragen, dann kostet es im Höchstfall (wenn sie bei allen Punkten den höchsten Satz nimmt) 2.500 Euro. Ja, damit ist mein Freund einverstanden. Hauptsache er hat es dann endlich hinter sich.

Die Sache mit der Ergo-Versicherung können wir dann allerdings vergessen. Deren erste Frage war ja nach dem Heil- und Kostenplan. Normale Rechnungen, also Rechnungen von Privatpatienten, interessiert die nicht. Damit haben die als Versicherung nichts zu tun.

Die Arzthelferin hat mir auch erklärt, dass sie als Labor (für die Krone) eines in China einplant, mit dem sie schon sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Die gleiche Leistung in einem deutschen Labor kostet rund 1.500 Euro mehr. Sie hat mir alles total nett und auch verständlich erklärt.

Dann kam mein Freund nach Hause (bis dahin haben wir per SMS alles geklärt, ich habe ihn über meine Telefonate mit der Zahnarztpraxis auf dem Laufenden gehalten). Er fragte dann, was es mit diesem Labor in China auf sich hat. Dort wird seine Krone hergestellt, was denn sonst? Wie? Die Krone bekommt er doch bei der Vollnarkose reingesetzt (so hatte er es verstanden). Wann denn China ins Spiel kommt. Nein, bei der Vollnarkose werden die Zähne nur "vorbereitet" (abgeschliffen) und ein Abdruck fürs Labor gemacht. Sofort bekam er total die Panik. Was? Ich soll dann zwei Wochen lang mit total kaputten Zähnen rumlaufen, kann gar nichts mehr essen? Das kann doch nicht sein. Der Arzt hätte auch nicht von weiteren Terminen (abgesehen von der Vollnarkose) gesprochen.

Seine Panik wurde in diesem Moment immer größer. Also schnappte ich mir wieder das Telefon und habe nochmals (also zum dritten Mal am heutigen Tag) mit der Arzthelferin telefoniert. Sie war total nett und locker, war auch nicht genervt, sondern hat es mir in Ruhe erklärt. Ja, ich sehe es im Grunde richtig. Bei der Vollnarkose werden die Zähne abgeschliffen und der Abdruck gemacht. Dann bekomme er jedoch ein Provisorium darauf gemacht (o.k., mit diesen Schritten kenne ich mich halt nicht aus). Er kann damit ganz normal essen.

Nach etwa 2 Wochen ist dann die Krone aus China da. Dann bekommt er einen neuen Termin. Er fragte direkt, wieder mit Vollnarkose? Nein. Wenn die Krone (oder was anderes, z. B. eine Brücke) für die Backenzähne wäre, dann würde es wirklich wieder mit Vollnarkose gemacht werden. Aber das Anpassen an den Schneidezähnen dauert höchstens 30 Minuten (wenn überhaupt), dafür würden sie keine Narkose einplanen. Das habe ich ihm nach dem Telefonat dann nochmals alles in Ruhe erklärt.

Zwischendurch habe ich mich immer mal wieder um den Haushalt gekümmert.

Heute Nachmittag hat er dann erstmal unser Auto in der Werkstatt abgeholt. Es blieb bei den vereinbarten 500 Euro. Es wurden keine Probleme festgestellt. Die Warnlampe kam wirklich von der Start-Stop-Automatik. Meinen Freund nervt es, wenn der Moto an jeder roten Ampel ausgeht. Diese Funktion macht er bei jeder neuen Fahrt als erstes aus. Ja, und dabei ist dann halt die Sicherung durchgebrannt. Neue Sicherung rein und schon war die Lampe (das ständige Blinken dieser Lampe) aus.

Danach hatte ich dann noch einen Termin zur Fußpflege. Das war auch ganz gut so, dass ich diesen Termin noch vor dem Urlaub hatte, da ich ein paar kleine Probleme (Druckstellen) hatte, die sie jedoch gut in den Griff (bzw. weg) bekommen hat.

Wieder zu Hause hatte ich dann erstmal so richtig Hunger. Tagsüber hatte ich nur wenig gegessen (nach den Telefonaten mit der Zahnarztpraxis habe ich mir als Nervennahrung einen Becher Spaghetti-Eis gegönnt). Ich habe heute Abend dann noch eine Portion Spaghetti-Bolognese gegessen. Das war noch lecker.

Ja, aber ich wollte heute Abend auf jeden Fall noch mein Sportprogramm durchziehen. Das habe ich mir ganz fest vorgenommen. Und ich habe es dann auch noch (ab etwa 22 Uhr) gemacht.

Zuerst wieder das Fahrradfahren. Die 10 Kilometer habe ich heute wieder in genau 32 Minuten geschafft (in den Powerminuten bin ich gut in Schwung gekommen). Danach wieder mein übliches Steppbrett-Programm, einschließlich der Schwing-Übung mit der 6 kg Kugelhantel.

Dann noch 20 Minuten Training und etwa 5 Minuten Dehnen (für Schultern sowie Beine/Fersen).

30 Sek. Wandsitz. 10 Kniebeugen, beim Hochgehen die Arme mit den 3 kg Hanteln nach oben strecken. 10 x die Arme/Ellenbogen mit dem Body-Trimmer seitlich hochziehen.

Mit dem 5 kg Kettlebell 20 x einarmiges Rudern, also mit jeder Seite 10 x.

Weiter mit den 5 kg Hanteln. 30 Sek. Biceps (waagerecht) halten. 10 x Biceps. Auf das Steppbrett legen, Arme 15 x hochdrücken (unten einmal nachwippen), 10 x mit einer über Kopf.

Weiter auf der Matte. 30 Sek. Unterarm-Stütze. 3 richtige Liegestütze. 10 auf Knien. Weiter auf dem Rücken liegend. Beine aufstellen, hoch zur Bücke, 20 x Laufen, Beine dabei strecken. Wieder ablegen und 10 gerade Crunches (Hände Richtung Knie). Flach hinlegen, beide Beine 10 x anziehen und strecken. Beine wieder strecken und 10 x die Schere. 20 x Bicycle Crunches. Auf die Seite legen (im Wechsel) und 5 x hoch (seitliche Stütze).

Ich bin stolz, dass ich dieses Programm heute Abend noch so durchgezogen habe. Es hat mir wieder gut getan.

Wie ich im gestrigen Eintrag schon erwähnt habe, hieß es bei mir immer schon, dass ich "soziale Kontakte" pflegen soll, was mir aber immer schon schwer gefallen ist. Ich hatte zwar immer schon Freundschaften (in der Schulzeit hatte ich immer Freundinnen und jetzt ja meinen Freund), aber trotzdem genieße ich die Zeiten, wenn ich alleine bin, lesen kann, Sport mache oder hier am Computer sitze ganz genauso.

Bezüglich sozialer Kontakte war die Zeit beim Jazz-Tanz für mich die schönste Zeit. Dort war ich von allen total anerkannt. Ich habe halt (wenn mich etwas interessiert) ein "fotografisches Gedächtnis". Das haben mir schon viele gesagt. Wenn mich etwas interessiert, egal ob bei Vorträgen, Reportagen, guten Filmen usw., dann "schalte" ich meinen Kopf ein und "speicher" es fast schon als Film ab, den ich dann später (zum Teil auch noch viel später) wieder als Film abrufen kann (so kann ich ganze Situationen für immer in meinen Kopf "brennen").

Das war halt das "Problem" in der Schulzeit. In den Fächern, die mich interessiert haben, war ich dadurch sehr gut (also zumindest im schriftlichen), aber bei den anderen Fächern (z. B. Chemie, Politik usw.) da habe ich die Ohren auf "Durchzug" gestellt und schon nach wenigen Minuten wieder alles vergessen, was ich gerade gehört hatte.

Gerade in Deutsch bin ich dadurch sehr gut mitgekommen. Eine Zeitlang ging es um die Interpretation sowie um die ausführliche Wiedergabe von Geschichten usw., die unsere Lehrerin währnd des Unterrichts vorgelesen hat. Ich schaltete jedes Mal sofort mein "Kopfkino" ein und habe mir alles, was sie vorgelesen hat, sofort als Film abgespeichert. Während die Anderen die meisten Sachen schon kurz danach vergessen hatten, habe ich abends dann alles "abgerufen" und fast bis ins Detail wieder gegeben. Ich konnte mich noch an viele kleine Details erinnern, bei denen die Lehrerin dann selber nochmals ins Buch gucken musste, in welchem Satz gerade diese Situation vorgekommen ist. Ja, darin war ich damals sehr gut.

Auch heute kenne ich so (als Kopfkino) viele Filme, die wir zum Teil vor Jahren schon geguckt haben. Wenn sie dann Jahre später im Fernsehen kommen, kann ich mich an viele kleine Einzelheiten erinnern, die mein Freund schon längst wieder vergessen hat. Aber wie gesagt, das geht nur mit Sachen, die mich interessieren, die ich bewusst angucke, ganz bewusst wahrnehme.

Auch beim Jazz-Tanz war es so. Die Leiterin musste nur eine Schrittfolge vormachen, ich sah sie mir an und konnte sie nachmachen. Wenn sie eine Woche später dann sagte, dass wir sie machen sollten, dann blieben die meisten erstmal stehen, hatten sie schon wieder vergessen. Sofort hieß es dann, dass ich nach vorne gehen soll. Ich habe es dann vorne alleine getanzt und die anderen sind, wenn bei ihnen die Erinnerung wieder wach geworden ist, mit eingestiegen. Ich war sozusagen ihr "Spiekzettel", stand dadurch bei jedem Training vorne. Auf mich konnten sie sich immer verlassen.

Am besten fand ich es, wenn die Leiterin (in dieser Gruppe war ich 10 Jahre lang) ein älteres Lied, also von einem früheren Tanz (von vor Jahren) aufgelegt hat. Sie sich selber nicht mehr so richtig daran erinnern konnte. Nach dem Motto, kennst du auch diesen Tanz noch? Na klar. Zwar nicht mehr alle Einzelheiten, jeden Übergang, aber die Grundschritte fielen mir auch nach Jahren noch ein. Und wenn ich dann erstmal mit den Schritten anfing, dann fielen auch ihr wieder die Tänze ein, sie kam zu mir, wir tanzten nebeneinander und wenn ich dann einen "Hänger" hatte, dann wusste sie (bei den Übergängen) sofort weiter (die meisten Anderen hatten diese alten Tänze längst völlig vergessen).

Ja, das war im ganzen eine super schöne Zeit, die ich niemals mehr vergessen werde.

Bis zu dem Tag im Mai (1993), als ich beim Bücken auf dem Balkon (beim Anheben eines Wasserkastens) den Stich im Rücken hatte und nicht mehr hoch kam. Eine Bandscheibenvorwölbung, die sich nie mehr zurückgebildet hat (bis heute auf den Röntgenaufnahmen zu sehen ist).

Mit dem Tanzen habe ich sofort, von heute auf morgen Schluss gemacht. An ruckartige Bewegungen war nicht mehr zu denken. Ich konnte zwar (nach ein paar Wochen) wieder normal, also gerade laufen (ein paar Wochen nur mit gebeugtem Oberkörper), aber die Schmerzen hielten sich dann hartnäckig bis November 2011, also bis ich mit dem Training angefangen habe (deswegen vergesse ich das erste Training ja auch nicht mehr, weil ich an diesem Tag nach so vielen Jahren zum ersten Mal wieder schmerzfrei war).

Ja, das war es dann mit meinem bis dahin größten Hobby (also neben Lesen und diesem Schreiben auf der Tastatur). Also zumindest mit meinem Hobby, bei dem ich mit Anderen in Kontakt komme.

Ich wurde immer stiller, zog mich immer mehr zurück, habe mich ansonsten (neben der Arbeit) immer mehr um den Haushalt gekümmert (mein Freund ist ja auch ziemlich still, er hat mich, mein Verhalten damals halt so akzeptiert, ist heute aber froh, dass ich mich, so wie mit den Telefonaten, Urlauben usw., um alles kümmere).

So lief es dann etwa ein Jahr lang. Dann haben meine Kolleginnen auf mich eingeredet, dass ich endlich mal wieder mehr aus mir rauskommen soll, mal wieder offener sein soll.

Ja, aber wie sollte ich das schaffen? Dann las ich in der Zeitung, dass am Wochenende in unserer Stadt ein Seminar zum Thema Selbstbewusstsein durchgeführt wird (von der Volkshochschule). Es ging über 2 Tage, Samstag und Sonntag.

Nun gut. Ich nahm dann meinen ganzen Mut zusammen und ging dorthin. Es war eine schöne kleine Gruppe, etwa 8 Personen, alle in etwa in meinem Alter (Mitte 20).

Im Grunde war es bei allen gleich. Vorher und in den Pausen bildeten sich sofort kleine Grüppchen, jeder sprach einzeln mit jedem, keiner wurde ausgegrenzt oder in irgendeiner Art und Weise blöd angesprochen. Aber sobald wir alle in einer Runde zusammen saßen, da bekamen alle Beklemmungen und keiner konnte den Mund vor der Gruppe locker aufmachen. Schon beim Vorstellen fing so ziemlich jeder an zu stottern, keiner wusste so richtig, was er sagen sollte (auch die, die vorher im 2er-Gespräch so locker und offen waren, fingen jetzt plötzlich an zu stottern, konnten keine ganzen Sätze mehr bilden).

Die Gruppenleiterin war total nett, sie ging auf jeden ein, gab allen und auch jedem einzelnen gute Tipps, wie man sich aus so einer peinlichen Situation "retten" kann.

Z. B. indem man sich einen festen Punkt sucht. Also Augenkontakt, aber nur zu einer Person, den Blick nicht durch den Raum schwenken lassen. Sobald dann einer grinst oder die Augen verdreht, wird man ansonsten direkt wieder zu unsicher. Das mache ich bis heute so, dass ich, wenn ich in einer Gruppe reden muss (was ja immer kleine Gruppen sind, also z. B. in meiner Abteilung), dass ich dann eine Kollegin bzw. einen Kollegin direkt angucke, die Anderen in dieser Zeit dann "ausblende". So, als wenn ich nur mit dieser Person reden würde. Das gibt dann Sicherheit.

Aber ich fand es schön zu sehen, dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin. Umso mehr Pausen wir hatten, umso mehr kleine Gespräche wir geführt haben, umso besser wir die eine oder den anderen dadurch kennengelernt haben, umso lockerer wurde das ganze. Am Samstag waren die meisten noch sehr unsicher und am stottern, aber am Sonntag haben die meisten (auch ich) dann schon viel besser reden können, die Stimme beim Reden vor der Gruppe schon viel besser halten können.

Die meisten Themen, über die wir reden sollten, über die wir was sagen sollten (also halt immer vor der Gruppe), die wurden uns von der Leiterin vorgegeben. Jedes Mal, wenn wir total nervös waren, gab sie uns Tipps, wie man das "verbergen" kann, also auch wie man die Hände halten soll (Thema "Merkel" - Grins....), Luft holen beim Sprechen, keine zu langen Sätze bilden, so dass der Zuhörer noch folgen kann usw.

Mehrere Situationen von diesem Wochenende habe ich bis heute (wie schon beschrieben) immer noch in meinem Kopfkino abgespeichert, als wenn ich sie heute Mittag erst erlebt hätte.

Am Samstag und Sonntag hatten wir je eine freie Wahl, also mussten zu einem selbst gewählten Thema einen kleinen Vortrag halten (über ein paar Minuten). Das Seminar war Anfang Dezember. Ich hatte seit kurzem ein neues Auto, einen Suzuki Samurai (Geländewagen), den ich dann 13 Jahren lang gefahren habe. Wir hatten jeweils rund eine halbe Stunde Zeit, uns Stichworte zu einem Thema zu machen und anhand dieser Stichworte dann halt den Vortrag zu halten.

Und ja, ich muss wirklich sagen, dass ich stolz darüber bin, dass ich das gut geschafft habe. Natürlich nicht perfekt. Perfekt war keiner von uns. Ich hatte mehrere blöde Formulierungen dabei, wusste nicht, wie ich manche Stichpunkte so richtig als Satz formulieren sollte. Dadurch wurde ich unsicher, meine Stimme verhaspelte sich etwas. Aber ich gab trotzdem nicht auf (ein paar andere haben aufgegeben, den Vortrag abgebrochen, trauten sich nicht weiter zu reden).

Ich suchte Blinkkontakt zu der Seminarleiterin, was auch völlig in Ordnung war. Und mittels Blinkkontakt gab sie mir dann sogar ein paar Tipps, die ich verstanden habe (unter anderem, wie ich das Blatt mit den Notizen halten sollte oder auch, dass ich, als sich meine Stimme verhaspelt hat, erstmal Luft holen sollte, den Satz dann nochmals richtig sagen sollte usw.), so dass ich den Vortrag sogar beenden konnte.

Am Samstag hielt ich einen kleinen Vortrag über die Vorzüge von Geländewagen (unter anderem dass man darin höher sitzt, was für ältere Personen gut ist, aber auch, dass man darin beim höhren Sitzen einen besseren Überblick im Straßenverkehr hat und dass man mit Allrad im Winter, gerade auch auf Kopfsteinpflaster besser und sicherer fahren kann - aus diesen Gründen habe ich es mir damals halt geholt) und am Sonntag über die Weihnachtsmärkte, dass darauf die "Fressbuden" (das ist mir damals so rausgerutscht) immer mehr Überhand nehmen. Das wurde dann natürlich kritisiert, dass der Vortrag inhaltlich zwar gut war, aber in Zukunft solle ich in diesem Fall besser Buden aus dem Gastronomiebereich sagen (ja, auch diese Situation ist in meinem Kopfkino bis heute fest eingebrannt, als wenn sie jetzt gerade erst passiert wäre).

Eine Frau hatte dagegen ein totales Black-Out. Sie hatte sich eigentlich mit Stichpunkten so gut vorbereitet, aber in dem Moment, als sie vor uns saß, war sie nicht in der Lage, aus diesen Stichpunkten auch nur einen richtigen Satz zu bilden. Die Leiterin sprach sie schließlich an und stellte ihr ein paar gezielte Fragen, auf die sie dann gut und sicher antworten konnte. Das hatte zwar nichts mit dem geplanten Vortrag zu tun, aber hauptsache sie machte den Mund auf und redete vor der Gruppe, worum es in dem Kurs ja schließlich ging.

Ja, und in dem Moment, als sie so versagt hat, da tat es mir für sie zwar wirklich unendlich leid, ich konnte mich so richtig in sie hinein versetzen (das ist mir in der Schulzeit schließlich so oft passiert, dass ich vor der Klasse aufgerufen worden bin, aber anfing zu stottern und nicht in der Lage war, vernünftig die richtige Antwort zu geben, dieses Gefühl kenne ich total gut), aber trotzdem war ich in diesem Moment auch stolz, dass ich es geschafft hatte (ich war vor ihr dran), meinen Vortrag so gut es geht vor der Gruppe zu halten. Auch wenn andere am Sonntag noch besser, noch sicherer waren, in dem Moment, wenn ein anderer völlig versagt, dann fühlt man sich trotzdem "stark", wenn man selber zumindest ein bisschen besser ist, diesbezüglich eine bisschen bessere Leistung gebracht hat.

Dieses Wochenende werde ich nie mehr vergessen. Mehrere Situationen haben sich fest in meinen Kopf gebrannt. Ich bin dort zumindest etwas gestärkt rausgegangen.

Das heißt natürlich nicht, dass ich heute vor Gruppen sicher reden könnte. Nein, ganz bestimmt nicht. Aber den einen oder anderen Tipp (z. B. sich auf eine Person zu konzentrieren) wende ich halt heute in solchen Situationen noch an.

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PetraM Offline

Mitglied seit: 28.03.2015
DE
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2016-08-19 03:33