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Tagebuch PetraM
2017-05-03 02:53
Di. 02. Mai 2017
Auch heute ging es bei mir seelisch wieder heftig Auf und Ab. Es sind ein paar Tränen gelaufen. Ich nehme an, dass es so noch eine Weile bleiben wird. Mit der Zeit werde ich sicherlich wieder ruhiger werden, aber bei bestimmten "Auslösern" wird es trotzdem immer mal wieder passieren. Das sieht man ja auch bezüglich meines Vaters, der ja schon 1989 gestorben ist. Bei bestimmten Situationen laufen mir, wenn ich an ihn denke, bis heute die Tränen.

Immerhin konnte er besser mit Geld umgehen. Er hatte damals gute (hohe) Lebensversicherungen abgeschlossen, hatte uns mit hohen Summen sehr gut abgesichert. Aber meine Mutter konnte leider nie mit Geld umgehen (darüber haben wir beide heute Abend noch gesprochen). Sobald meine Mutter Geld in die Hände bekam, hat sie nie darüber nachgedacht, wie man es wieder gut anlegen könnte, sondern wofür sie es gut ausgeben konnte. Mal eben ein neues Auto gekauft, mal eben 3 Wochen Urlaub in der Dominikanischen Republik usw.

So ging es die ganzen Jahre über. Mein Vater hatte auch Sparverträge angelegt, die im 5- oder 10-Jahres-Rhythmus ausgezahlt wurden. Sobald meine Mutter das Geld hatte, war es schon verplant und ausgegeben. Mal einen neuen Schrank, mal ein neues Bett, mal eine neue Küche usw.

Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit rief ich unterwegs bei meinem bzw. "unserem" Arzt an. Also meine Mutter und ich hatten über Jahre den gleichen Arzt.

Vor einigen Jahren hatte er bei meiner Mutter auch Brustkrebs festgestellt. Es war im absoluten Anfangsstadium, konnte bei einer OP vollständig entfernt werden. Normalerweise beginnt man mit der Mammographie ja erst mit 50 Jahren, aber nachdem er es schon bei meiner Mutter festgestellt hatte, schickte er mich schon (sicher ist sicher) mit 45 Jahren zum ersten Mal dorthin. Alles war absolut in Ordnung. Bei meiner letzten Kontrolle Ende des Jahres meinte er zu mir, dass ich mich Anfang vom 2. Quartal bitte melden soll, dann bekomme ich eine Überweisung zur nächsten Mammographie (bevor es dann ab dem 50. Lebensjahr eh regelmäßig durchgeführt wird).

Nun gut, Anfang April kam meine Mutter ja ins Krankenhaus, da hatte ich genug seelische Aufregung. Deswegen habe ich es noch etwas vor mir hergeschoben. Aber nachdem bei ihr ja noch mehr Krebs festgestellt worden ist, habe ich heute morgen dann schon mal in der Praxis angerufen, um die Überweisung vorzubestellen.

Während ich mit der Praxis telefonierte, musste ich schon schlucken, war ich schon den Tränen nahe. Immerhin wurde dort bei ihrer Kontrolluntersuchung Ende März das Wasser im Bauchraum festgestellt (beim Ultraschall), woraufhin dieser Arzt ein großes Blutbild einschließlich Tumormarker veranlasst hat (wobei die extrem hohen Werte beim Tumormarker und der Leber festgestellt worden sind, woraufhin sie dann ins Krankenhaus kam).

Dann kam ich in mein Büro. Ich habe am Montag dort ja alles "stehen- und liegen gelassen", habe nur meinen Computer ausgemacht und dann ab ins Krankenhaus, zu meiner Mutter. Alles war noch so, wie letzte Woche. Ich hatte mir ein Glas Wasser eingeschüttet, dieses volle Glas stand auch noch auf meinem Tisch.

In dem Moment, als ich vor meinem Tisch stand, ging mein Kopfkino an. Das Telefon (also mein Handy), das Krankenhaus, kommen Sie so schnell wie möglich, Ihrer Mutter geht es gar nicht gut. Dann sah ich sie wieder vor mir liegen. Sie war "wach", bekam aber nichts mit. Gefangen im eigenen Körper. Sie hörte nichts, sie sah mich nicht, sie hat von ihrer Umwelt nichts registriert. Diesen Moment werde ich nie vergessen.

Am Wochenende hatte sie ja noch eine Urinprobe abgegeben, die total rot war. Das war pures Blut. Der Anfang vom Ende, als die Nieren die Arbeit eingestellt haben (gut, dass wir das in dem Moment noch nicht wussten, sonst wäre ich seelisch völlig zusammen geklappt).

Nun gut, bei diesen ganzen Erinnerungen war es in diesem Moment bei mir aus und die Tränen liefen nur so. Ich konnte sie einfach nicht aufhalten.

Computer an, mein Passwort..... Nachdem ich in den letzten Wochen täglich mehrmals Kontakt mit meiner Mutter hatte, auch täglich mit ihr telefoniert habe, hatte ich ihr Geburtsdatum als Passwort..... Das habe ich heute morgen dann als erstes geändert.

Dann kamen zwei nette Kolleginnen, haben mit mir geredet. Auch bei diesen Gesprächen liefen meine Tränen noch. Es hat etwas gedauert (etwa eine halbe Stunde lang), bis ich mich wieder so richtig im Griff hatte. Meine Kollegin hat mir dann spontan den Postdienst abgenommen, was ich total lieb von ihr fand (damit ich so "verheult" nicht zur Poststelle gehen musste).

Danach habe ich mich dann erst mal um meine Aufgaben gekümmert, habe alles sortiert, Rechnungen, Kassetten (also für Diktate schreiben) usw. Nun gut, in der nächsten Zeit werde ich keine "Langeweile" haben, sondern, ganz im Gegenteil, eine schöne und positive Ablenkung bei der Arbeit haben (und bis zu meinem Urlaub Mitte Mai ist es ja auch nicht so lang).

Später kamen dann auch noch mein Chef sowie weitere Kollegen zu mir. Ich fand es von meinem Chef nett, dass er schon gesagt hat, wenn ich mal einen seelischen Durchhänger habe, wenn zu viele Erinnerungen hoch "kochen", ich die Tränen nicht im Griff habe, dann kann ich mich morgens gerne krank melden. Solche kleinen Depri-Phasen können halt mal entstehen, das gehört zu einer Trauerarbeit halt dazu. Ja, ich versuche, mich (auch mit Arbeit) so gut es geht abzulenken, mein Leben, meinen Alltag im Griff zu haben, aber passieren kann so ein Depri-Anfall trotzdem.

Heute Abend ist es mir noch passiert. "Früher" haben wir über Jahre nur Sonntags um 18 Uhr telefoniert. Dann haben wir mit dem Training am Mittwoch Abend begonnen. Früher hatte ich ja Dauerschmerzen. Ich war damals immer so happy und glücklich, nach seinem Training so schmerzfrei zu sein, so dass ich meine Mutter anrief, ihr von dem Training erzählt habe und schon waren wir im lebhaften Austausch, was es sonst noch so Neues gibt (also auch bei ihr).

Dieses Telefonat gehörte inzwischen seit Jahren zu unserem festen Ritual dazu. Heute ist zwar Dienstag, aber normal trainieren wir halt Mittwochs. Ja, und gegen 21.00 Uhr, wenn ich sonst bei ihr angerufen habe, da kamen mir halt die Tränen geschossen. Nein, ich werde nie wieder mit ihr telefonieren können, werde ihr nie wieder von meinen sportlichen Erfolgen beim Training berichten können.

Etwa 1,5 Stunden lang kamen mir immer und immer wieder die Tränen. Dann kam mein Freund von der Arbeit nach Hause. Wir haben uns über verschiedene Sachen unterhalten, ich war wieder gut abgelenkt und wurde wieder deutlich beruhiger, hatte die Tränen wieder im Griff. Ja, solche kleinen "Weinanfälle" wird es halt immer mal wieder passieren.

Heute Abend habe ich nur noch einen Salatteller gegessen, grünen und Gurkensalat, dieses Mal mit Joghurt-Dressing (dazu eine Flasche Eiweißdrink Erdbeere). So richtig Hunger hatte ich heute Abend gar nicht mehr. Mein Freund hatte einen großen Teller vorbereitet, aber etwa die Hälfte ist noch über, das werde ich morgen Abend dann noch essen.

Das Training heute Abend war wieder super gut.

Ich finde es immer wieder total gut, wie er auf meine Fragen (auch rund um Übungen) eingeht und mir alles erklärt, es dann auch mit ins Training einbaut.

Ich mache das "Rudern", also die Ellenbogen nach hinten ziehen, ja immer mit den 5 kg Hanteln. Letztens haben wir es doch mit der Hantelstange gemacht. Damit kam ich logischerweise nicht so weit nach hinten, weil mein Körper bzw. mein Bauch im Weg war (das hatte ich hier erwähnt). Darauf habe ich ihn angesprochen. Wie soll man eine Übung intensiv durchführen, also die Ellenbogen weit nach hinten bekommen, wenn man dabei mit der Hantelstange arbeitet, also der Körper letztendlich im Weg ist?

Natürlich kann man diese Übung auch mit einzelnen Hanteln durchführen, was ich (bzw. wir) ja meistens machen. Aber grundsätzlich kommt es bei dieser Übung mehr auf die Bewegung an sich an, also die Ellenbogen zwar nach hinten zu bekommen, aber insbesondere auch die Schultern nach hinten zu ziehen. Dabei kommt es nicht darauf an, die Arme so weit wie möglich nach hinten zu bekommen, sondern die Übung an sich (mit Schultern nach hinten) richtig auszuführen.

Ehrlich gesagt habe ich dabei noch nie auf die Schultern geachtet, sondern immer nur auf die Arme, sie so weit wie möglich nach hinten zu bekommen. Dieses Gespräch fand ich sehr interessant, zum üben und veranschaulichen hat er es dann direkt mit ins Training eingebaut (also Kreuzheben und Rudern mit der Hantelstange).

Das ganze Training war wieder sehr gut. Es fing mit einigen Ausfallschritten an (verschiedene Varianten), Kniebeugen (in Verbindung mit Hanteln) sowie Liegestütze (runter, mit den Händen auf das Steppbrett, eine Liegestütze und wieder hinstellen).

Dann folgte mal wieder ein sehr intensiver Block (also ein typischer Trainingsablauf meines Trainers).

Zuerst Kniebeugen mit Sprünge, also eine Kniebeuge, kleiner Sprung, Beine kurz zusammen, wieder auseinander und direkt runter in die nächste Kniebeuge. Dabei geht der Puls (neben den Liegestützen im Aufwärmprogramm) immer so richtig in die Höhe.

Danach Kniebeugen mit der 10 kg Gewichts-Scheibe (in beide Hände), diese beim Hochkommen mit gestreckten Armen nach oben strecken. Das ging mit der Zeit mächtig in die Arme. Früher hatte ich "Angst" vor so großen Gewichten, konnte 10 kg nur mit Mühe und Not anheben. Ja, und jetzt bin ich stolz, dass ich es im Griff habe, damit solche Übungen durchführen kann.

Anschließend noch einige Ausfallschritte, den hinteren Fuß dabei auf das Steppbrett, mit dem hinteren Knie tief runter wippen. Ja, Ausfallschritte scheinen irgendwie alle Trainer zu "lieben", dabei macht mein Trainer keine Ausnahme. Irgendwie, in verschiedenen Varianten, werden sie so gut wie immer mit ins Programm eingebaut (eine Seltenheit, wenn sie mal nicht dabei sind).

Danach mit dem Oberkörper nach vorne beugen, also gerader Oberkörper, mit einer Hand auf dem Sideboard abstützen. Dann jeweils mit einem Arm arbeiten. Mit der 3 kg Hantel. Mal rudern, also den Arm/Ellenbogen weit nach hinten ziehen, mal seitlich fast gestreckt weit nach hinten ziehen, was ich deutlich schwerer fand. Beim Rudern schnelle Bewegungen, beim seitlich gestreckten mit langsamen Bewegungen, oben etwas halten.

Danach kam dann die Variante mit der Hantelstange, also zuerst ein paar mal das Kreuzheben, anschließend wieder vorbeugen und das Rudern.

Dann ging es runter auf die Matte. Ein paar Übungen für die Bauchmuskeln. Beine hoch zur "Kerze" (also Hüfte vom Boden anheben) und langsam wieder ablegen.

Danach Beine aufstellen und ein paar seitliche Crunches (also nicht gerade hoch, sondern mehr zur Seite, dabei jeweils ein Fuß auf das andere Knie).

Es folgte dann erst das Fahrradfahren, nur mit den Beinen, also flach liegen und die Beine langsam im Wechsel flach über dem Boden strecken und ran ziehen. Danach die normale Variante, also Oberkörper dabei hoch, alles mit langsamen Bewegungen.

Alles in allem war es heute wieder (so wie immer) ein super gutes Training.

Kommentare

13:38 03.05.2017
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12:42 03.05.2017
Ja, danke, das ist lieb von dir.
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12:16 03.05.2017
Toll wie lieb deine Kollegen und dein Chef sind

Ich finde es gut, dass du deine Mutter im Nachhinein nicht idealisierst (so wie es zb. meine Schwiegermutter bei ihren verstorbenen Eltern macht - denn das behindert sie total gewisse Dinge aufzuarbeiten )

Du siehstt sie so wie sie war mit all ihren facetten

Zeit heil meiner Erfahrungen nach auch nicht alle Wunden, aber sie hilft besser mit ihnen umzugehen
Du hast es ja mit deinem Vater leider schon hinter dir gehabt, deswegen kennst du das ja schon
Meine Mutter ist inzwischen 13 Jahre "fort" und mir geht es sehr gut damit, aber wie du schon sagst,manchmal kommen dann doch bestimmte Momente und Erinnerungen hoch und dann finde ich es total ok, den Gefühlen freien lauf zu lassen.

Ich weiß nicht, ob du das Gedicht gesehen hast, welches ich dir vor ein paar Tagen gepostet habe?
Ich finde es sehr schön und tröstlich

Do not stand at my grave and weep
I am not there; I do not sleep.
I am a thousand winds that blow,
I am the diamond glints on snow,
I am the sun on ripened grain,
I am the gentle autumn rain.
When you awaken in the morning's hush,
I am the swift uplifting rush
Of quiet birds in circled flight.
I am the soft stars that shine at night.
Do not stand at my grave and cry,
I am not there; I did not die.
...

Stehe nicht an meinem Grab und weine
Ich bin nicht dort, ich schlafe nicht.
Ich bin tausend Winde, die wehen
Ich bin der Diamantenglanz der auf dem Schnee
Ich bin der Sonnenschein auf reifem Korn
Ich bin der sanfte Herbstregen.
Wenn Du aufwachst in des Morgens Stille
Bin ich der Flügelschlag der stummen Vögel
Die über dir ihre Kreise ziehn
Ich bin die sanften Sterne die nachts leuchten.
Stehe nicht an meinem Grab und weine
Ich bin nicht dort, ich bin nicht tot.

Dann gibt es noch diese Form

Weinet nicht an meinem Grab um mich;
Ich bin nicht dort, ich schlafe nicht.
Ich bin der Wind über dem See,
Christallglitzer auf dem Winterschnee.
Ich bin am Tag das Sonnengold,
ich bin der Regen herbstlich hold.
Ich bin das tiefe Himmelsblau,
der schöne, frische Morgentau.
Sucht mich und blickt im Dunkeln in die Ferne
bei Nacht bin ich das Funkeln der Sterne.
Zündet für mich eintausend Kerzen an,
und vergeßt mich nie - keine Sekunde lang.
Steht nicht am Grab, die Augen rot.
Ich bin nicht dort, ich bin nicht tot.
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09:58 03.05.2017
ich glaube aber, dass trauerarbeit zu einem gewissen grad einfach geleistet werden muss. da kann (zu viel) ablenkung den prozess eher verzögern. ich finde gut, dass du deine gefühle zulässt. glg
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07:48 03.05.2017
Danke! Ich bemühe mich halt, mich so gut es geht abzulenken. Mit Arbeit und Hobbys sozusagen. Es muss ja schließlich weitergehen.....!!
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03:12 03.05.2017
Ja, es wird noch länger schwer bleiben
Trotzdem, Kopf hoch, es geht weiter
Good luck!
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2017-05-03 02:53