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Tagebuch PetraM
2018-10-04 02:26
29.10.2010 (Reha-Tagebuch)
Hallo zusammen,

heute morgen hatte ich zunächst wieder die Rückenschule. Dabei haben wir heute richtiges Hinlegen und Aufstehen geübt. Außerdem haben wir einige Übungen mit dem großen Gymnastikball durchgeführt. Dabei wurde betont, dass man die Übungen, bei denen man die Beine auf dem Ball ablegt, zu Hause natürlich auch mit einem Stuhl durchführen kann (was ich machen werde, für den großen Ball habe ich wirklich keinen Platz). Eine Übung konnte ich überhaupt nicht (mangels Kraft). Die gestreckten (nicht angewinkelten) Beine, also die Füße auf den Ball, hoch zur "Brücke" und dann die Beine im Wechsel anheben (ähnlich wie beim "Laufen" bei der "normalen Brücke"). Ich bekam die Beine bzw. die Füße keinen Millimeter vom Ball hochgehoben, egal wie sehr ich mich angestrengt habe, trotz höchster Spannung in den Beinen. Die anderen Übungen waren alle mit angewinkelten Beinen und glichen denen bei der normalen Brücke, damit habe ich inzwischen nicht mehr ganz so viele Probleme (immerhin schon mal ein kleiner Teilerfolg).

Danach hatte ich "normale" KG, dieses Mal alle Übungen auf dem Rücken liegend, Beine angewinkelt und alles mit Unterstützung des kleinen weichen Balles. Diese Übungen finde ich gut, sehr intensiv (besser als ohne diesen Ball) und ich werde mir diesen Ball zu Hause auf jeden Fall auch kaufen. (Auch eines der positiven Sachen, die ich aus dieser Reha mitnehmen werde.)

Dann hatte ich Sequenztraining und dabei habe ich mich heute etwas über den Physiotherapeuten geärgert. Wegen meiner mangelnden Kraft soll ich ja an allen Geräten (sowohl für die Arme als auch für die Beine) die niedrigsten Gewichte nehmen, Hauptsache ich habe die Spannung und führe die Übungen durch. Aber selbst damit brauche ich bei manchen Übungen noch die höchste Kraftanstrengung und führe diese Übungen deswegen wesentlich langsamer durch als die anderen Patienten. Bei den Armübungen ging deswegen schon eine Menge Zeit drauf (die Reihenfolge ist dabei immer egal, welches Gerät gerade frei ist). Zum Schluss war ich heute an der Beinpresse, also auf dem Rücken liegend, die Beine an die "Wand" und von dort wegdrücken. Bei 20 KG schaffe ich es gar nicht mehr, bei 15 KG mit größter Kraftanstrengung und sehr viel Mühe. Dann kam der Physiotherapeut zu mir. 15 KG würde gar nichts nützen, dann bräuchte ich diese Übung gar nicht erst durchführen und könne direkt damit aufhören (da haben die anderen Therapeuten aber schon anders mit mir geredet...!). Ich soll eigentlich 3 Mal 15 durchführen. Nach einmal 15 kam er zu mir, er wolle jetzt Pause machen, ich solle damit aufhören, es würde damit doch eh nichts bringen und er würde dann den Raum abschließen. Was blieb mir anderes übrig, dann habe ich damit also aufgehört... So kriege ich ganz bestimmt keine zusätzliche Kraft in den Beinen...

Danach hatte ich dann wieder meine heißgeliebte Heißluft, also die Infrarotbestrahlung. Das tut immer wieder super gut. Es ist zwar auch keine Dauerlösung, aber danach, von dieser herrlichen Tiefenwärme, war ich etwa eine halbe Stunde lang relativ locker und etwas schmerzfreier (zumindest im Vergleich zu den letzten Tagen), danach gingen die Schmerzen jedoch wieder so richtig los (in dieser halben Stunde eine Massage, das wäre es gewesen, es ist jedoch noch immer keine in Sicht).

Danach kam für mich dann die ganz große Überraschung, ich hatte eine "Audienz", nicht beim Papst (Grins), sondern beim Chefarzt höchstpersönlich (eine absolute Seltenheit, wie hier alle betonen). Er hatte vom Stationsarzt von meinem Zusammenbruch gehört und wollte wissen, was los war. Während dieses Gespräches wuchs meine Wut und mein Ärger immer mehr, so dass mir kurzzeitig (aus purer Wut) ein paar Tränen kamen. 

Auch er meinte (so wie der Stationsarzt), dass diese Klinik nicht auf chronische Schmerzpatienten spezialisiert sei. Ich gehöre hier gar nicht hin (ich fühlte mich wie im falschen Film!!). Welche Therapien ich alles schon hinter mir hätte (habe alles aufgezählt, über KG, Massagen, Spritzen, Tropfer, Taping, Akupunktur usw.). Dann meinte er, wenn das alles schon nicht hilft, dann könnte mir hier erst recht nicht geholfen werden (was mache ich hier überhaupt??). Dann sollte ich mich Ausziehen und er hat mich untersucht. Ob ich schon mal Ausfälle hätte, dass ein Körperteil völlig taub würde? Nein, immer nur Schmerzen. Das sei doch gut, solange ich Schmerzen hätte, wäre alles noch in Ordnung. Dann sollte ich im Raum etwas Auf und Ab laufen, dabei hat er etwas in ein Gerät diktiert. Ich hätte einen lockeren, völlig entspannten Gang. Dann habe ich ihn auf die "Knubbels" an meinen Beinen angesprochen, die bei manchen KG-Übungen sehr weh tun. Er drückte voll darauf, ich zuckte zusammen und schrie etwas auf. Er war total überrascht. Was ist das denn? Sie sind ja völlig verspannt. O man, Sie haben ja eine sehr gute Schonhaltung entwickelt, davon sieht man Ihnen beim Laufen gar nichts an... (Was blieb mir denn anderes übrig, ich muss damit ja schließlich irgendwie klarkommen.) Dann meinte er, ich solle so viele Medikamente wie möglich nehmen, um die Schmerzen zu betäuben. Solange meine Nierenwerte in Ordnung sind, wäre das doch kein Problem. Später könnte man wegen der Nebenwirkungen doch immer noch weitersehen. Nein, darauf bin ich nicht eingegangen. Dann meinte er, dass ich dann dringend zur Psychologin gehen solle. Als ich sagte, dass ich dort längst in Behandlung sei, war er ganz erstaunt. Wieso das denn? Ich sei hier zur orthopädischen Behandlung, um anschließend wieder schmerzfrei zu sein (was auch seiner Meinung nach ohne Medikamente völlig unmöglich sei), von einer psychologischen Betreuung für mich sei nie die Rede gewesen. (O Gott, ich will aus diesem Alptraum endlich wieder Aufwachen!!!) Als ich dann sagte, dass ich nächste Woche nach Hause fahre, da meinte er, er würde einer Verlängerung bei mir niemals zustimmen, ich solle meinen Platz für einen Menschen freimachen, der es wirklich nötig hat und dem auch schmerzmäßig noch geholfen werden kann. Ich sei hier völlig fehl am Platze...!! 

Als ich ihm sagte, dass ich zu Hause zwar auch Schmerzen habe, aber deutlich weniger als hier in den letzten beiden Wochen, da hat er gefragt, was zu Hause denn anders laufen würde. Ich habe ihm von den Massagen erzählt. Da hat er sofort völlig abgeblockt. Massagen haben überhaupt keine Wirkung, jedes Medikament würde intensiver, besser und länger wirken als eine Massage. Ich solle nur dringend lernen (wenn ich schon keine dauerhaften Medikamente nehmen will) mit diesen Schmerzen klarzukommen und mich deswegen in Psycho-Behandlung begeben (was ich ja eh schon gemacht habe!!). Sobald ich danach wieder in meinem Zimmer war, habe ich mir mein Handy geschnappt und habe in meinem Institut angerufen und mir dort für nächste Woche einen Massagetermin gesichert. Auch für Wassergymnastik habe ich mich direkt wieder eintragen lassen (die KG-Termine mache ich fest, sobald ich wieder zu Hause bin und mit dem regelmäßigen Schwimmen und etwas Aquajogging will ich dann auch beginnen). In diesem Moment ging eine totale Erleichterung durch meinen Körper. Endlich komme ich wieder dorthin, wo ich mich wohlfühle und weiß, dass mir so gut es geht geholfen wird. Auch wenn das alles keine Dauerlösungen sind (wie alle Ärzte betonen), das "Gesamtpaket" macht es. Ein bisschen von jedem, Massage, KG, Schwimmen, Wassergymnastik. Durch das "Gesamtpaket" habe ich immer und immer wieder eine zeitweise, deutliche Schmerzlinderung, besser als gar nichts und auch besser, als meine Nieren dauerhaft mit Nebenwirkungen zu schädigen!! Wenn ich es zeitweise mal gar nicht mehr aushalten kann, dann mal etwas zu nehmen, das ist ja o. k., aber ganz bestimmt nicht immer und dauerhaft unter "Drogen" zu stehen. Das käme für mich dann einer "Medikamentensucht" schon gleich und das will ich nicht. 

In der Schmerz-Gruppe haben wir auch ein interessantes "Spielchen" gemacht. Nach dem Motto "Denke nicht an ein rotes Nilpferd", eine Minute lang. Ich habe dabei z. B. an die Nachrichten gedacht, die ich zuvor im Fernsehen gesehen habe und habe intensiv an den Sprecher und das Hintergrundbild gedacht. Und an was hat keiner der Gruppe in dieser Minute gedacht? An die Schmerzen...!! Die hat jeder völlig verdrängt und sich auf die anderen Gedanken konzentriert. Und so ist es bei mir auch bei der Wassergymnastik. Ich spüre dabei zwar auch schon mal die Schmerzen, bin aber durch die Gruppe und dem Ablauf im großen und ganzen sehr gut von den Schmerzen abgelenkt. Auch wenn ich nicht alle Übungen perfekt kann, schon alleine durch diese Ablenkung tut es immer sehr gut. 

Morgen habe ich wieder Aquajogging und dann auch eine PC-Beratung (also Sitzen vor dem PC, wie muss der Bildschirm eingestellt werden, wie sollte die Tastatur liegen), das könnte für mich dann auch noch sehr interessant werden.

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