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Tagebuch PetraM
2018-10-04 02:45
04.11.2010 - Ende vom Reha-Tagebuch
Hallo zusammen,

GESCHAFFT!!! Ich bin endlich wieder zu Hause, die Reha ist Gott sei Dank vorbei. 

Letzte Nacht habe ich ganz schlecht geschlafen, völlig unruhig, bin einige Male wach geworden und war dann total durcheinander und orientierungslos, wo ich eigentlich bin (ich glaube, im Gedanken war ich schon zu Hause). Als dann mein Wecker ging und ich wach wurde, kamen mir direkt die Tränen geschossen. Ich habe nur gedacht, geschafft, die 3 Wochen sind um, du darfst endlich wieder nach Hause (die Tränen kamen mir dann den ganzen Tag über, immer und immer wieder, einfach so). 

Dann hatte ich erst mit meinen Koffern und Reisetaschen etwas Probleme. Ich habe ja eigentlich gestern Abend alles fertig gepackt, habe aber die „restlichen“ Sachen völlig vergessen, also den Jogging-Anzug mit T-Shirt, den ich gestern Abend anhatte, den Schlafanzug und die Waschsachen. Bis ich dann endgültig fertig war und alles komplett verstaut hatte, war es schon der absolut letzte Drücker (ich hatte ja ein Zeitlimit, bis wann ich den Schlüssel abgeben musste). 

Ich bin dann ins Schwesternzimmer gegangen, um die restlichen Formalitäten zu erledigen. Dort war die nette Schwester, die mich vor 3 Wochen auch sehr freundlich und lieb empfangen hatte und sich nach meinem Zusammenbruch immer mal wieder nett nach mir erkundigt hatte. In dem Moment kamen mir dann schon wieder die Tränen geschossen. Sie sagte mir übrigens auch, dass sie heute morgen Post aus Berlin bekommen hätte (ich nehme an, dass es gestern im Haus angekommen ist und heute morgen bei ihr auf der Station ankam). Berlin hat den Antrag auf Verlängerung offiziell abgelehnt, weil bei einer chronischen Erkrankung eine weitere Woche keinen großen Unterschied machen würde. Gut, dass ich mich auf die heutige Abreise eingestellt hatte, wenn nicht, dann hätte ich heute bei diesem Brief wahrscheinlich einen großen Schock bekommen.

Sie gab mir dann den vorläufigen Entlassungsbericht (der endgültige, ausführliche wird ja in etwa 2 Wochen bei meinem Arzt sein), den ich in Kürze bei meinem Hausarzt vorlegen soll (ich habe bereits morgen früh um 8 Uhr einen Termin bei ihm, soll jedoch etwas Zeit mitbringen, weil um diese Zeit auch die ganzen Blutabnahmen durchgeführt werden). Im Hinblick auf die Diagnosen hat sich die Stationsschwester für meine Therapie entschuldigt. Bei mir hätten die Schwerpunkte völlig anders gelegt werden müssen. Das Ziel der Reha wäre gewesen, mich möglichst schmerzfrei nach Hause zu schicken. Inzwischen sei dort aber allen bewusst, dass das ein großer Fehler war. Man kann die Schmerzen nicht völlig heilen, nur lindern und das ist bei meiner schwachen Muskulatur (obwohl ich ja fast immer Sport gemacht habe, leider nur nicht immer die richtigen Übungen) nicht eine Frage von Wochen, sondern von mehreren Jahren. Es wäre wesentlich sinnvoller gewesen, die Rückentherapie (also KG, Aquajogging und Nordic Walking) mehr im „Hintergrund“ laufen zu lassen und mich verstärkt in Psycho-Betreuung (Einzeln und Gruppen) zu stecken, damit ich die Zeit, bis die Linderung eintritt, seelisch gestärkt durchhalten kann. Dass das bei mir völlig in den Hintergrund getreten ist (und anfangs auch gar nicht eingeplant war...), das war ein sehr großer Fehler.

Als Diagnose ist jetzt angegeben:

1. Rezidivierende depressive Störung bei Rückenschmerzen und 

2. Myostatisch und degenerativ bedingtes Thorakolumbalsyndrom bei Skoliose.

Unter Erläuterungen steht dann noch, dass ich KG, Sport und Bewegungstherapie in Eigenregie fortführen soll (was ich eh geplant habe, dennoch will ich auch auf jeden Fall KG unter Anleitung weiterhin durchführen, zum einen für immer neue Ideen und zum anderen, falls bei mir bei einer Übung mal Fragen auftauchen, damit ich einen „Ansprechpartner“ habe, dafür sollte mich die entsprechende Physiotherapeutin natürlich ein bisschen kennen...), dann die Fortsetzung der ambulanten Psychotherapie (dazu werde ich mich nach einer neuen Psychotherapeutin, einer Psychologin erkundigen, ich muss im „Hier und Jetzt“ Leben und lernen, mit diesen Schmerzen aktuell im Alltag klar zu kommen, egal was früher in meiner Kindheit alles passiert ist, das hat mir ja auch so die Psychologin in der Reha empfohlen, meine jetzige Tiefenpsychotherapeutin wird mir im Moment nicht sehr viel weiterhelfen können) und dann soll noch eine „Abklärung der Instabilität LSÜ“ erfolgen, was sich dahinter verbirgt, das wird mir hoffentlich morgen mein Hausarzt erläutern können (im Internet bin ich nicht wirklich schlau daraus geworden, insbesondere was die Therapie angeht, dass es meine schwache Muskulatur betrifft, das ist mir schon klar).

Auf der Fahrt nach Hause (ich war am späten Nachmittag hier) und auch den ganzen Abend über kamen mir immer und immer wieder die Tränen. Es sind im Moment für mich so viele gemischte Gefühle. Zum einen bin ich froh, dass ich es endlich geschafft habe und die Reha hinter mir liegt, dass ich endlich wieder zu Hause bin. 

Ich sage mal so, die Reha an sich, das Programm, der Sport, die Schulungen (Rückenschule und Sitzverhalten usw.) waren eigentlich ganz gut, interessant und informativ, aber die Ärzte, die Orthopäden, haben es mit ihren Kommentaren mal wieder super geschafft, mich seelisch völlig runterzuziehen (sonst wäre es wahrscheinlich halb so wild gewesen). Die Kommentare (mit chronischen Dauerschmerzen haben wir hier nichts zu tun, wenn wir gewusst hätten, was sie bereits alles versucht haben, dann hätten wir Sie hier gar nicht aufgenommen) haben mich mächtig mitgenommen. Erst das „Versprechen“, wir helfen Ihnen und dann „Und Tschüß, wir können Ihnen doch nicht helfen“, dieses Auf und Ab der Gefühle, der Hoffnungen und der „Realität“, dass eine mögliche Linderung eine „Lebensaufgabe“ werden wird, im wahrsten Sinne des Wortes, das war zu viel für mich, das habe ich seelisch nicht verkraftet...!! 

Zum Sport bin ich heute natürlich nicht mehr gekommen. Ich bin so lange in der Wohnung Hin und Hergeflitzt, bis ich so gut wie alles ausgepackt hatte (ich will die Koffer schnellstmöglich in den Keller bringen), bis ich schließlich mal wieder ganz heftige Rückenschmerzen bekam, kaum noch Laufen konnte und mich unbedingt hinsetzen musste. Danach, mit diesen Schmerzen, konnte ich mich erst recht nicht mehr zum Sport aufraffen. Aber morgen will ich mir einen realistischen Plan machen, an den ich mich auf jeden Fall halten will. 

So, jetzt warte ich erstmal ab, was mein Arzt morgen bezüglich der weiteren Therapie sagen wird. 

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