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Tagebuch Necki
2005-12-27 20:26
Elf Minuten
Elf Minuten
Paulo Coelho

Maria, eine junge Frau aus dem brasiliansichen Hinterland, träumt von Abenteuern, fernen Ländern und von der großen Liebe. Momentan aber ist sie gezwungen, ihren Lebensunterhalt als Tänzerin und "Sexarbeiterin" in einem Nachtclub in Rio de Janeiro zu bestreiten. Sie tut es ohne Scham, denn schließlich ist ihr Herz nicht dabei, und sie hat sich geschworen, sich nicht zu verlieben. Doch dann trifft sie jemanden, der ihre Gefühle durcheinander bringt, weil er zu ihr in einer neuen, ungewohnten Sprache spricht - der Sprache der Seele ... "Coelho erzählt von den elementaren Erfahrungen, und die Leser erkennen sich darin wieder: mit ihren Schwächen und Ängsten ebenso wie mit ihren Sehnsüchten und Träumen."

Ein paar Auszüge aus dem Buch:

..."Er ist weit weggezogen" sagte einer.
Da lernte Maria, dass gewisse Dinge nicht nachholbar sondern auf ewig verloren sein können. Sie lernte auch, dass es einen Ort namens "Weit weg" gab, dass die Welt groß und ihr Städtchen klein war und dass die interessantesten Menschen am Ende immer weggingen. Sie wäre selbst gern weggezogen, aber sie war noch sehr jung; dennoch beschloss sie, dass sie eines Tages dem Jungen folgen und den vertrauten staubigen Straßen für immer den Rücken kehren würde.
An den neun folgenden Feiertagen ging sie zur Kommunion und betete zur Jungfrau Maria, sie bald hier herauszuholen.
Vergebens versuchte sie, eine Spur des Jungens zu finden, aber niemand wusste, wohin er mit seinen Eltern gezogen war. Und Maria kam zu dem Schluß, dass die Welt zu groß, die Liebe etwas Gefährliches und die Jungfrau Maria dort im Himmel zu weit weg wohnte, um die Bitten der Kinder zu hören.....

...Aus Marias Tagebuch am selben Abend (mit der Randbemerkung "ganz überzeugt bin ich nicht").
Ich habe herausgefunden, warum ein Mann für eine Frau bezahlt; Er will glücklich sein. Ich will auch glücklich sein, alle wollen wir glücklich sein, aber keiner ist es. Was habe ich zu verlieren, wenn ich beschließe, eine zeitlang...Es fällt schwer, es auch nur zu denken, geschweige denn zu schreiben...Also, noch mal: Was kann ich verlieren, wenn ich beschließe, eine Zeitlang zu einer Prostituierten zu werden?
Meine Ehre würde ich verlieren. Meine Würde. Meine Selbstachtung. Wenn ich es mir recht überlege, dann habe ich nie auch nur eines dieser drei Dinge besessen. Ich habe nicht darum gebeten, geboren zu werden, mir ist es nicht gelungen, den Richtigen in mich verliebt zu machen, immer wieder habe ich die falschen Entscheidungen getroffen - jetzt lasse ich einmal das Leben für mich entscheiden...

...Aber selbst wenn ich ihn bereits verloren hätte, so habe ich wenigstens einen glücklichen Tag in meinem Leben dazugewonnen. Und so, wie es um die Welt bestellt ist, grenzt ein glücklicher Tag schon an ein Wunder....

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2005-12-27 20:26