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Tagebuch Napo
2008-06-11 17:22
Lila Alltag
Neun Uhr morgens: Sitze im übervollen Bus auf dem Weg zur Uni mit zwei Kindergartenkindern aufm Schoß, die nen Tagesausflug machen. Ich nicke der Betreuerin, die sich erkundet "ob es so geht", freundlich zu und schmettere den kleinen Balg mit seinem Kumpel gedanklich durch die Frontscheibe. Der vollkommen überteuerte Cappuccino der nächstgelegenen Bäckereikette rettet mich durch die erste Stunde vom Seminar. Ich beteilige mich bewusst nicht an der Diskussion, obwohl ich ausnahmsweise mal dazu imstande gewesen wäre, über die platonischen ewigen Ideen, da sich jene Frage aus empiristischem Standpunkt für mich erübrigt. Wieder draußen. Hausarbeit von letztem Semester abholn: 2,7. Hm, okay.. könnte mit weniger leben.
Zweieinhalb Stunden bis zum Psychodoc. Setze mich auf ne Bank in der Fußgängerzone, während neben mir paar Studis Currywurst essen und dabei literweise Milch aus Tetrapacks saufen. Der Reggae-Jamaikaner mit seiner Gitarre bringt den Violinisten auf der anderen Straßenseite bei seiner phantasievollen Beethoven-Interpretation fast dazu seinen Bogen zu zerbeißen und den Rest von seinem Instrument auf dem Dreadlockschädel zu zertrümmern. "Let's get together and feel alright!"
Sollte Seminarprotokoll schreiben, hab aber mehr Bock auf DVD-Schoppingtour.
[X] bought: Königreich der Himmel
[X] bought: Number 23
[ ] bought: Jackie Brown
[ ] bought: Departed
Die süßen, kleinen Kaninchen im Schaufenster der Zoohandlung scheinen mittlerweile schon ausgewachsen. Junge hysterische Frauen bleiben trotzdem noch stehen und schwärmen, während sie ihren männlichen Begleitern über die Reflexion im Schaufenster beim Augen rollen zu sehen. Der Gesichtsausdruck der Kassiererin, nicht sonderlich erfreut, sehnt sich dem Feierabend entgegen.
Um jeglicher Belästigung von Bürokratieterroristen, die einem versuchen irgendein Zeitschriftabo anzudrehn, am Eingang des Supermarktes zu widerstehen, tue ich so als hätte ich einen Genickkrampf in deren Blickrichtung. Erfolglos. "Wollen sie eine xYz. Ist auch kostenlos." Meine Hand bewegt sich in Richtung Zeitschrift, während die junge Dame unauffällig einige Schritte nach hinten macht, so dass ich mich kurz darauf an ihrem Informationsstand wiederfinde. "Die nächsten beiden sind auch kostenlos, sie müssen nur das Formular ausfüllen." Jederzeit schriftlich kündbar, nach Vorlage des bewilligten und notariell beglaubigten Kündigungs- und Kündigungsbestätigungsformular, dem schriftlichen Ersuch einer Audienz beim Generaldirektor, inklusive 30-minütiges Vorsprechen und Vortrag der Kündigungsgründe, montags 6 bis 7:30 in einem Schaltjahr, wenn der westliche Schattenausschlag der Cheops-Pyramide exakt parallel zum Median verläuft oder durch frühzeitiges Ableben. Viel besser gefallen mir die krawattentragenden Vertreter eines beliebigen Mobilfunk- oder Internetprovider vor jedem handelsüblichen Elektrogeschäft. So unauffällig, wie der Kerl am Wettschalter, der eben noch das Favoritenrennpferd mit 2 Kilo Marijuana gefüttert hat, stecken einem besagte Zeitgenossen ihren Flyer zu, mit den unausgesprochenen Worten, man solle ihn doch hinter der nächsten Ecke auf den Boden zu den anderen schmeißen. Leidenschaftlose Verkaufsstrategien. "Xy baut um!" (mal wieder, das dritte mal dieses Jahr) "ALLES MUSS RAUS!!". Stehe ca. ne Minute mit einem Grinsen vor zwei sich unterhaltenden Mitarbeiterinnen eines Kaufhauses um den Ort des Campingbedarfs zu erfragen. Naja. Kaufhaus Xy auf vier Etagen, alles muss raus, nur nen Zelt haben sie nicht, "aber Schlafsäcke sind im dritten Stock." Thx!

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