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Tagebuch Napo
2008-08-09 05:38
Über Beziehungen
Wenn jemand ein rot markiertes Sandkorn aus einem Hubschrauber in mehreren hundert Metern Höhe über der Sahara abwirft und die Wüste anschließend mit gleichzeitig tausend Wirbelstürmen durchzieht, dem würde die Suche nach dem Sandkorn vermutlich leichter fallen, als einem Rationalisten die Erörterung der mehr oder weniger rationalen Bindung zwischen zwei Geschlechtern, von der die Menschheit unerschütterlich und seit Anbeginn ihrer Zeit gebrauch macht. Wer wäre ein Einzelner, seinen Ausführungen über das besagte Thema zugute, Allgemeingültigkeit zu beanspruchen? Vermutlich nicht mehr, als die Person, die versucht einem Tsunami mit einem Streichholz entgegen zu wirken und sich obendrein davon Erfolg verspricht. Den Interaktionen zwischen den ursprünglichen - menschlichen - Oportunitäten, genannt Mann und Frau, scheint, wer auch immer sie geschaffen hat, jener mit einem schadenfreudigen Humor und einer experimentellen Offenheit begegnet zu sein. Und so sehr ich es, aufgrund der erwarteten Erfolgslosikeit, nicht möchte, versuche ich dem Thema irgendetwas Rationales ab zu gewinnen.

Die Ausprägungen der unzähligen der Variablen, die es hier zu berücksichtigen gilt, könnten in ihrer Gesamtheit nicht zufälliger gewählt worden sein. Der scheinbar einzig feststehenden Variable - dem Geschlecht - können in Zeiten der bi- und homosexuellen Zusammenkünfte keine allgemeingültigen Interpenetrationen zugesprochen werden. Mehr noch: die Variable des Geschlechts ist nicht immer genau bestimmbar. Auf die Vielfalt an verschiedenen Geschmäckern, Vorlieben, Emotionen, Eigenschaften, psychologischen Beschaffenheiten, Rekrutierungskriterien, etc. und der daraus entstehendenden sogenannten "Beziehungsproblemen" erscheint es an dieser Stelle sinnlos einzugehen.

Nicht zuletzt ist gerade das, was die Menschen so gerne als Liebe bezeichnen, gespickt mit unzähligen Paradoxien: Fluch und Segen, Schmerz und Wohlbefinden, Selbstentfaltung und Kompromiss, Entspannung und Stress, Einheit und Zweisamkeit, Freude und Leid, Eifersucht und Vertrauen, Offen- und Verschwiegenheit, etc. Den Menschen bleibt scheinbar nichts mehr anderes übrig, als Versicherungen - e.g. Ehevertrag - über das hochheiligste Versprechen vor dem Herrn "Willst du ihn/sie halten und ehren, von jetzt an, bis an dein Lebensende?" abzuschließen. Versicherungen über materielle Dinge, als wäre es mit der freien Marktwirtschaft vergleichbar. Die Liebe, ein so mächtiges Wort, wird instrumentalisiert, wird materialisiert, weil die Menschen merken, dass sie keine Kontrolle darüber haben. Es liegt in der Natur des Menschen alles kontrollieren zu wollen. Ungehindert der Tatsache, dass ihre Kontrolle dem Worte in seinem ursprünglich gemeinten Sinne sämtlicher Tragweite beraubt. Liebe: sie wird versprochen, weil es so Brauch ist. Die Verwendung des Wortes wird alltäglich. Zuerst schwindet seine Einzigartigkeit, dann seine Ernsthaftigkeit, zwei Eigenschaften, von denen man dachte, sie würden das Fundament einer jeden Beziehung darstellen.

Der Weisheit letzter Schluss sind Fausregeln. Jede Franktion gibt sie ihren Schützlingen mit auf den Weg: "Alle Männer sind Arschlöcher!" oder "Versuche nie eine Frau zu verstehen!". Kann das wirklich alles sein? An Sensibilität mangelder Arschlöcher mit Unverständnis für das schwache Geschlecht? Hat die Menschheit in der Art und Weise mehrere Jahrtausende überdauert? Anscheinend! Lieben muss ein scheiß Beruf sein, wenn man jedwede Art von Rationalität zugrunde legt. Nicht zufriedenstellend. "Was die Welt im innersten zusammen hält" vermochte auch Goethe nach lebenslangen Recherchen nicht zu sagen. Allerdings verwarf 'Faust' schlussendlich jede Art von Rationalität der Liebe wegen. Was die Neurologen wollen, ist das Gefühl der Liebe rational zu machen. Ob das der Menschheit zugute kommt, ist eine andere Frage.

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