Weihnachten
Es ist Weihnachten. Gestern bin ich noch in einer dicken Nebelsuppe von Ulm nach Regensburg gefahren, der Xenon-Scheinwerfer meines BMW sei dank dass dies ziemlich zügig ging.
Abends dann Essen mit meiner Family (Schwester, Oma, Großcousine, ihr Ehemann und natürlich meine Eltern). Es war so ruhig, wie es in meinem Leben schon lange nicht mehr war. Ich bin zurückgekehrt an den Ort, an den ich aufgewachsen bin, an den Ort, wo ich die schönsten Weihnachtsfeste verbracht habe.
Um 22:00 Uhr dann der obligatorische Gang in die Christmette.
Ich betrat die Kirche und stellte mich ganz hinten hin. Es füllte sich nach und nach. Ich bin ein gläubiger Mensch und wenn es mir die Zeit erlaubt, gehe ich auch unterm Jahr in die Kirche.
Meinen Heimatort habe ich vor ein paar Jahren verlassen und jetzt ist es eine wunderbare Rückkehr. Menschen betreten die Kirche, einige erkennen mich und grüßen mich, wünschen mir frohe Weihnachten, andere scheinen mich nicht zu erkennen oder wollen mich nicht erkennen…
Ein Blick von hinten über die gesamte Kirche lässt Erinnerungen wach werden, während das Streicherquartett zusammen mit der Orgel und dem Kirchenchor den Gottesdienst umrahmt. Hier war ich fast zehn Jahre lang Messdiener, hier fühle ich mich auf heimischem Territorium.
Die Menschen, die am schlimmsten über Gott geschimpft haben sitzen in den vordersten Bänken. Genauso wie jene die den meisten Dreck am Stecken haben und jene, für die es gilt gesehen zu werden um ja nicht in einen dörflichen Verruf á la „Hast du gehört, die war an Heilig Abend nicht in der Kirche“, zu geraten.
Ein bisschen ist das also schon eine Farce. Nur ganz wenige, unauffällige Menschen, an den äußeren Flügeln der Bänke knien und beten andächtig. Es ist ihnen anzusehen, mit welcher Ruhe und welcher inneren Ausgeglichenheit sie den Worten von Pfarrer B. lauschen.
Ich kann mich an keinen Anderen Pfarrer erinnern. Hochwürden kam 1975 in diesen Ort und ist dort bis heute. Heute ist er 65 Jahre alt, seine stimme ist dünn und kratzig geworden doch er hält durch, bis die Bistmusverwaltung in Regensburg einen Nachfolger schickt.
Es ist eine kleine Reise in die Vergangenheit… Diese Gesichter, die Menschen… Viele von ihnen habe ich seit Jahren nicht gesehen. Am meisten erstaunen mich aber jene, welche sich über diese Zeit kein Stück verändert haben, sondern so geblieben sind, wie sie waren… .

Meinen Lesern wünsche ich frohe und besinnliche Weihnachten.