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Tagebuch MrDeeds
2007-01-04 21:45
Einst mit dem Herrn Kardinal
... "Liebe heißt in der Tat, von etwas abhängig sein, was mir vielleicht entzogen werden kann, und bringt daher ein ungeheures Leidensrisiko in mein Leben herein. Von daher kommt dann die ausgesprochene oder unausgesprochene Verweigerung: Lieber will ich, bevor ich dieses Risiko ständig trage, bevor ich in meiner Selbstbestimmung begrenzt werde, bevor ich von mir Unverfügbarem abhänge und damit plötzlich ins Nichts stürzen kann, keine Liebe. Während der Entscheid, der von Christus ausgeht, ein anderer ist: Ja zur Liebe, denn sie allein, gerade mit ihrem Leidensrisiko und mit ihrem Risiko des Selbstverlustes, bringt den Menschen zu sich selbst und macht ihn zu dem, was er sein soll... ."–
Josef Kardinal Ratzinger (Benedictus PP. XVI.)
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Es war im Januar 2005, das Ende von Papst Johannes Paul II. neigte sich dem Ende zu und so zog es alle Journalisten der Welt langsam in die Ewige Stadt, nach Rom.
Ich brauchte einen Vorwand und so schrieb ich an das Büro der Glaubenskongrgation, bat dort um ein Interview mit einem Mitarbeiter, es sollte um die Grundsätze des Glaubens in der heutigen Zeit gehen.
Nach einer Woche bekam ich schließlich eine E-Mail (man glaube es kaum … Eine E-MAIL) mit folgendem Inhalt:

„…Gerne würde ich mich mit Ihnen darüber unterhalten, am 22. Januar 2005 um 15:00 Uhr in der ‚Bavaria’ [es folgte die Adresse]. Es freut mich, dass Sie als Deutscher einen solchen Artikel verfassen wollen. Ich bitte um Antwort.
Gesegnete Grüße, Joseph Kardinal Ratzinger (Vorsitzender der Glaubenskongregation)“

Ich konnte es kaum glauben! Der Mann, unter dem ich schon als Messdiener (wenn er denn in Regensburg war) tätig war, wollte sich mit mir, einem einfachen Journalisten, über Glaubensgrundsätze unterhalten.
Also flog ich am Tag vorher nach Rom und bereitete mich auf dieses Treffen vor. Da ich Ratzinger kannte wusste ich, dass er ein absolut unkomplizierter Mensch war. Die Frage, die mich beschäftigte war allerdings, ob er mich nach ca. fünf Jahren wieder erkennen würde.
Ich habe mir vor dieser Reise noch ein paar Bücher besorgt um etwas über seine Ansichten zu erfahren.
Am nächsten Tag ging ich zu diesem Treffen in der Bayerischen Kneipe mitten in Rom. Ich betrat den Laden und hinten im Eck saß ein Mann, er trug ein schwarzes Hemd und es stand ein Weißbier vor ihm.
Ich holte tief Luft und trat dem „Großinquisitor“ entgegen.
Ratzinger huschte ein Lächeln übers Gesicht, er stand auf begrüßte mich per sanften Handschlag und fragte ob er mich auf ein Weißbier einladen dürfte. Ich sagte nicht nein.
„Ich kenne Sie irgendwoher junger Mann, helfen Sie mir nach…!“, sprach er, während er mein Gesicht musterte.
Natürlich beschrieb ich ihm woher er mich kannte und er meinte mit scharfem Blick:
„Ich erinnere mich! Sie waren der junge Mann, der mich einmal fragte, wer denn den Satz ‚Cognito Ergo Sum’ erfunden hat“, fügte er hinzu und lachte herzlich.
Da war ich tatsächlich in der fünften Klasse … .
Die ersten Fragen stellte er … Wie es denn in Regensburg zurzeit sei… Er plane im Sommer dort hinzufahren. Was wir beide zu diesem Zeitpunkt nicht wussten war, dass er zwar im Sommer nach Deutschland kommen würde, aber nicht als Joseph Ratzinger nach Regensburg, sondern als Papst Benedikt XVI. nach Köln zum Weltjugendtag.
Irgendwann kam ich gezielt auf das Thema „Liebe“ zu sprechen.
Dieser Mensch war kein Stück nervös. Ganz im Gegenteil, er Antwortete mit einem Satz, den man auch in dem oben beschriebenen Zitat findet:
„Der Entscheid, der von Christus ausgeht, ist ein anderer: Ja zur Liebe, denn sie allein, gerade mit ihrem Leidensrisiko und mit ihrem Risiko des Selbstverlustes, bringt den Menschen zu sich selbst und macht ihn zu dem, was er sein soll.“
Da fragte ich mich das erste Mal im Leben, ob dieser Mann jemals eine Frau geliebt hat!
Gestern fand ich diesen ganzen Absatz im Diary eines Bloggers und da kam die Erinnerung an dieses Treffen wieder hoch.
Das ist der Beweis den ich lange gesucht habe!
Liebe und Abgrund stehen näher beieinander als Liebe und Hass… .
Und würde ich heute Benedikt XVI. treffen, würde ich ihn fragen, ob das stimmt … Das mit der Liebe, dem Abgrund und dem Hass.
Ich würde ihn fragen, als ein verliebter Mensch, verliebt in eine Frau, die mich zum emotionalen Abgrund getrieben hat….

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Kommentare


unbekannt
10:45 08.01.2007
Finde ich auch...und danke noch für deinen lieben Kommentar!!!

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unbekannt
08:39 08.01.2007
Ein schöner Text....

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2007-01-04 21:45