Arrivederci Maestro!
"Merken Sie ihn sich gut, so eine Stimme sehen Sie nur alle 100 Jahre", sagte Herbert von Karajan einst, nachdem er ihn hat singen sehen.

Man kann uns jungen Menschen viel vorwerfen und einer der Vorwürfe ist, wir würden uns nicht für klassische Musik interessieren. Hab ich vor etwa einem Jahrzehnt auch nicht, bis ich eines Tages auf einem Konzert war. Oma hat mich mitgeschleift und dafür danke ich ihr von ganzem Herzen. Es war hier, in Warschau.
Da betrat dieser große, dicke Mann die Bühne und alles jubelte. Dann begann er zu singen (er sang CARUSO, das weiß ich als wäre es gestern gewesen) und ich bekam eine Gänsehaut, die mich bis in den heutigen Tag verfolgen sollte.
Ich stand heute morgen um kurz nach 07:00 Uhr auf und begab mich ins Restaurant des Hotels zum Frühstücken. Sie spielten dort für gewöhnlich Jazz, doch heute morgen druchdrang CARUSO meine Ohren und diese Gänsehaut war wieder da.
Ich setzte mich an meinen Platz und ließ mir Kaffee eingießen. Plötzlich setzte sich zu der netten, alten Dame am Nachbartisch eine weitere und sagte: "Hast du es schon gehört, der Maestro ist tot!"
Es durchfuhr mich einen Moment, ich blickte zu der alten Frau hinüber und fragte: "Pavarotti?".
Sie nickte nur betroffen.
Schon eigenartig, denn für Menschen in meinem Alter war es halt "nur" Pavarotti. Für mich (als absolut musikalischen Menschen) war er nicht nur eine Ikone der Musik, sondern auch ein Kämpfer. Vom Bäckerssohn in der schweren Nachkriegszeit zu eine der größten Stimmen des vergangenen Jahrhunderts.
Und auch wenn es kitschig klingt, dieser regnerische Tag passt zu diesem Ereignis. Meine Oma meinte am Telefon "71 Jahre ist doch kein Alter bei der heutigen Medizin" und ich konnte auch nur bejahen, das, hätte er diesen Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht bekommen, er weitergesungen hätte.
Eine weitere Erinnerung die ich mit Luciano Pavarotti verbinde ist mein erster Besuch in Rom.
Wir saßen mit einer Freundin in einem Café und im Radio spielten sie "Volare" in seiner Ausführung. Da waren wir uns einig, wir kommen wieder... .
Mit den Spicegirls sang er VIVA FOREVER (Io ci carò), also "Ich werde sein" und das wird er sicherlich.
Er wird sein in den Geschichtsbüchern der Musik als eine der besten und unvergesslichsten Stimmen der Welt. Und als er damals im Duett mit Frank Sinatra "My Way" schmetterte, da hat er sich zu Lebzeiten sein Denkmal gesetzt.
Und wer weiß, vielleicht singen sie jetzt wieder zusammen... Da oben, mit Enrico Caruso, Maria Callas und all den anderen großen Stimmen.
Ich nehme einen letzten Zug an meiner Zigarette, blicke auf den Regen, ziehe meinen Hut und sage:
Arrivederci Maestro! Mille Gracie ... .