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Tagebuch monalila
2012-05-23 18:18
Erschüttert.

Erschüttert war ich heute, als ich in der Oberstufe eine Kurzgeschichte mit dem Titel "My son the fanatic" bearbeitete. In Gruppenarbeit sollte die Geschichte analysiert werden, die wir zuvor inhaltlich geklärt hatten.

(Es geht um einen in England lebenden indischen Vater, dessen Sohn mit 21 plötzlich radikal islamische Parolen schwingt, seinem Vater vorwirft, dass er Schweinefleisch und Alkohol zu sich nimmt und alle 'Westerners' (d.h. Juden und Christen) als Heuchler, Homos, Ehebrecher und Huren bezeichnet, die ausgerottet werden müssen.

Ich ging von Gruppe zu Gruppe und bekam plötzlich mit, dass eine Mädchengruppe den Sinn der Geschichte darin sah, dass der Vater zum Glauben bekehrt werden müsse. Sie konnten in dem Sohn keinen Fanatiker erkennen, denn diese Parolen würden sie alltäglich in der Schule und auch sonst überall hören. Es waren übrigens zwei katholische Mädchen und eine (moderne) Muslima. Ich war wirklich geschockt und hab sie dann komplett von ihrer eigentlichen Aufgabe abgehalten - stattdessen habe ich (hoffentlich) mit ihnen geklärt, dass solche Sprüche IMMER in Richtung Fanatiker und Extremismus gehen und dass man sich so was nicht bieten lassen darf. Du liebe Güte. Dass man so etwas als komplett normal empfindet, sagt ja viel aus über die Umwelt in der diese Jugendlichen groß werden.

Dass der Islam grundlegend friedlich ist, jegliche Gewalt verbietet und die Unterdrückung von Frauen verbietet, wird von den vielen Unwissenden, die m.E. absichtlich unwissend gehalten werden von ihren fundamentalistischen Hodschas (die selbst auch unwissend gehalten werden, indem sie nur für 4 Jahre in Deutschland arbeiten dürfen, damit sie sich ja nicht integrieren oder gar an die Verhältnisse hier gewöhnen).

Seufz. Solange Toleranz und Integration nicht auf allen Seiten ein Ziel ist, KANN ein echtes Miteinander nicht funktionieren. Und es scheitert mal wieder an Bildung. Verflixt.

Kommentare

12:13 27.05.2012
o wow, das finde ich ja klasse, dass du das mal angesprochen hast.
das mit dem stift ist natürlich auch nur eine beschwichtigung, den DAVON steht soweit ich weiss nun wirklich nichts zitierbares geschrieben und bei dem thema kann der mann das auslegen wie es möchte.
es gibt ja noch wirklich viele bespiele für die offensichtliche frauenunterdrückung im islam und das wirklich schlimme ist, dass es eigentlich kaum jemand sehen will oder sieht.
und wenn verschwindet das unter dem kulturen- und religionsfreiheitsargument.
ich bin wirklich kein experte auf dem gebiet, mir ist das nur mal so aufgefallen und dann in der folge, dass man da keine befriedigenden antworten erhält, zur not (wenn die fragen sich nicht abspeisen lassen) wird halt gar nicht geantwortet oder so. wirklich schlimm finde ich, dass durch verbreitung über die medien dieser misstand negiert wird. dann sollen sie sich doch dazu bekennen und gut ist.
es gibt sicherlich bei anderen religionen - gerade was frauenspezifische themen betrifft - ebenfalls ungleichbehandlung, ich finde halt, das sollte man immer ansprechen, nur dann kann sich da auch irgendwann etwas ändern. das christentum kommt da recht langsam in die pötte aber immerhin bewegt sich da überhaupt was.
das frauenbild des islam baut aber immernoch auf der reinen, braven frau auf, die ihrem mann gehorcht usw. das ist doch echt total übel und je mehr muslimas das so sehen könnten um so besser
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13:43 26.05.2012
Habe das Thema am Freitag im ganzen Kurs nochmals aufgegriffen. Ein junger Mann, der mir ohnehin höchst verdächtig macho ist (muslimisch, aber nicht Türke.. keine Ahnung, woher - ich frag da meist nicht nach)hat da so ein paar 'Belehrungen' von sich gegeben, die den Kurs ziemlich aufgeweckt haben. ZB dass der Mann seine Frau 'symbolisch' (mit einem Stift oder Strohhalm) schlagen darf, wenn sie etwas falsch macht. Hui, da wurden die Damen aber hellwach und die deutschen Jungs lachten sich kaputt bei der Idee, dass sie ihre Freundinnen so behandeln könnten (immerhin!). Witzig war, wie er sich aus der Affaire herausreden wollte, als ich ihn auf sein kurz zuvor laut verkündetetes Gebot der Gleichberechtigung der Geschlechter im Islam ansprach. Ob die Frau den Mann auch symbolisch züchtigen dürfe... öh... ach... das ist ja nur der Ausnahmefall, wenn die Frau wirklich was falsch macht... öh... ach... keine Ahnung... Zum Glück musste ich selbst das nicht 'aufdecken', denn er wurde von den selbstbewussten Mädels im Kurs glatterdings ausgelacht.

Ich sollte mir demnächst überlegen, wo ich mein Auto parke... oder lieber einen Ganz zurückschalten... *grins* (dass ich sowas überhaupt denke, stimmt mich schon bedenklich)
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10:50 24.05.2012
ich sehe meine ansichten auch immer als veränderlich an, man kann ja nicht alles wissen. mich würde z.b. interessieren, wie diese frauen argumentiert haben.
ich hab ja verschiedentlich versucht von muslimas, die das schliesslich wissen müssen antworten zu bekommen aber ich bin zu dem schluss gekommen, dass die das nicht hinterfragen, vielleicht auch nicht dürfen, vielleicht auch angst davor haben, weil dann ein innerer konflikt mit dem eigenen selbstbild entstehen würde.
diesen umkehrschluss z.b., die frauen würden so geschützt werden ist eine perverse argumentation, mit der kann man jegliche grausamkeit (egal was, schlagen, misshandeln, einfach alles) legitimieren. wer sich von sowas verblenden lässt, will das meiner meinung nach auch.
ich denke, es wäre wahnsinnig schwer in dieses thema auch nur sowas ähnliches wie gleichberechtigung zu bringen, das ist schon klar. das heisst aber nicht, dass man missstände nicht auch so benennen sollte, ich denke, man muss das sogar.
zum thema kopftuch nochmal so als argument. wärst du gläubig und solltest die schriften interpretieren, würdest du auch nicht denken, frau soll ihr dekoltee und die arme verhüllen, die haare aber nicht. das ist doch blödsinn wenn man sich mal überlegt, was der ursprung und sinn dieses bekleidungsverbotes ist und de facto wird das so auch auch nicht praktiziert. du kannst ja mal mit deinen schülerinnen drüber reden aber mich würde echt wundern, wenn da schlüssige argumente kommen würden
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10:09 24.05.2012
Danke für die links.
Ich werde mir das ansehen.
Meine ursprünglichen Ideen über Frauen mit Kopftuch waren auch so wie die deinen. In Gesprächen mit wirklich gebildeten Kopftuchträgerinnen habe ich meine Meinung geändert.
Es kann aber natürlich sein, dass diese Frauen genau wissen, was man für Vorwürfe hat und es gelernt haben, diese mit 'beschwichtigenden Floskeln' zu beantworten.

Ich werde das weiterhin versuchen zu verstehen - der Kopf ist ja bekanntlich rund, damit das Denken auch mal die Richtung ändern kann. Meine Meinung zum Thema ist somit durchaus nicht endgültig...

Hier ein Link, der mir hilfreich erschien: http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/konfliktstoff-kopftuch/63289/einstieg-in-die-debatte
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09:53 24.05.2012
naja das ist auch nur ein beispiel von vielen. mir ist religion eigentlich relativ egal, ich hab mich irgendwann mal interessehalber ein bisschen belesen, was frau und islam betrifft.
du schreibst ja, der wäre nicht frauen unterdrückend, das halte ich echt für einen witz.

zur kopftuchsache: klar kann man speziell im religiösen bereich viel interpretieren, aber das haar als körperschmuck zu klassifizieren ist ja nun keine exotische sichtweise, sagen wir ja auch hier kopfschmuck zum haar. das soll halt bedeckt werden, insofern steht das auch so im koran, man müsste das wort körperschmuck sonst schon sehr freizügig interpretieren. die begründung brauch man auch nicht exotisch zu deuten, frauen verführen die männer und deswegen müssen SIE sich verhüllen anstatt dass die männer ihre gedanken und libido selbstverantwortlich steuern.
es gibt noch massig beispiele, fällt ein männlicher zeuge aus, kann er durch 2 (!!) frauen ersetzt werden, weil die können sich ja eher mal irren und natürlich darf als dritte stufe (wie gnädig) der maßregelung der mann seine frau schlagen, frauenverachtender geht`s ja wohl kaum.
es gibt noch mehr beispiele, ne seriöse quelle halte ich z.b. für
http://www.islamisches-zentrum-muenchen.de/html/islam_-_frau_und_familie.html#13 wenn du das mal durchliest, da bekommt man unter dem emanzipatorischen aspekt ja direkt das kalte kotzen.
und wenn man sich durch beschwichtigende formulierungen nicht täuschen lässt noch mehr
also überleg dir das vielleicht nochmal, ob du wirklich der meinung bist, der islam würde die unterdrückung der frau verbieten.
ich hab übrigens im net öfter mal versucht, von muslimas antworten zum thema zu bekommen, weisst du was da kommt? nichts mehr, sobald man sich nicht mit substanzlosen floskeln abspeisen lässt
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08:36 24.05.2012
KäptnHook, ich habe keine Ahnung, wo du liest, dass ich die Kleiderordnung und die Begründung in Ordnung finde. Schon diese 'Begründungen' sind Interpretationen fundamentalistischer Art!
Im Koran steht nämlich nichts von Kopftuchpflicht - die Frauen sollen sich lediglich 'keusch' bekleiden. Aber, was 'keusch' ist, ist eine Frage der Interpretation. (auch dies ein ständiger Diskussionspunkt für mich - irgendwann wird man mich dafür verhauen...)
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23:02 23.05.2012
also alleine die vorschrift der kleiderordnung für frauen und vor allem die begründung dazu ist absolut frauenunterdrückend, ich versteh nicht, wie du denken kannst, das wäre nicht so.
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22:13 23.05.2012
Puh, da wäre ich auch geschockt. Die Short Story haben wir damals auch im LK gemacht und wir waren eigentlich alle erschüttert angesichts dieses darin beschriebenen Fanatismus.
Ich kann nachvollziehen, dass du geschockt warst, und stimme dir darin zu, dass Toleranz und Integration wichtig sind. Wichtig ist aber m.E. auch, dass Vorurteile abgebaut werden - auf allen Seiten. Gewisse Gruppen sind doch direkt - und meist wegen ihrer extremen Vertreter - stigmatisiert und werden in eine Schublade geschoben. Es ist kein Wunder, dass es so viel Intoleranz und Ausgrenzung gibt, eben weil da kein Verstehen ist.
Traurig.
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2012-05-23 18:18