Dekonstruktion – eine Einführung
Fünf Monate und fünf Tage bin ich jetzt single und das ist eine seltsame Sache für mich, denn ich hatte die wahre große Liebe gefunden als ich 20 Jahre alt war und in der Naivität, die das Leben bietet, wenn man glücklich ist, habe ich fest geglaubt, dass das auch für immer halten wird. Es hielt so ziemlich genau neun Jahre (neun Tage vor dem Jahrestag), bis er mich wegen einer anderen verlassen hat.
Das Leben hat sich für mich durchaus zum Besseren gewendet. Man merkt es nicht, während man drin steckt, aber mit jemandem zu leben, der einen nicht mehr liebt, ist anstrengend und macht unglücklich. Jetzt bin ich von Menschen umgeben, die mich mögen, die nicht alles kritisieren, was ich mache oder sage oder bin.
Ich habe eine WG gegründet in einer wunderbaren Wohnung, die mein ganzer Stolz ist: groß, hell, altbau mit hohen Decken und zwei Balkonen.
Auch beruflich hat sich in den letzten Monaten alles zum Guten gewendet. Ich promoviere und habe ein Stipendium bekommen, mache also genau das, was ich immer schon wollte: lesen, forschen und schreiben.
Und doch werde ich gelegentlich traurig, weil ich all das doch mit dem Einen teilen wollte. Dann rede ich mir natürlich ein, dass alles sinnlos ist, ohne die Liebe... Mein Problem ist der Mythos, der unsere Beziehung immer umgeben hat: in unserem Freundeskreis waren wir das perfekte Paar. Wir haben uns wunderbar verstanden, viel Spaß gehabt, waren sehr verbunden und haben es trotzdem geschafft unsere eigene Persönlichkeit zu entfalten. Wir haben uns wirklich geliebt und trotzdem ist es vorbei gegangen... ein halbes Jahr, nachdem er wegen des Jobs weggezogen ist und drei Monate bevor ich zu ihm ziehen wollte.
...wenn man die große Liebe gefunden hat, den Menschen, mit dem man sein Leben verbringen will, wie wahrscheinlich ist es schon, dass einem so etwas noch einmal passiert?
Ich kann nur sagen, dass ich kaum verdaut habe, dass das Leben nicht doch wieder „wie früher“ wird, dass alles anders bleibt.