Willkommen auf Tagtt!
Friday, 29. March 2024
Tagebücher » modra » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch modra
2007-07-05 22:45
Das alleine sein
Ich hatte schon immer Probleme mit dem alleine sein. Und damit meine ich nicht, das stundenweise allein sein, obwohl das auch manchmal ein Problem sein kann. Es ist das existentielle allein in der Welt sein, dass mich wahnsinnig macht. Das ist auch mein aktuelles Problem, weil es einfach immer mein Problem ist.
Als ich klein war, hatte ich immer Angst, wenn meine Eltern ausgehen wollten, weil ich fürchtete, dass sie nie zurückkommen würden. Ich hatte als Kind immer diesen Albtraum, dass meine ganze Familie und alle Menschen, die mir wichtig sind in einen Heißluftballon steigen, nur ich nicht, ich bleibe auf dem Boden und dann stürzt der Ballon ab, und ich bin ganz alleine auf der Welt.
Als ich für 18 Monate ins Ausland ging, in ein fremdes Land, dessen Sprache ich nicht konnte, da war ich aufs Übelste mit dieser Angst konfrontiert. Ich kannte nur drei Leute in der kleinen Stadt, kam jeden Tag von der Arbeit nach Hause und es gab nichts und niemanden. Ich habe nicht mehr aufgehört zu heulen, bis es irgendwann doch aufgehört hat und ich bin mit der Situation zurecht gekommen. Aber noch immer überfällt mich Panik, wenn ich zum Beispiel alleine auf Archivreise gehe und nach der Arbeit in mein Hotelzimmer komme. Dann muss ich der Stille entfliehen.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich meinen Ex nicht verlassen habe, obwohl ich hätte spüren müssen, dass ich nur noch auf den Scherben weitergehe... Natürlich gibt es viele Gründe warum ich nicht Schluss gemacht habe, aber das war sicher einer davon.
Und jetzt... jetzt ist nicht zu leugnen, dass ich alleine bin. Nicht so, wie damals im Ausland. Alleine in meinem Leben, ohne den Einen, der es mit mir teilt. Aus Angst vor der Stille, davor nicht zu existieren, wenn niemand merkt, dass ich existierst, habe ich mich ins Partyleben gestürzt, war immer unterwegs, immer verabredet. Und war ich mal nicht verabredet, schob ich Panik, hängte mich vor die Glotze, die einem das schöne Gefühl gibt, nicht alleine zu sein.

Wie kann ich diese Angst, diese Panik nur überwinden?
Häufig ist die einfachste Lösung, nicht darüber nachzudenken, weil das Leben auch ohne das Nachdenken weitergeht, meistens sogar unbeschwerter.

Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht in einer depressiven Stimmung. Im Gegenteil habe ich heute einen schönen Tag verbracht, habe nett mit Zuckerschnecke gechattet, meine Schwester besucht und ein bisschen in der Zeit gelesen. Ich lasse nur die Gedanken baumeln und würde gerne eure Antworten oder Erfahrungen hören.

Kommentare

00:45 06.07.2007
Was ist allein sein? Im Kaufhaus, in der Fußgängerzone, an der Kasse. Überall Menschen mit Gefühlen und doch anonym. Oder die Freunde. Erinnerungen, Erlebtes, Gesprochenes, Zärtlickeiten die einen lebendig werden lassen. Aber auch allein?
Es ist nicht mit Wärme zu vergleichen, mit dem Wissen, da ist jemand. Vielmehr damit, das wir die Fähigkeit verloren haben, das kleine um uns zu sehen
Schlussendlich hat jeder jemanden, vielleicht auch unwissend, ein Gedanke reicht machmal schon, auch wenn wir uns mehr wünschen
Der Vorder oder Hintermann an der Kasse der anonym bleibt und doch uns registriert hat?
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

modra Offline

Mitglied seit: 11.04.2007
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2007-07-05 22:45