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Tagebuch MI
2005-04-14 18:15
Liebe Innen, Liebe Außen
Das, was ein Mensch von seinen Eltern an Liebe bekommt oder nicht bekommt, das trägt er sein Leben lang mit sich herum. Es ist unauslöschlich und untrennbar mit ihm verbunden.

Wenn ein Mensch von seinen Eltern als Kind zu wenig Liebe bekam, Liebe in Form von Annahme, in Form von Zeit, in Form von bewußter Präsenz der Eltern, Aufmerksamkeit, ehrliches Interesse am Leben des Kindes, Bereitschaft der Eltern, Fehler vor dem eigenen Kind einzugestehen, dem Kind zuzugestehen, daß es Recht haben könnte und sie selbst Unrecht, das Kind exakt so nehmen, wie es ist, es dort zu lassen, wo es ist, ihm Zeit zu lassen, es seine eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen machen zu lassen, ihm nichts vorenthalten, weder ein gute noch eine schlechte Erfahrung, sondern sich eher als Puffer sehen, als Ansprechpartner, der dann spricht, wenn er gefragt wird und nicht dann, wenn er meint, jetzt etwas sagen zu müssen -, wenn es davon zuwenig bekam, dann wird es sein Leben lang danach suchen und danach verlangen, wovon es meint, daß es zuwenig bekam.

In jedem Menschen wird es das zu sehen versuchen, was es in den Eltern nicht gesehen hat. Von jedem Menschen wird es irgendetwas erwarten, wovon es nicht genug bekommen hat. Es wird nach Bestätigung suchen, nach Anerkennung, nach Annahme, nach totaler Liebe. Die Angst, niemals in seinem Leben diese Anerkennung zu bekommen, nach der es sich sehnt, wird es sein Leben lang begleiten. Und Mißtrauen wird es begleiten, Mißtrauen gegen andere und gegen sich selbst.

Seine Ansprüche sind groß, seine Erwartungen wachsen mit den Jahren, schließlich werden sie praktisch unerfüllbar: es verlangt nichts anderes als bedingungslose Liebe. Es muß aufpassen, daß daraus nicht ein gewaltiges Ego wird.

Ich glaube, hier ist der Bereich überschritten, wo man einem Menschen sagen kann, die wahre Liebe sei in ihm, er solle in sich selbst danach suchen, was er meint, nur im Außen finden zu können. Man kann einen anderen Menschen nicht mehr lieben, als sich selbst. Aber die Sache ist die, daß man sich ja tatsächlich liebt, auch wenn man es nicht zugibt. Oder gibt es vielleicht einen Menschen, der tatsächlich jemand anderes sein möchte? Der tauschen würde, wenn er es könnte?

Ein Mensch liebt sich selbst aber auch um so mehr, je mehr er von einem anderen Menschen geliebt wird. Es hält sich die Waage, es gibt sich die Hand. Liebe Innen und Liebe Außen, das bleibt stets gleichauf. Ich kenne keinen, der nie von einem anderen Menschen geliebt wurde und trotzdem die Liebe zu sich selbst entdeckt und entwickelt hat.

MI


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