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Tagebuch MI
2005-04-12 16:26
Die Wirkung von Schockerlebnissen
Die Rechung für's Auto hat doch bei mir einen nachhaltigen Schock ausgelöst. Es ist völlig klar, daß so etwas vorerst nicht wieder passieren darf. Klar, wir haben ein gewisses Budget schon eingeplant. Aber nun haben wir den Wagen erst vor knapp zwei Jahren gekauft und haben nun schon über 20% des Kaufwertes dort hineinstecken müssen. Dabei haben wir unseren Alten damals genau aus dem Grund in Zahlung gegeben, daß wir teure Reparaturen befürchteten. Diese Rechnung ist also nicht aufgegangen.

Schockerlebnisse haben jedoch langfristig immer ungeheuer positive Nebenwirkungen. Einem wird mit einem Male klar, was einem wirklich wichtig ist. Mir ist z. B. ungeheuer wichtig, daß ich mein Leben aus eigenen Mitteln bestreiten kann und nicht irgendwo nach Geld fragen muß. Zwar bekommen wir immer mal wieder von meinen Schwiegereltern Unterstützung, aber wir fragen nie danach und könnten es notfalls auch ohne.

Gerade jetzt ist uns die Unterstützung natürlich sehr lieb, da die Kosten für den Wagen eigentlich als Urlaubskosten geplant waren und wir ohne das von meinen Schwiegereltern angebotene Geld dieses Jahr keinen Urlaub machen könnten.

Das frustriert mich einerseits, denn ich habe den in Deutschland höchstmöglichen Ausbildungsgang durchlaufen und abgeschlossen, gehe einer regelmäßigen Berufstätigkeit meiner Ausbildung entsprechend nach und kann mit dem Geld dennoch nicht alles finanzieren, von dem ich denke, daß es zu einem "normalen" Familienleben gehört.

Das liegt aber auch daran, daß unser Umgang mit dem monatlich zur Verfügung stehenden Geld reichlich "lax" war. Wir sind weit davon entfernt gewesen, wie die Menschen zu früheren Zeiten ihre Ausgaben zu überdenken, und auf das eine zu verzichten, um dafür sich das andere leisten zu können.

Die Kinder wollen ein Eis? Klar, ein Euro pro Stück, macht zusammen drei Euro. Ein oder zwei Milchkaffee dazu, schon sind 10 Euro futsch. Aber prozentual am Monatseinkommen gemessen ist das doch nicht so viel.

Viel wird es nur, wenn so etwas mehrmals vorkommt, dann ist da pro Monat einiges an Fixkosten für solche Sachen einzuplanen. Eine neue Hose? Brauche ich zwar nicht, aber die gefällt mir doch so gut! Ein Buch? Ich habe zwar zu Hause schon massig ungelesene, aber das da brauche ich einfach noch, es spricht mich gerade so an. Ein bißchen Lego bei ebay ersteigern? Klar, kann ich ja weiterversteigern, wenn ich es nicht mehr haben will.

Und so summiert sich das über die Zeit zu einem hübschen Sümmchen. Wie hoch diese Summe ist, das wissen wir gar nicht. Wieviel Geld wir wirklich brauchen, das wissen wir auch nicht. Und um das herauszufinden, ist es nötig, die Ausgaben konsequent festzuhalten. - Wie uncool! Wo bleibt denn da die Spontaneität? Muß ich mich jetzt für jede Ausgabe rechtfertigen?

Nein, muß ich nicht. Dann muß ich aber davon ausgehen, daß wir früher oder später auf dem Trockenen sitzen werden, weil wir auf die bisherige Art und Weise über unsere Verhältnisse leben. Und dann ist es auch vorbei mit der „Spontaneität“.

Es mußte erst dieser "Autoschock" passieren, damit sich in mir die Bereitschaft zeigte, meine Ausgaben festzuhalten. Das spontane Geldausgeben ist mir plötzlich völlig unwichtig geworden, sondern mir ist jetzt (endgültig) wichtig geworden, einen Überblick über unsere Finanzen zu bekommen und auf verzichtbare Ausgaben zu verzichten, damit wir uns für spätere Zeiten ein gewisses Polster ansparen können.

E. ist auch mit dabei, jetzt wird alles festgehalten bis auf weiteres. Der erste Effekt: Geld ausgeben wird "schwieriger" bzw. Geld nicht ausgeben wird einfacher.

Was letztlich dabei herauskommen wird, wieviel Sparpotential wir haben, wieviel wir wirklich schaffen, zurückzulegen, das wird sich sicher erst nach einiger Zeit zeigen. Ich habe jetzt aber das gute Gefühl, einen längst notwendigen Schritt endlich in die Wege geleitet zu haben.

Für die notwendige Bereitschaft auf finanzielle Freiheit zu verzichten und zu einer Art (finanziell) gläsernen Ehemann zu werden, war aber erst wieder dieses Schockerlebnis notwendig, das mir klargemacht hat, daß es mir noch viel viel wichtiger ist, als Familie finanziell autonom zu sein, als für mich als Einzelperson. Denn erst über Geld, das die Familie nicht braucht, kann ich frei verfügen. Und wieviel das tatsächlich ist, das muß ich erst einmal herausfinden.

MI


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