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Tagebuch Malaika
2006-11-04 01:50
Klatsch und Tratsch
Darauf könnte ich auch verzichten, wenn es mich nicht betreffen würde, aber so tut es das doch und es regt mich gerade total auf.

K. hat mich die letzten Wochen immer wieder mal angesprochen, ob wir was zusammen machen. Letzte Woche sind wir dann auch mal was trinken gegangen und er hat mir ziemlich viel erzählt, was seine Lage betrifft. Er selbst sieht sich ja als ein Mobbingopfer und ich wollte wissen, inwiefern. K. hat dann von M. erzählt, mit dem er zusammen eine Geschichte entwickelt hat und die M. jetzt alleine benutzt hat und Ks. Namen auch rausgenommen hat.
Er hat mir dann auch von einer Idee erzählt und gefragt, ob wir zusammen daran arbeiten. Ich meinte, klar, warum nicht, aber mehr als die Idee steht ja noch nicht und bevor wir die Geschichte entwickeln können, müssen wir recherchieren. K. hat gefragt, ob es stimmt, dass ich auch N. helfe. Ich meinte, ja, das stimmt, bisher haben wir zwar noch nicht so viel dran gemacht, aber mal schauen.

So, jetzt der Knaller. K. erzählt in allgemeiner Runde, in der N. und ich nicht dabei sind, dass ich mit N. nicht mehr arbeiten würde. Ich frag mich echt, was ihn da geritten hat, dass er sowas sagt - auch noch, wenn ich gar nicht dabei bin, weder ich noch N.! Das wurde natürlich wieder rumgetratscht, N. rief mich vor ein paar Tagen an und hat gefragt, ob das stimmt, ich war total von den Latschen und richtig sauer. Ich habe mit Absicht einen Tag gewartet, um mich ruhig hinzusetzen und zu überlegen, was ich machen soll, weil ich das sowas von daneben finde, aber auch irgendwie etwas psycho, was mir unheimlich ist. K. erzählte beim Kaffeetrinken auch, dass "sie" eines Tages schon sehen würden, dann würde er am längeren Hebel sitzen, usw. Rachephantasien, die jeder mal hat, glaube ich, aber es ist schon was anderes, das auch zu äußern, mehrmals.
Ich habe K. gemailt, dass ich das total daneben finde und dass ich immer noch für mich selbst sprechen kann. Auch wenn er Probleme mit N. hat, soll er sie halt lösen - aber mich dabei rauslassen. Was für eine elende Kindergartenscheiße, aber wenn man selbst davon betroffen ist, ist es alles andere als lustig. Es ist einfach psycho.

Eben habe ich erfahren, dass sich M. negativ über mich geäußert hätte, bei mir müsse man ja aufpassen. Ich finde das echt nur noch komisch, schließlich habe ich mit M. überhaupt nichts zu tun. In zwei Jahren haben wir vielleicht 5 mal miteinander geredet, wenn überhaupt und dann auch nur über oberflächlichen Kram. Woher hat er also sein Bild? Klar, man soll sich vor Verschwörungstheorien hüten, aber mittlerweile fällt es mir schwer, da noch klaren Durchblick zu haben, weil es jetzt plötzlich so geballt kommt, während die ganze Zeit nichts war. Vielleicht hat K. da seine Finger im Spiel, vielleicht auch N. ich werde es wohl nie herauskriegen, weil keiner von denen ehrlich und offen sein kann. Alles läuft nur hinter dem Rücken des anderen ab. Das bin ich, ehrlich gesagt, nicht gewohnt. In meinem alten Studium war es nicht so. Da hing man einfach mit den Leuten herum, die man mochte und fertig. Da gab es kein großes Rumgeläster, weil die Grundstimmung einfach anders war. Hier weiß ich so genau, dass ich da einfach nicht hingehöre. Es ist mir oft egal, weil ich mein Ziel vor Augen habe und DAS ist wichtig. Manchmal, so wie jetzt, kommt mir das alles wirklich wie der letzte Haufen Menschheit vor, der sich nur dann gut fühlt, wenn er jemand anderen schlecht machen kann. Irgendwelche Machtspielchen treibt, die mir zu viel Energie kosten würden.

Einerseits würde ich das gerne klären, andererseits habe ich einen totalen Widerwillen in mir - wenn jemand so ein Bild von mir hat, dann lohnt es sich in meinen Augen gar nicht, mich damit auseinanderzusetzen. Vielleicht falsch, wenn ich an K. denke, dann erinnere ich mich vor allem daran, dass er sich zu nichts irgendwann mal konkret und klar geäußert hätte. Und jetzt in dieser Lage steckt.
Das Fiese ist eigentlich, dass wenn man sich davon in seinem Verhalten lenken lässt, gibt man dem anderen irgendwie Recht - Bestätigung des Bildes, das er eh schon hat. Ich finde es aber sauschwer, trotzdem nach wie vor neutral bzw. gut gelaunt zu sein, das komplett an mir abprallen zu lassen. Ich weiß, ich sollte es an mir abprallen lassen und vielleicht ist das auch der Grund, warum ich das hier so ausführlich beschreibe. Dann ist es irgendwo gespeichert und mein Kopf kann sich wieder mit anderen Dingen beschäftigen.

Mein Vater hat mal zu mir gesagt, dass es keine Rolle spielt, was die anderen von einem denken, dass man sich davon nicht ablenken lassen darf, dass man sein eigenes Ziel nicht aus den Augen verlieren darf. Zu jemand anderen gesprochen wären diese Worte vielleicht nicht zutreffend. Bei mir schon. Ich weiß ja, dass ich dazu neige, mir vieles zu sehr zu Herzen zu nehmen - das überrascht die Leute immer wieder, weil ich anscheinend gar nicht so wirke. Ich weiß auch, dass oft irgendwas dahinter steckt, eigene Probleme, die dann auf so eine Weise auf jemanden oder etwas übertragen werden, weil es einfacher ist, als sich selbst in Frage zu stellen. Und trotzdem frage ich mich, ob das auch irgendwann mal wieder leichter wird.

Bei anderen fällt mir das manchmal richtig extrem auf. Dann sehe ich sie wie von Weitem und verstehe plötzlich, warum sie auf einer bestimmten Ebene nicht ernst genommen werden oder nicht so erkannt werden, wie sie es wirklich meinen. Bei dem einen ist es die explosive Wut, je lauter er schreit, um so weniger Aufmerksamkeit bekommt er, obwohl er genau das haben will, für ein paar Minuten Aufmerksamkeit und Mitgefühl. Bei dem anderen ist es die Zurückhaltung, die als Arroganz ausgelegt wird, dabei ist er einfach nur schüchtern. Beim nächsten ist es das permanente Grübeln über irgendetwas, das als unangenehm unentspannt interpretiert wird. Es gibt immer etwas und es lohnt sich eigentlich nie, sich darüber aufzuregen. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wie solche Bilder entstehen.

Gruppendynamiken kommen mir schlimm vor. Ich erinnere mich an einen Lehrgang, da gab es eine junge, hübsche Frau, die von allen älteren Frauen (deutlich älteren Frauen) gemobbt wurde. Dabei hat sie nichts getan, was verwerflich wäre. Man hat richtig gespürt, was für ein Neid da war bei den älteren Frauen - "Boah, die hat noch alles vor sich." "Na, die muss sich ja keine Sorgen machen. Unsereins..."
Sie haben sie sogar angezeigt, weil sie herausgefunden haben, dass sie nebenher etwas Geld verdient. Das ist richtig abgrundtief böse.
Und das Fiese war, dass der Lehrgangsleiter auch noch auf diese Schiene eingestiegen ist. Als deutlich wurde, dass sie gemobbt wurde von den anderen, hat er sie total auf den Kieker gehabt.

Diese Mechanismen sind von der reinen Logik her zu verstehen. Man kann psychologisch herangehen, soziologisch, usw. Und trotzdem will ich mit so etwas nichts zu tun haben.

Ich bin bestimmt kein Engel, kein guter Mensch im Sinne von ständig aufmerksam und allen helfen können oder wollen. Aber das bisschen Menschlichkeit, das ich habe, will ich nicht auch noch verlieren. Und so langsam frage ich mich wirklich, was ich nach dem Studium machen soll, wie ich vorgehen kann, dass die Arschlochphase nicht weitergeht. Ich weiß, dass ich Talent habe. Ich weiß nur nicht, ob ich so hart sein kann, dass so etwas an mir abprallt.
Es ist ja auch fast ironisch. Bei meinem ersten Studium lag alles auf einem menschlichen Umgang, schließlich war das auch Inhalt des Studiums. Jetzt bin ich in einem Studium, in dem Egoismus und Rücksichtslosigkeit gefragt sind.

Aber nein, ich will das nicht akzeptieren. Ich kann das nicht akzeptieren, weil ich so nicht arbeiten will. Es muss auch irgendwo andere Menschen geben, die diesen Beruf deshalb machen, weil sie voller Leidenschaft sind und nicht voller Ruhmgeilheit. Ich muss sie nur finden.

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leben 

Kommentare

21:26 04.11.2006
Das sehe ich genauso.
In manchen Gruppen sind die netteren Vertreter der menschlichen Gattung vielleicht ein bisschen versteckt, weil sie von der Fiesheit anderer sozusagen überdeckt werden. Aber es lohnt sich definitiv, zu suchen. Denn irgendwann, ganz unverhofft, findet man dann jemanden, für den sich die Suche gelohnt hat.
Liebe Grüße
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