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Tagebuch Loewin
2005-11-16 20:50
ob blogging demokratie ist, und...
gerade hab ich einen alten eintrag von mir in einer textdatei gefunden, da sagte ich „blogging ist gelebte demokratie“.
ich habe kurz darüber nachgedacht. ist das so?

an sich schon. es kann sich wirklich jeder äußern. theoretisch. natürlich fangen die einschränkungen schon hier an: junge menschen, die mit computer und neuem medium internet umgehen können, habens leichter. wenn ältere (sagen wir halt mal, damit sich niemand diffamiert fühlt: die durchschnittsrentnerin) überhaupt ins netz gehen (können? wollen?), heißt das noch lange nicht, daß sie auch auf solche phänomene wie das blogging stoßen. vielleicht bleiben sie bei mails, google und amazon und finden gar nicht heraus, daß sie sich selbst beteiligen können.
oder sie stoßen auf eine dieser blogseiten, die anscheinend dazu geschaffen sind, besucherInnen zu verwirren. tags, rss-feed, hotlink,... 100 optionen, das layout zu verändern, alle in programmiersprache und englischen fachbegriffen. klar, keine fremdworte für die im internet praktisch aufgewachsene online-spiel-jugend.
aber ich finde nicht, daß man unbedingt html und co. können sollen muß (?), um einfach nur ein paar worte über sich der welt zur verfügung zu stellen. die blogs haben sich schließlich gerade zu dem zweck entwickelt, laien zu ermöglichen, sich ohne großen streß ein plätzchen im web zu schaffen. warum haben das ein paar große blogseiten überhaupt nicht kapiert.

ohne daß ich es eigentlich vorhatte, bin ich bei dem punkt angelangt, der mir vorhin beim kurzen überlegen eingefallen ist: kompetenz.
die hierarchien, die in der blogger-gemeinde aufgebaut werden, fußen auf kompetenz als maßstab. das ist ein ganz ähnliches schema wie mit der sprachkompetenz im rl, stichwort „elaborierter code“: je mehr fremdwörter ich nutze, je komplizierter ich spreche/ schreibe, desto toller bin ich doch, oder?
hier im netz bleibt der faktor sprache erhalten, gewinnt aber jede menge neue facetten.
versteht der neue user es, ein bildchen in sein blog einzufügen? kann er sich ein hübsches icon basteln?
und, superwichtig, am wichtigsten, wenn auch anderer punkt: wie lange und wie oft ist er online?

ja, hm, ich habe meinen gedankengang schon wieder selbst durchbrochen.

es geht ja hinter der kompetenz um so viel anderes! woher kommt denn die kompetenz? vom zeitaufwand? von der dsl-verbindung + flatrate, die das lange recherchieren ermöglicht?
und jetzt: darf ich da über die hierarchie meckern, wenn die leute sie sich doch hart erarbeitet haben, sie also von „leistung“ kommt?

absolut. welche rolle spielt es, woher sie kommt?
ich beschwere mich dann, wenn ein forumsschreiber den „newbie“ anmeckert, weil der die suchfunktion noch nicht kennt, oder wenn der mailgroup-admin dem neuen mitglied verbal eine reinhaut, weil der es wagt, eine schonmal gestellte frage aufzuwerfen, anstatt das archiv zu durchwühlen. wohlgemerkt, alles in zickigem „ich-bin-1000-jahre-hier-und-admin-und-habe-80millionen-posts“ –ton.

zum glück sieht die internetwelt nicht an den meisten orten so aus. viel öfter kommt es vor, daß der neuling freundlich begrüßt und an der hand genommen wird. es scheint doch bei den meisten (gerade bloggern) ein demokratisches, offenes selbstverständnis vorzuherrschen. man will, daß auch andere zu wort kommen.

es ist natürlich nochmal eine andere frage, wer von den vielen am ende wahrgenommen wird. da haut das leistungprinzip wieder rein, ohne daß guter willen etwas daran zu ändern vermag. wer die meisten kommentare schreibt und die meisten fictions/ bilder/... veröffentlicht, der wird auch am meisten gelesen. (vor allem, wenn dessen werke auch noch als qualitativ hochwertig wahrgenommen werden, aber das ist eher sekundär).
kann daran etwas geändert werden? sollte etwas daran geändert werden?
irgendwie müssen wir, fürchte ich, selektieren, was wir lesen oder anschauen. vielleicht ist die kompetenz doch noch eins der besten kriteren, nach denen sich entscheiden könnte, wen wir wahrnehmen. immerhin kann sich ...fast... jedeR diese kompetenz anarbeiten.

aber –

nein, ich komme vom hundertsten ins tausendste, und sozialisation, verteilung der güter...bla...war nicht das thema, oder wie war das?

...

ich will eben wieder irgendeinen schluß aus all dem ziehen, eine idee, wie wir alles besser machen könnten. ich lande aber nur wieder beim standardmäßigen: hilfbereit gegenüber anderen sein. welt verändern durch beispiel.
(ehrlich, schreib ich noch was anderes? naja, prinzipien halt, tendieren dazu, sich zu wiederholen.)

und politische forderung freies netz für alle. (ist ja schließlich nicht selbstverständlich, nichtmal bei uns). denen in den arsch treten, die uns das wegnehmen oder nicht geben wollen. hier mal nicht freundlich sein. (?)

genau.

das waren meine 10 cent zum weltinformationsgipfel, aus dem mikrokosmos.

manche anderen schreiben dazu relevantes, zum beispiel die taz:

was los ist:http://www.taz.de/pt/2005/11/16/a0122.nf/text

protest:http://www.taz.de/pt/2005/11/16/a0088.nf/text

ein konzept:http://www.taz.de/pt/2005/11/16/a0121.nf/text

und jetzt brauch ich mich meiner banalitätsperpektive wegen wenigstens nicht mehr so zu schämen.

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Kommentare


unbekannt
18:43 25.11.2005
danke, gute anregung, um sich weiter gedanken zu machen :)

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21:03 16.11.2005
gute gedanken, danke!
ansonsten hörte/las/sah (?) ich vor kurzem mal bloggerzahlen aus den usa. ungeheuer große. leser wie schreiber. ich glaub' 20 mio schreiben und 50 mio lesen. d.h. "alle welt" schreibt und kommuniziert wie wild - und nur wenige mehr sind zum lesen da
naja, wir beide - und viele andere hier - sind brav:
schreiben UND lesen UND kommentieren ..
Good luck! :)
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